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Das organisierte Verbrechen ist ein Gewinner der Globalisierung das ist die bittere Erkenntnis des britischen Journalisten Misha Glenny nach jahrelangen Recherchen in der Unterwelt. In seinem spektakulären, oft erschreckenden und bahnbrechenden Buch enthüllt er die brutalen Profiteure der weltumspannenden Schattenwirtschaft von der kasachischen Kaviarmafia über ukrainische Waffenhändler bis zu kanadischen Drogensyndikaten. Waffenschmuggel, Frauenhandel, Drogengeschäfte, Geldwäsche, Internetbetrügereien, Korruption: Das organisierte Verbrechen hat von den politischen, wirtschaftlichen und…mehr

Produktbeschreibung
Das organisierte Verbrechen ist ein Gewinner der Globalisierung das ist die bittere Erkenntnis des britischen Journalisten Misha Glenny nach jahrelangen Recherchen in der Unterwelt. In seinem spektakulären, oft erschreckenden und bahnbrechenden Buch enthüllt er die brutalen Profiteure der weltumspannenden Schattenwirtschaft von der kasachischen Kaviarmafia über ukrainische Waffenhändler bis zu kanadischen Drogensyndikaten.
Waffenschmuggel, Frauenhandel, Drogengeschäfte, Geldwäsche, Internetbetrügereien, Korruption: Das organisierte Verbrechen hat von den politischen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen der Jahre nach dem Mauerfall enorm profitiert und sickert in fast alle Lebensbereiche ein. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts aus kriminellen Aktivitäten stammen.
Bei seinen jahrelangen mutigen Recherchen hat Misha Glenny mit Gangstern, Opfern, Politikern und Polizisten auf der ganzen Welt gesprochen und die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Zusammenhänge der organisierten Kriminalität durchleuchtet. Ob er von der russischen Mafia berichtet, von kolumbianischen Drogenbaronen oder chinesischen Menschenschmugglern es wird deutlich, aus welchen Quellen sich das hydragleiche Verbrechen speist: aus der Armut der Entwicklungsländer, der unablässigen Gier nach Drogen und Waffen, dem materiellen Überfluss der westlichen Industrienationen. Glenny öffnet uns die Augen für eines der großen Probleme unserer Zeit.
Eine fesselnde und furchtlose Recherche in der internationalen Unterwelt Zeigt viele bisher unbekannte Aspekte des organisierten Verbrechens.
Autorenporträt
Misha Glenny, geb. 1958, ist ein britischer Journalist und Spezialist für Mittel- und Südosteuropa sowie für das internationale organisierte Verbrechen. Er arbeitete zunächst für den Guardian , später dann für die BBC, wo er sich zur Zeit der Jugoslawienkrise als Balkan-Korrespondent einen Namen machte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und wird regelmäßig von europäischen Regierungen zu Rate gezogen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2008

Die Mafia lizenziert ihr Geschäftsmodell

Das gut organisierte Verbrechen bedient sich neuer Managementmethoden. Arbeitsteilung und Franchising lassen die Branche blühen wie nie.

VON CARSTEN GERMIS

Die Weltwirtschaft lahmt, doch eine Branche boomt wie noch nie: das organisierte Verbrechen. Ob Russenmafia, chinesische Triaden oder kolumbianische Drogenbarone - in der grenzenlosen Welt der Globalisierung boomen ihre Geschäfte.

Bis zu 20 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts stammen heute aus kriminellen Aktivitäten, schätzen die Weltbank und der Internationale Währungsfonds. Diese Verbrecher sind nicht nur Räuber und Mörder, sondern "auch gute Kapitalisten und Unternehmer", sagt der britische Experte Misha Glenny, dessen Buch über den Siegeszug des organisierten Verbrechens am Mittwoch in die Buchhandlungen kommt. "Sie suchten sich ihre Partner und Märkte auf allen Kontinenten und waren in jeder Hinsicht ebenso kosmopolitisch wie Shell, Nike und McDonald's."

Was unterscheidet organisierte Kriminalität von den Verbrechen gewöhnlicher Gauner? In Deutschland ist das seit 1992 sogar gesetzlich klar definiert: "Unter organisierter Kriminalität ist eine von Gewinnstreben bestimmte planmäßige Begehung von Straftaten durch mehrere Beteiligte zu verstehen", heißt es. Die Verbrecher müssen "auf längere und unbestimmte Zeit arbeitsteilig" zusammenarbeiten. Sie müssen geschäftsähnliche Strukturen haben, Gewalt anwenden und versuchen, "auf Politik, Medien, Justiz oder Wirtschaft Einfluss zu nehmen".

