Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2004Fernsehkomiker, an der Schreibmaschine
Der Ire an sich ist ein vielseitig begabter Mensch: ein großer Sänger und Trinker, ein begnadeter Geschichtenerzähler, voller skurriler Einfälle und mit bissigem Humor. Wer dessen Heimat bereist, begegnet diesen Eigenschaften auf Schritt und Tritt. Ganz allerdings wird kein Fremder verstehen, was in einem eigensinnigen irischen Kopf vorgeht, und jeder nimmt manche Rätsel über die Lebensart irischer Menschen mit nach Hause. Da ist es gut, daß es Erklärungshilfen gibt. Vor ein paar Jahren etwa schrieb Terry Eagleton, ein veritabler Professor für Literaturgeschichte an der Universität Oxford und Theater-Autor, "Die Wahrheit über die Iren" mit kleinen Essays von "Alkohol" bis "Zoologischer Garten, Dublin", die mit viel Ironie ein wenig Licht ins Dunkel der Abgründe und der wunderbaren Marotten seiner Landsleute bringen, jetzt hat Pete McCarthy "Mein ganz persönliches Irland" verfaßt. Er räume, so heißt es im Klappentext, in diesem Buch mit allen irischen Klischees auf. Manchmal aber scheint es, als bediene er gerade diese durch Kalauer um jeden Preis und den Zwang, witzig sein zu müssen, was man von ihm als Comedy-Star im britischen Fernsehen auch erwartet. Gewiß erfährt man auch einiges über die Insel und irische Befindlichkeit, aber dies ist zwischen vielen Worten versteckt - mit nachlassendem Amüsement, je länger man liest. Vielleicht fehlt ihm, in Liverpool aufgewachsen, mit einer irischen Mutter und einem britischen Vater, doch der letzte Durchblick des Eingeborenen. So wird man sich, um der irischen Seele auf die Spur zu kommen, nach wie vor an jene literarischen Größen des Landes halten müssen, die aus der Mitte des Lebens schreiben: an Brendan Behan, Sean O'Casey oder, in jüngster Zeit, Frank McCourt und dessen zwar geschwätzigen, aber ungeheuer komischen Bruder Malachy.
tg.
"McCarthy's Bar - Mein ganz persönliches Irland" von Pete McCarthy. Piper Verlag, München 2004. 387 Seiten, broschiert. 9,90 Euro. ISBN 3-492-24041-0.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Ire an sich ist ein vielseitig begabter Mensch: ein großer Sänger und Trinker, ein begnadeter Geschichtenerzähler, voller skurriler Einfälle und mit bissigem Humor. Wer dessen Heimat bereist, begegnet diesen Eigenschaften auf Schritt und Tritt. Ganz allerdings wird kein Fremder verstehen, was in einem eigensinnigen irischen Kopf vorgeht, und jeder nimmt manche Rätsel über die Lebensart irischer Menschen mit nach Hause. Da ist es gut, daß es Erklärungshilfen gibt. Vor ein paar Jahren etwa schrieb Terry Eagleton, ein veritabler Professor für Literaturgeschichte an der Universität Oxford und Theater-Autor, "Die Wahrheit über die Iren" mit kleinen Essays von "Alkohol" bis "Zoologischer Garten, Dublin", die mit viel Ironie ein wenig Licht ins Dunkel der Abgründe und der wunderbaren Marotten seiner Landsleute bringen, jetzt hat Pete McCarthy "Mein ganz persönliches Irland" verfaßt. Er räume, so heißt es im Klappentext, in diesem Buch mit allen irischen Klischees auf. Manchmal aber scheint es, als bediene er gerade diese durch Kalauer um jeden Preis und den Zwang, witzig sein zu müssen, was man von ihm als Comedy-Star im britischen Fernsehen auch erwartet. Gewiß erfährt man auch einiges über die Insel und irische Befindlichkeit, aber dies ist zwischen vielen Worten versteckt - mit nachlassendem Amüsement, je länger man liest. Vielleicht fehlt ihm, in Liverpool aufgewachsen, mit einer irischen Mutter und einem britischen Vater, doch der letzte Durchblick des Eingeborenen. So wird man sich, um der irischen Seele auf die Spur zu kommen, nach wie vor an jene literarischen Größen des Landes halten müssen, die aus der Mitte des Lebens schreiben: an Brendan Behan, Sean O'Casey oder, in jüngster Zeit, Frank McCourt und dessen zwar geschwätzigen, aber ungeheuer komischen Bruder Malachy.
tg.
"McCarthy's Bar - Mein ganz persönliches Irland" von Pete McCarthy. Piper Verlag, München 2004. 387 Seiten, broschiert. 9,90 Euro. ISBN 3-492-24041-0.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
'In its freewheeling, informal, jokey way, it is nothing less than an portrait of modern Ireland, in all its splendid contradictions. For a study on Ireland and Irishness, the book is exhilaratingly cosmopolitan in outlook ... Television's loss has been literature's gain.'
Telegraph
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