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Max Webers religionssoziologische Arbeiten aus den Jahren 1904-1920 in interdisziplinärer und interkultureller Perspektive.
Max Webers Studien zur Religionssoziologie gehören zu den faszinierendsten - und umstrittensten - wissenschaftlichen Texten des 20. Jahrhunderts. In diesem Band diskutieren Weberspezialisten aus vielen Ländern aus vergleichender und interkultureller Perspektive die je eigene Geschichte der Rezeption und Bedeutung der Weberschen Religionssoziologie.

Produktbeschreibung
Max Webers religionssoziologische Arbeiten aus den Jahren 1904-1920 in interdisziplinärer und interkultureller Perspektive.


Max Webers Studien zur Religionssoziologie gehören zu den faszinierendsten - und umstrittensten - wissenschaftlichen Texten des 20. Jahrhunderts. In diesem Band diskutieren Weberspezialisten aus vielen Ländern aus vergleichender und interkultureller Perspektive die je eigene Geschichte der Rezeption und Bedeutung der Weberschen Religionssoziologie.
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Autorenporträt
Dr. Gangolf Hübinger ist Professor für vergleichende Kulturgeschichte der Neuzeit an der Universität Frankfurt/Oder.

Professor Dr. phil., Dr. theol. h.c. mult. Hartmut Lehmann ist em. Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Kiel. Hartmut Lehmann war von 1987 - 1993 Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Instituts in Washington, D.C. und 1993 - 2004 Direktor am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen. Seit 1993 ist Lehmann Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und Foreign Honorary Member der American Academy of Arts and Sciences.Dr. theol. h.c. der Universitäten Basel, Helsinki und Lund.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2004

Was wiegt so ein Soziologe?
Mißglückt: Max Weber gerät in den modernen Körperdiskurs

Im Essay über "Die ,Objektivität' sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis" hat Max Weber "die stete Vermischung wissenschaftlicher Erörterung der Tatsachen und wertender Raisonnements" als "eine der zwar noch immer verbreitetsten, aber auch schädlichsten Eigenarten von Arbeiten unseres Faches" beklagt. Sein Pathos strengster Sachlichkeit wird in der boomenden Weber-Deutungsindustrie selten ernst genommen. Viele Interpreten inszenieren bloß konventionelle Adorationsrituale, wenn sie das Heidelberger mythische Genie zum Künder zeitlos gültiger Wahrheiten erheben. Andere mischen in ihre mehr oder minder oberflächliche Exegese der Texte munter Privatkommentare übers bleibend Gehaltvolle ein. Rivalisierende Deutungssekten haben sich um ihren je eigenen Spezial-Max versammelt, stark im Glauben, dem einzig authentischen Weber zu dienen. Es wäre höchst unterhaltsam, den Weber-Kult in den Begriffen seiner eigenen Religionssoziologie zu analysieren.

Auch die Dokumentation einer Göttinger Tagung über Webers Religionssoziologie spiegelt viel Hagiographie. Neben wohltuend sachlichen Studien zum religionspolitischen Kontext (Gangolf Hübinger über Kirchen und Staat im Kaiserreich, Andreas Anter über das protestantische Staatskirchenrecht) und werkgeschichtlichen Untersuchungen (Hartmann Tyrell über Webers Katholizismus-Bilder und Otto Gerhard Oexle über die Konzepte des Mönchtums) finden sich zwar einige kritische Beiträge, etwa von Helwig Schmidt-Glintzer über die Konfuzianismus-Studie und von Jürgen Paul über Webers verzerrte Sicht der islamischen Stadt. Ansonsten wird über Heidelberger Text-Gebeinen Weihrauch geschwenkt. In charismatischer unio personalis war der heilige Max "Visionär mit bleibender Bedeutung", "Lotse bei der Erkundung interkultureller Begegnungen und Konflikte" sowie "ein Koloß, der durch die Religionen und Jahrhunderte stampfte".

Für die Herausgeber trat Max Weber "wie ein Prophet des Alten Testaments" auf, als "ein Mahner freilich, der seine Botschaft auf präzise kultur-, religions- und politikwissenschaftliche Analyse" gegründet habe. Die prophetische "Botschaft" wollen sie mit körpergeschichtlichen und medizinhistorischen Techniken erhören. "Was bedeutete es für Webers Religionssoziologie, daß sich der Habitus Webers in den Jahren, in denen er sich immer intensiver mit Fragen der Religion beschäftigte, von dem eines eher korpulenten, scheinbar unbegrenzt belastbaren und scheinbar unbegrenzt produktiven jungen Professors zu dem eines hageren, strengen, asketischen Mannes wandelte, der unaufhörlich darüber klagte, wie schwer ihm das wissenschaftliche Arbeiten falle?"

Diese Frage nötigt zur semiologischen Wende der Weber-Hermeneutik. Um den krisenreichen Wegen aus Sucht und Seelenkrankheit zu innerweltlicher Askese nachspüren zu können, sind nun Fotos zu sichten. Verkündete der heroische Skeptizist körpersprachlich das Credo neuer Enthaltsamkeit? "Die Fähigkeit des Erstaunens über den Gang der Welt ist Voraussetzung der Möglichkeit des Fragens nach ihrem Sinn", kann man in der Studie über das "antike Judentum" lesen. Welches Gewicht der Autor damals auf die Waage brachte, muß noch erforscht werden.

FRIEDRICH WILHELM GRAF

Hartmut Lehmann, Jean Martin Ouédraogo (Hrsg.): "Max Webers Religionssoziologie in interkultureller Perspektive". Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Band 194. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003. 388 S., geb., 54,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Friedrich Wilhelm Graf lässt Spott sprechen, um das devote Jüngertum der Weber-Forschung aufs Korn zu nehmen. Leider, führt er aus, werde auch in diesem Tagungsband, trotz einiger sachlicher und sogar kritischer Beiträge, vor allem "über Heidelberger Text-Gebeinen Weihrauch geschwenkt". Dem Rezensenten zufolge geht es den Herausgebern um die Frage, was denn des Heiligen Max zunehmende körperliche Auszehrung und sein asketischer Habitus für seine Religionssoziologie bedeuteten - lag darin eine "Botschaft"? Dazu werden "körpergeschichtliche und medizinhistorische" Werkzeuge hervorgeholt und Fotos gezeigt - eine "semiologische Wende der Weber-Hermeneutik", konstatiert Graf trocken und bedauert, dass die Gemeinde leider das Arbeitsgewicht des Angebeteten nicht ermitteln konnte. Sein Vorschlag: "Es wäre höchst unterhaltsam, den Weber-Kult in den Begriffen seiner eigenen Religionssoziologie zu analysieren."

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