Dabei kann organisierte Kriminalität positive Folgen haben. Als Anfang der 90er Jahre in Russland und früheren Sowjetrepubliken die staatliche Ordnung zusammenbrach, suchte die neue Klasse der Geschäftsleute schnell Schutz bei der russischen Mafia. Glenny zitiert einen Geschäftsmann aus Omsk mit den Worten: "Wir sind bereit, mit Schutzgeldern zu arbeiten, denn das kostet uns nur zehn Prozent." Der Staat verlangte mehr, konnte aber - anders als die straff organisierten Verbrecherbanden - nicht garantieren, dass die Unternehmen ihre Geschäfte ungestört fortsetzen können. Ohne die Mafia hätte sich die russische Variante der Marktwirtschaft so schnell nicht durchgesetzt.

Dabei haben russische Verbrechergruppen gegenüber Organisationen wie der Mafia oder der Cosa Nostra einen entscheidenden Vorteil. Während in der italienischen Mafia Familienbanden eine starke Rolle spielen, wird die russische Mafia nur vom gemeinsamen Geschäftsinteresse zusammengehalten. Das lässt sie ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln: Die tschetschenische Mafia zum Beispiel wurde in Russland wegen ihrer Gewalt schnell zu einem Markennamen. Ihre Bosse nutzen das aus, um ein riesiges Franchiseunternehmen aufzubauen - McMafia orientierte sich an großen Vorbildern wie McDonald's. "Sie verkauften den Namen ,tschetschenisch' an Schutzgeldkartelle in anderen Städten", berichtet Glenny. Die zahlten dafür und mussten zudem zusichern, bei Widerstand ebenso brutal aufzutreten wie das Original.

Ob Drogenhandel, Waffenschiebereien oder Frauenhandel - überall arbeiten organisierte kriminelle Banden arbeitsteilig in einer genau ausgearbeiteten Infrastruktur zusammen. Glenny zeigt das am Beispiel einer jungen Frau aus Moldau, Ludmilla, die zur Prostitution an ein Bordell in Israel verkauft wurde. "Als sie in Tel Aviv ankam, war sie durch die Hände von Moldauern, Russen, Ägyptern, Beduinen, russischen Juden und einheimischen Israelis gegangen", schreibt er. Jeder verdiente an diesem Geschäft, nur Ludmilla nicht. Und ihr Albtraum hatte mit dem Transport erst begonnen.

Deutschland ist wegen seiner offenen Grenzen beim organisierten Verbrechen besonders beliebt. Die Fahnder des Bundeskriminalamtes klärten 2007 Fälle organisierter Kriminalität auf, die rund eine halbe Million Euro Schaden angerichtet hatten. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Experten rechnen mit 35 Milliarden Euro, die organisierte Verbrecherbanden in der Bundesrepublik verdienen. Durch die Öffnung der Grenzen werden auch immer mehr Banden aus dem Ausland aktiv (siehe Grafik). Dabei funktioniert die Arbeitsteilung zwischen ihnen hierzulande und weltweit immer noch entlang ethnischer Grenzen. Deutsch dominierte Gruppen sind vor allem bei der Wirtschaftskriminalität und beim Drogenhandel stark. Türkische Gruppen kontrollieren den Heroinhandel über den Balkan. Polnische Gruppen sind nach wie vor für die Verschiebung gestohlener Autos nach Osteuropa zuständig. Die Russen sind spezialisiert auf Geldwäsche.

Auf dem Vormarsch sind - wie in der Weltwirtschaft auch - die Chinesen. 60 Prozent der gefälschten Markenwaren, die auf der Welt verkauft werden, stammen aus China. 20 bis 25 Prozent der chinesischen Exporte sind Fälschungen. Ein großes Problem ist dabei, dass viele chinesische Politiker die organisierte Kriminalität und die verbreitete Korruption dulden, solange sie die Herrschaft der Kommunistischen Partei nicht gefährden.

In Japan haben chinesische Triaden schon Fuß gefasst. Die japanische Yakuza, das wohl mächtigste Schutzgeldkartell, beschäftigt wegen ihrer Rekrutierungsprobleme in der alternden Gesellschaft immer mehr Chinesen als Subunternehmer. Als Glenny einen Yakuza-Veteranen darauf ansprach, sagte der grinsend: "Wenn ich Anlageberater wäre, würde ich meinen Klienten sagen, sie sollten ihre Yakuza-Aktien verkaufen und stattdessen in die Triaden investieren."

