Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2020Der gefangene Vogel singt
Die Geschichte der Dichterin Maya Angelou
Maya Angelou wäre wahrscheinlich sehr traurig, müsste sie die Ereignisse in den USA der vergangenen Wochen noch mit ansehen. In zahlreichen Städten demonstrierten Tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt, nachdem ein Polizist in der Stadt Minneapolis einen afroamerikanischen Mann so brutal zu Boden gedrückt hatte, dass dieser starb. War alles umsonst gewesen? Der Kampf der schwarzen Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre? Martin Luther King und Malcom X’ Einsatz für die Gleichberechtigung schwarzer Frauen und Männer? Mit diesen beiden Anführern der Bürgerrechtsbewegung war Angelou damals unterwegs, um allen Leuten von ihrem Traum zu erzählen: dass man alles werden kann, was man will, ganz gleich, welche Hautfarbe man hat.
Geschichten wie die von Maya Angelou sind gerade bitter nötig – und wenn sie so kindgerecht und wunderbar illustriert daherkommen wie in der Reihe „Little People, Big Dreams“, umso besser. Die Reihe erzählt die Lebensgeschichten berühmter Menschen und davon, wie sie bereits in jungen Jahren einen Traum hatten, den sie dann – oft gegen viele Widerstände – auch lebten. Schön ist, dass hier auch Menschen vorgestellt werden, die in Deutschland nicht so bekannt sind, zu ihnen gehört Marguerite Annie Johnson (1928 – 2014), bekannt geworden unter dem Namen Maya Angelou. Ihr Roman „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“ zählt zu den wichtigsten Büchern der afroamerikanischen Literatur.
In nur wenigen Sätzen wird der Werdegang des schwarzen Mädchens zur berühmten Bürgerrechtlerin skizziert. Es geht dabei nicht um ihre Lebensstationen als vielmehr um die Kraft der Worte. Als Kind spricht Maya nach einem schrecklichen Vorfall jahrelang nicht. Doch in Gedichten und Geschichten entdeckt sie die Magie der eigenen Stimme. Sie verarbeitet ihre Erlebnisse als Kind – Armut, Hass auf Minderheiten, Rassismus und sexuelle Gewalt – als Schriftstellerin und hat damit großen Erfolg. Am Ende spricht Maya, die als „Mädchen Angst vor der eigenen Stimme“ hatte, zum ganzen Land und erzählt davon, was Amerika auch heute gut brauchen kann: Zuversicht für jeden neuen Tag. (ab fünf Jahre)
ROBERT PROBST
Lisbeth Kaiser: Maya Angelou. Reihe: Little People, Big Dreams. Illustriert von Leire Salaberria. Insel-Verlag, Berlin 2020. 28 Seiten, 13,95 Euro
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Die Geschichte der Dichterin Maya Angelou
Maya Angelou wäre wahrscheinlich sehr traurig, müsste sie die Ereignisse in den USA der vergangenen Wochen noch mit ansehen. In zahlreichen Städten demonstrierten Tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt, nachdem ein Polizist in der Stadt Minneapolis einen afroamerikanischen Mann so brutal zu Boden gedrückt hatte, dass dieser starb. War alles umsonst gewesen? Der Kampf der schwarzen Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre? Martin Luther King und Malcom X’ Einsatz für die Gleichberechtigung schwarzer Frauen und Männer? Mit diesen beiden Anführern der Bürgerrechtsbewegung war Angelou damals unterwegs, um allen Leuten von ihrem Traum zu erzählen: dass man alles werden kann, was man will, ganz gleich, welche Hautfarbe man hat.
Geschichten wie die von Maya Angelou sind gerade bitter nötig – und wenn sie so kindgerecht und wunderbar illustriert daherkommen wie in der Reihe „Little People, Big Dreams“, umso besser. Die Reihe erzählt die Lebensgeschichten berühmter Menschen und davon, wie sie bereits in jungen Jahren einen Traum hatten, den sie dann – oft gegen viele Widerstände – auch lebten. Schön ist, dass hier auch Menschen vorgestellt werden, die in Deutschland nicht so bekannt sind, zu ihnen gehört Marguerite Annie Johnson (1928 – 2014), bekannt geworden unter dem Namen Maya Angelou. Ihr Roman „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“ zählt zu den wichtigsten Büchern der afroamerikanischen Literatur.
In nur wenigen Sätzen wird der Werdegang des schwarzen Mädchens zur berühmten Bürgerrechtlerin skizziert. Es geht dabei nicht um ihre Lebensstationen als vielmehr um die Kraft der Worte. Als Kind spricht Maya nach einem schrecklichen Vorfall jahrelang nicht. Doch in Gedichten und Geschichten entdeckt sie die Magie der eigenen Stimme. Sie verarbeitet ihre Erlebnisse als Kind – Armut, Hass auf Minderheiten, Rassismus und sexuelle Gewalt – als Schriftstellerin und hat damit großen Erfolg. Am Ende spricht Maya, die als „Mädchen Angst vor der eigenen Stimme“ hatte, zum ganzen Land und erzählt davon, was Amerika auch heute gut brauchen kann: Zuversicht für jeden neuen Tag. (ab fünf Jahre)
ROBERT PROBST
Lisbeth Kaiser: Maya Angelou. Reihe: Little People, Big Dreams. Illustriert von Leire Salaberria. Insel-Verlag, Berlin 2020. 28 Seiten, 13,95 Euro
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