Aus der Beschäftigung mit der Philosophie Heideggers schuf der Züricher Psychiater Medard Boss (1903 - 1990) ein umfassendes Werk, insbesondere auf dem Gebiet der Traumdeutung, der sexuellen Perversionen sowie eine eigene Systematik einer "daseinsanalytischen" Psychopathologie. Zu weltweiter Berühmtheit gelangten die"Zollikoner Seminare", in denen der philosophisch-psychiatrische Dialog auf eine breitere Basis gestellt und Heidegger Boss regelmäßig in seinem Haus in Zollikon besuchte, um dort mit Ärzten, Psychologen und Studenten ins Gespräch über seine Philosophie und ihr Verhältnis zur Medizin zu kommen. Leben und Werk von Medard Boss zeigen die Möglichkeiten auf, die ein Dialog zwischen Psychiatrie und Philosophie eröffnen kann. Angesichts der zahlreichen ethischen Fragestellungen und Probleme, die die moderne Medizin mit ihrem rasanten technischen Fortschritt aufwirft, könnte ein solcher interdisziplinärer Dialog neue Aktualität gewinnen.