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2008

Neue Bankräuber
Die Welt der organisierten Kriminalität ist teilweise die eigentliche Welt Von Hans Leyendecker
Bankräuber sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Ihre Überfälle zeugen nur noch von naivem Dilettantismus. Und was ist schon der Finger am Abzug einer Waffe verglichen mit der Hand, die den Geldhahn auf- und zudreht? In der grenzenlos gewordenen Welt boomen die Geschäfte des organisierten Verbrechens. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds schätzen, dass mittlerweile bis zu zwanzig Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts aus kriminellen Aktivitäten stammen. Von einer ähnlichen Größenordnung wie die beiden Milliarden-Hochburgen geht der britische BBC-Reporter und Buchautor Misha Glenny aus, der die Welt des international organisierten Verbrechens kennt. Sein neues Buch hat er McMafia genannt.
Das ist ein origineller Titel für ein nicht ganz so neues Phänomen. „Mafia, eigtl. Überheblichkeit, Anmaßung”, erklärt der Duden. Der Mafioso ist in aller Regel unabhängig von den bürgerlichen Gesetzen und vertraut auf eigene Machtmittel. Mafia ist kein Geheimbund, sondern die Definition eines Zustands. Der Aggregatzustand der Gesellschaft, das steht fest, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht zum Besseren entwickelt. Seit der Implosion des Ostens ist das organisierte Verbrechen immer weiter gewachsen und immer neue Bündnisse eingegangen. Machtlos stehen vielerorts Ermittler vor dem Netzwerk krimineller Unternehmungen. Längst übertrifft die Wirklichkeit die Fiktion an Phantasie.
Als sich in Osteuropa Staaten auflösten, verschwand nicht nur eine Ideologie. Zehntausende früherer Sicherheitsmitarbeiter bauten kriminelle Konzerne auf, die unter anderem mit Drogenschiebereien, Schmuggel, Menschenhandel, Waffenhandel und allen Formen der Eigentumskriminalität das große Geld machten. Ständig erschlossen sie neue Märkte. Die für ihre Brutalität bekannte tschetschenische Mafia etwa verkaufte sogar ihren Namen an Schutzgeldkartelle, wie Glenny berichtet. Die machten die Dreckarbeit und mussten ebenso brutal auftreten wie das Original. Bankhäuser, Briefkastenfirmen, Treuhandgesellschaften, Beratungsfirmen und Holdings mit Phantasienamen steuerten dann Milliarden-Transaktionen. Dieses Geld ist Bestandteil des Finanzsystems und wird quer durch die Wirtschaftsbereiche investiert.
Glennys Reise in die Welt des organisierten Verbrechens führt den Leser nach West- und Osteuropa, Russland, China und Japan über Nord- und Südamerika in den Nahen Osten und nach Afrika. Er beschreibt die Internationalität des Geschäfts. Vor gut anderthalb Jahrzehnten etwa trafen sich kolumbianische Drogenkartelle und europäische Kriminelle auf Einladung italienischer Anwälte, die in Brasilien leben, auf einer Karibikinsel, um den Kokainschmuggel nach Europa neu zu organisieren. Der Autor warnt, dass Länder wie Sierra Leone oder Liberia zum Handlanger kolumbianischer Drogenkartelle werden könnten.
Der Brite ist Spezialist für Mittel- und Südosteuropa und hat auch deshalb einen besonderen Blick auf die panbalkanische Mafia und auf das kriminelle Gewese in Bulgarien. Im Schatten öffentlicher Wahrnehmung, aber in den Umrissen schon deutlich erkennbar, sind dort Verbrechensimperien entstanden. Die Staaten des früheren Jugoslawien, schreibt Glenny, hätten „die Logistik ihrer militärischen Anstrengungen in die Hände von Verbrecherbanden” gelegt. Der Westen habe zugeschaut und sich sogar der aus kriminellen Aktivitäten stammenden Produkten bedient.
Glennys Beschreibungen der Entwicklung der japanischen Yakuza oder der chinesischen Triaden hingegen sind eher klischeehaft. Kein Buchautor kann offenkundig Spezialist für alle weltweiten Formen der organisierten Kriminalität sein. Deutschland, wo es diese auch gibt, spart er aus, was kein allzu großer Mangel ist. Dass die osteuropäischen Verbrechenskonzerne in den Zeiten der Wirrnis den Aufbau des Kapitalismus erst möglich gemacht haben, ist ebenso eine Kernthese Glennys wie der Vorschlag, beispielsweise Marihuana freizugeben, um den kriminellen Unternehmungen den Gewinn wegzunehmen. Den Krieg gegen Rauschgift, der von den USA ausgerufen wurde, hält er für verloren.
