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Das zwischen 1924 und 1926 in Berlin-Kreuzberg errichtete Buchdruckerhaus von Max Taut wird im allgemeinen als "sachlich" bezeichnet. Damit wird die Vorstellung erweckt, daß es sich hauptsächlich um ein auf den "Zweck" ausgerichtetes Bauwerk handelt. Mit Hilfe des Zweck-Begriffs kann jedoch die visuelle Erscheinung und die inhaltliche Konzeption nicht hinreichend erklärt werden. Ein umfassendes Verständnis des Buchdruckerhauses erfordert vielmehr die Berücksichtigung von Wahrnehmungs- und Denkinhalten.
Einzig in seiner 1924 zur Entwurfspräsentation des Buchdruckerhauses verfaßten
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Produktbeschreibung
Das zwischen 1924 und 1926 in Berlin-Kreuzberg errichtete Buchdruckerhaus von Max Taut wird im allgemeinen als "sachlich" bezeichnet. Damit wird die Vorstellung erweckt, daß es sich hauptsächlich um ein auf den "Zweck" ausgerichtetes Bauwerk handelt. Mit Hilfe des Zweck-Begriffs kann jedoch die visuelle Erscheinung und die inhaltliche Konzeption nicht hinreichend erklärt werden. Ein umfassendes Verständnis des Buchdruckerhauses erfordert vielmehr die Berücksichtigung von Wahrnehmungs- und Denkinhalten.
Einzig in seiner 1924 zur Entwurfspräsentation des Buchdruckerhauses verfaßten Denkschrift äußerte sich Max Taut über die inhaltliche Konzeption des Neubaus. Wie dort entnommen werden kann, übertrug er die Philosophie des Konfuzius auf das Buchdruckerhaus. Dabei verwendete Max Taut zwei Darstellungsmethoden: Zum einen setzte er wahrnehmungspsychologische Mittel ein, wie die auf die Apperzeption des Betrachters ausgerichtete Wegführung des Buchdruckerhauses erkennen läßt. Zum anderen griff er auf Motive aus der chinesischen Kunst zurück, die auch in der für das Verbandshaus entworfenen Plastik von Rudolf Belling zu beobachten sind. Sowohl die Wegführung als auch die Motive aus der chinesischen Kunst wurden mit Hilfe von visuellen Strukturen, das heißt Silhouetten, Lineaturen, Farben etc., umgesetzt. Beispielsweise dienten für den Entwurf des bekannten Prismenportals die Umrisslinien einer chinesischen Ehrenpforte.

Max Taut übertrug die Philosophie des Konfuzius metaphorisch im Sinne einer "Gemeinschaft d"er Verbandsmitglieder auf das Buchdruckerhaus. Aus soziologischer Sicht waren die Gewerkschaften ein entscheidendes Element in der Gesellschaft der Weimarer Republik. Sie bildeten eine "Gemeinschaft", welche nicht aus der Familie, sondern aus einer bestimmten Berufsgruppe hervorgegangen ist. Indem Max Taut auf die Philosophie des Konfuzius zurückgriff, wählte er einen wirtschaftlichen Belangen übergeordneten Gedanken. Auf ein einfaches Verhältnis reduziert, handelt es sich dabei um einen Gedanken der Gemeinschaftsbildung.
Das Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker ist ein aussagekräftiges Beispiel für die auf die Apperzeption und das Denken ausgerichtete Architektur der Weimarer Republik.

The book printing house by Max Taut exemplarily shows that purpose concept contributes only qualified understanding of the architecture of the Weimar Republic. Rather, in the contemplation of architecture, psychological awareness and content criteria must also be included.

Kurztext:
Exemplarisch wird an Max Tauts Buchdruckerhaus gezeigt, daß der Zweck-Begriff nur bedingt zum Verständnis der Architektur der Weimarer Republik beiträgt. Vielmehr müssen auch wahrnehmungspsychologische und inhaltliche Kriterien in die Architekturbetrachtung einbezogen werden.
Autorenporträt
Robin Krause, Kunsthistoriker, 2001 Promotion an der Freien Universität Berlin; seit 1992 freier Mitarbeiter der Stiftung Bauhaus Dessau; 2000/2001 Stipendiat des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris; ab 2001 Assistent am Lehrstuhl für moderne und zeitgenössische Kunst des Kunsthistorischen Instituts in Zürich.