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Neu übersetzt: Die bibliophile zweisprachige Prachtausgabe mit 8 Farbillustrationen
Tragische Heroine, Rächerin, Magierin und Kindsmörderin: Medea, «die der Ehr beraubte Unglücksfrau» (Euripides), lässt niemanden kalt und fasziniert seit 2500 Jahren als eine der ambivalentesten Figuren der gesamten Weltliteratur. Selten sind die unheilvollen Triebkräfte der antiken Menschen- und Götterwelt - Raub und Intrige, Verrat und Rache, Stolz und Furor, Wut und Wahn - eindrucksvoller auf die Bühne gestellt worden. In Euripides' «Medea», dieser in jeder Hinsicht gewaltigen Tragödie, gewinnt eine…mehr

Produktbeschreibung
Neu übersetzt: Die bibliophile zweisprachige Prachtausgabe mit 8 Farbillustrationen

Tragische Heroine, Rächerin, Magierin und Kindsmörderin: Medea, «die der Ehr beraubte Unglücksfrau» (Euripides), lässt niemanden kalt und fasziniert seit 2500 Jahren als eine der ambivalentesten Figuren der gesamten Weltliteratur. Selten sind die unheilvollen Triebkräfte der antiken Menschen- und Götterwelt - Raub und Intrige, Verrat und Rache, Stolz und Furor, Wut und Wahn - eindrucksvoller auf die Bühne gestellt worden. In Euripides' «Medea», dieser in jeder Hinsicht gewaltigen Tragödie, gewinnt eine eigenmächtig-eigensinnige Heldin Konturen, eine Heldin, die in ihrer Not das Heft des Handels selbst in die Hand nimmt und uns als Leidende wie als Leidbringende tief berührt.

Es brauchte einen Übersetzer vom Range Kurt Steinmanns, um Euripides' «Medea» - dieses vielschichtige Psychogramm einer erbitterten Frau und Mutter - neu zum Leben zu erwecken. Ein singuläres Klassikerereignis nicht nur auf der Bühne, auch als prachtvoll inszenierte Leseausgabe bei Manesse!
Autorenporträt
Euripides ist einer der großen klassischen Dramatiker, der etwa 90 Tragödien verfasste von denen 18 erhalten sind. Er ist nach Aischylos und Sophokles der jüngste der drei großen griechischen Tragödiendichter. Über sein Leben ist sehr wenig überliefert. Während des zweiten Perserkriegs flohen seine Eltern 480 v. Chr. nach Salamis, wo er geboren wurde. Euripides soll immer wieder nach Salamis zurückgekehrt sein, um in einer Höhle zurückgezogen seine Dramen zu verfassen. Die Höhle des Euripides konnte 1997 im Süden der Insel identifiziert werden. Seinen Stücke sind unter den am meisten gespielten Tragödien der Weltliteratur. Das Drama 'Orestes' wird heute nur noch selten gespielt, zählte aber nach seiner Uraufführung im Jahr 408 v. Chr. lange Zeit zu den beliebtesten antiken Tragödien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Schweizer Altphilologe Kurt Steinmann hat wieder großartig gearbeitet, freut sich Rezensent Hans-Albrecht Koch: Der pathetische Ton von Euripides wird in dieser Neuübersetzung des griechischen Klassikers bis ins Kleinste "vorzüglich" ins Deutsche übersetzt, lobt der Rezensent. So sei besonders beeindruckend zu lesen, wie Steinmann die seelische Zerrissenheit der mordenden Mutter Medea in seinen Worten aufscheinen lasse. Das grausamste Drama der Antike, so Koch, hat ein "Theaterrebell" geschrieben. Mit Steinmanns Übersetzung kann noch besser nachvollzogen werden, was Euripides von seinen Kollegen Aischylos und Sophokles unterschied, versichert der Kritiker.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2023

Diese rasende Mutter machte literarisch Schule
Kurt Steinmanns grandiose Neuübersetzung der antiken Tragödie "Medea" des Euripides

Wer in klaren Winternächten auf freiem Feld zum Himmel aufblickt, kann unten am südlichen Horizont das Sternbild eines Schiffs ausmachen, von dem die Griechen meinten, es sei das erste aller Schiffe gewesen. Sie nannten es "Argo", die "Schnelle". Auf ihr waren einst, so der Mythos, unter der Führung Iasons die fünfzig Argonauten, alle der Generation vor den Kämpfern um Troja zugehörig, vom thessalischen Iolkos nach Kolchis gefahren, ans östliche Ufer des Schwarzen Meeres, wo über Nacht die Strahlen der Sonne abgestellt sind. Die Argonauten wollten von dort das Goldene Vlies wieder nach Griechenland heimholen, das einst der Kolcherkönig Aietes an sich gebracht hatte. Es war das Fell eines Widders, der die von ihrer Stiefmutter Ino mit dem Tod bedrohten Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes Kadmos vor der Ermordung gerettet hatte. Die Erzählung vom Goldenen Vlies hatte einen Bezug zur Wirklichkeit, weil Kolchis, im Westen des heutigen Georgiens, für seine Goldwäscherei berühmt war.

