Max Liebermann, der Hautpvertreter des deutschen Impressionismus, hat neben seinem malerischen OEuvre ein umfangreiches graphisches Werk hinterlassen. Mit großer Meisterschaft und Experimentierfreude bediente er sich der verschiedensten Drucktechniken und galt im Berlin der Jahrhundertwende als einer der führenden deutschen Malerradierer. Es gab für ihn keine ausgesprochene Trennung der Gattungen Malerei und Graphik, wie sie damals von Max Klinger postuliert worden war, und die Kritiker sagten ihm aufgrund seiner freien und unkonventionellen Haltung nach, er versuche in den graphischen Arbeiten Wirkungen zu erzielen, die er mit dem Pinsel, dem Spachtel und der Ölfarbe bezwungen habe. Parallel zu den französischen Nachimpressionisten Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard und Edouard Vuillard beschäftigte sich Max Liebermann in den neunziger Jahren auch verstärkt mit der Lithographie. Die Themen und Motive der Graphiken stehen in enger Beziehung zu seinen Gemälden und Handzeichnungen. Ausführlich stellt er das städtische Leben der Jahrhundertwende in Berlin oder Amsterdam dar und zeigt in zahlreichen Bildnissen die Repräsentanten der Bürgerwelt. Sein Blick gilt aber auch dem Alltag der einfachen Leute in Stadt und Land. Daneben entstehen beeindruckende Landschaften und intime Genrezeichnungen. In seinem Spätwerk nach 1914 findet man zunehmend Graphiken, die sich mit dem militärischen Ambiente der aktuellen Kriegssituation auseinandersetzen. Anläßlich des Geburtstages von Max Liebermann, der sich 1997 zum 150. Mal jährt, würdigt dieses Buch sein graphisches Schaffen und die faszinierende Themenwelt des Berliner Künstlers.