Die Syndikate unserer Tage bilden keine Gegenmacht, bauen keinen Parallelstaat auf, sie wollen Anpassung um jeden Preis und hemmungslose Assimilation. Geräuschlos wollen sie sich in den Wirtschaftskreislauf integrieren und möglichst hohen Profit erzielen. Gewalt werde nur als letztes Mittel eingesetzt, meint Glenny. Die Bosse hätten gelernt, dass Mord- und Totschlag nur die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden auf sich ziehen und die Geschäfte stören.
Dass die Unterwelt zur Oberwelt werden könne, war die These vieler Kriminologen in den achtziger und frühen neunziger Jahren. Die Aufmerksamkeit ließ nach, als der islamistische Terrorismus die gewöhnliche Kriminalität aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verdrängte. Der neue Blick zeigt: Das Menetekel vom Verbrechen, das eines Tages die Welt regiert, ist keine Zustandsbeschreibung, sondern war Apokalypse.
In diesen Tagen stellt sich ohnehin die Frage, wo denn überhaupt der Unterschied zwischen aggressivem Turbokapitalismus und Kriminalität liegt. Es gibt häufig eine Scheu, die beiden Bereiche miteinander zu vergleichen oder in Beziehung zu bringen. Dabei macht schon die alte Definition der organisierten Kriminalität (OK) wie sie in Deutschland bereits 1990 von der Arbeitsgruppe Justiz/Polizei erarbeitet wurde, die Gemeinsamkeiten klar: Danach ist OK „die von Gewinn- oder Machtstreben bestimmte, planmäßige Begehung von Straftaten, die einzeln oder in ihrer Gesamtheit von erheblicher Bedeutung sind, wenn mehr als zwei Beteiligte auf längere oder unbestimmte Dauer arbeitsteilig, unter Verwendung gewerblicher oder geschäftsähnlicher Strukturen (. . .) zusammenwirken”. Danach kann Korruption, die Kartellabsprache, ja sogar die organisierte Steuerhinterziehung, die Voraussetzung für den Tatbestand OK erfüllen. Welcher Beamte traut sich, das öffentlich zu sagen. OK – das sind immer die anderen.
Eine andere Beschreibung der Welt des Verbrechens liefert Petra Reski. Die in Venedig lebende deutsche Journalistin ist eine sehr genaue, kenntnisreiche Beobachterin der Mafia in Italien. Die Reporterin hat einen „Mafia”-Reportageband geschrieben. Es ist das lesenswerteste Buch der vergangenen Jahre über die ehrenwerte Gesellschaft in Italien. Die Autorin berichtet über ihre Begegnungen mit Mafiosi, deren Unterstützern und Helfern, mit Staatsanwälten, Richtern und Opfern, und das Besondere ist, dass sie den Ton trifft und kühle Distanz hält: Sie kann beobachten, schreiben. Da gibt es keine stilistischen Ungezogenheiten, keinen Schwulst. Die Schilderung wählt kürzeste Linien, verschmäht Zierrat. Sie entlarvt die Mitwisser und Mittäter, aber sie ist keine Verkünderin irgendwelcher Botschaften. Ihre Abstecher nach Palermo oder San Luca sind Zeitzeugnisse. Der korrupte Priester, die verlogene Strohwitwe – sie bekommen plötzlich Gestalt und Gesicht. Selten war die Mafia so gut zu erkennen.
Misha Glenny
McMafia
Die grenzenlose Welt des organisierten Verbrechens. DVA, München 2008. 528 Seiten, 24,95 Euro.
Petra Reski
Mafia
Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern. Verlag Droemer, München 2008. 335 Seiten, 19,95 Euro.
Herzig ist nur die Aufmachung. Tatsächlich verbirgt sich in den Plastikteilchen aufgelöstes Kokain. Die Rauschgiftkartelle Südamerikas versuchen so die Kontrollen auf den Flughäfen zu unterlaufen. Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit einer Situationsbeschreibung zu Ausmaß und Charakter der organisierten Kriminalität heute leitet Reporter Hans Leyendecker seine Rezension zu Misha Glennys "McMafia" betitelter, international ausgerichteter Studie ein. 'Mafia' sei kein Geheimbund, erklärt Leyendecker, sondern eine Definition des Zustands einer Gesellschaft. Wie der Rezensent ausführt, hat sich das organisierte Verbrechen in Europa nach dem Ende des Kommunismus eher ausgeweitet, nicht zuletzt auch aufgrund der Aktivitäten früherer Sicherheitsdienste, wie der britische Autor, ein Experte für Mittel- und Südosteuropa, für den Rezensenten überzeugend darstellt, etwa in der Verknüpfung der Kriege im ehemaligen Jugoslawien mit dem organisierten Verbrechen. Eine Kernthese Glennys lautet, die Verbrechensstrukturen in Osteuropa hätten in der Übergangszeit den Aufbau des Kapitalismus überhaupt möglich gemacht. Der Rezensent referiert, die heutigen Verbrechergruppen bilden keine parallele Gegenmacht zu staatlichen und wirtschaftlichen Strukturen, sondern bevorzugen eine unauffällige und ebenso ungestörte Teilnahme am Wirtschaftskreislauf. Ohnehin sei es schwierig, eine scharfe Trennlinie zwischen der organisierten Kriminalität und "gewöhnlicheren" Formen der Korruption im Kapitalismus zu ziehen.

© Perlentaucher Medien GmbH