"O wäre doch das Schiff - die Argo - nicht geflogen hin / zum Land der Kolcher . . ." "O wäre doch nicht . . ." - das war bei den Griechen die stehende Formel zur Verfluchung eines schicksalhaften Unglücks, dem man durch eigene oder anderer Schuld ausgeliefert ist. So beginnt auch der Prolog der "Medea" des Euripides, des grausamsten Dramas des antiken Theaters. Der Luzerner Altphilologe Kurt Steinmann, dem wir zahlreiche vorzügliche Übertragungen antiker Tragödien verdanken, hat jetzt eine Neuübersetzung der "Medea" des Euripides vorgelegt, die bis in jedes Detail den gegenüber Aischylos und Sophokles weniger feierlichen, gleichwohl pathosgeladenen Ton des jüngsten der drei großen griechischen Tragiker ins Deutsche transponiert.

Der bald nach 485 vor Christus auf Salamis geborene Euripides schrieb und inszenierte, dem byzantinischen Lexikon der Suda zufolge, 88 Stücke. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Pella am Hof des Makedonenkönigs Archelaos I., wo er 406 vor Christus starb. Sein älterer Zeitgenosse Sophokles ehrte den verstorbenen Euripides, indem er seinen eigenen Chor in Trauerkleidern auftreten ließ. Die "Medea" kam 431 vor Christus bei der Uraufführung im Wettbewerb der Großen Dionysien nur auf den dritten Platz. Man verstand den Theaterrebell nicht gleich: Während bei Sophokles die Götter das von Menschen angerichtete Unheil zum Guten richten, zeigt Euripides Menschen, die sich von ihrem eigenen Daimon ins Unheil verstricken lassen.

Nur mit anderen Personen oder mit Göttern sprach eine Tragödienfigur auf der Bühne, bevor Euripides das Selbstgespräch zur wichtigsten Ausdrucksform für seine Personen machte und damit alle Aufmerksamkeit auf ihr Seelenleben lenkte. Die Medea lässt er, zum ersten Mal in einem Drama, sogar sich selbst mit eigenem Namen anreden: Nähe und Distanz, Leidenschaft und Räsonnement zugleich!

Nicht immer erzählte der Medea- Mythos von Grausamkeiten, die aus den geschändeten Gefühlen einer verratenen Frau erwuchsen. Nur von den Heldentaten, die Iason vollbringen muss, ehe er mit Medea vereint ist, weiß Hesiod. Bei dem Chorlyriker Pindar ist Medea zwar eine Zauberin, ohne deren Hilfe Iason verloren wäre, aber sie ist keine "böse Zauberin". Euripides erst hat Medea zum Sinnbild für den aus Liebesverrat folgenden Tod gemacht. Das Drama bietet das Psychogramm einer in ihrer rückhaltlosen Liebe schmählich entwürdigten Frau. Man darf an die Unbedingtheit von Medeas Rache freilich keine falschen ethischen Maßstäbe anlegen, denn in der griechischen Antike war für den "hohen" Menschen die Rache etwas existenziell Selbstverständliches. Erst die stoische Philosophie begann zu zweifeln, ob Rache das glückliche Leben des Rächers befördern könne.

Das Stück ist streng gebaut: Erst steigert Medea sich in ihre Rachepläne hinein, dann steigert sie den Vollzug ihrer Rache selbst von Mord zu Mord und ist am Ende gar die Gefangene ihrer eigenen Pläne, sosehr sie auch noch zu schwanken scheint. Mit der Ausführung der ersten beiden Giftmorde - an ihrer Nebenbuhlerin, der kindlich-naiv gezeichneten Glauke, und deren Vater Kreon, dem König von Theben - wird auch die zweite, noch entsetzlichere Mordtat an den eigenen Kindern zwingend. Denn nur durch diesen schrecklich kalkulierten coup de grâce kann Medea ihre Kinder dem Zugriff ihrer Feinde noch entziehen.

Blutige Taten werden im griechischen Theater nicht vor den Augen der Zuschauer ausgeführt, sondern in einem Botenbericht geschildert oder durch die Reaktion anderer sichtbar gemacht. Alles Geschehen ist seelisches Geschehen und muss als solches im Spiel zu Sprache werden. So etwa Medeas letzte Zweifel an ihren Plänen: "Was soll ich, nur um ihren Vater durch ihr Leid zu kränken, / mir selbst das Doppelte an Leid zuziehn? / Nein, ich bestimmt nicht! Also fort mit meinen Plänen! / Doch was ist los mit mir? Will zum Gespött ich werden, / weil meine Feinde ungestraft ich ließ? / Ich muss es wagen! Weh, wie feige bin ich doch . . ."

Seit dem Drama des Euripides ist die Medea aus Literatur und Theater nicht mehr verschwunden, wie unterschiedlich auch immer das Interesse an dieser Figur motiviert war. Der Römer Seneca, Erzieher des Kaisers Nero, zielt auf grelle Bühneneffekte, wenn er die Zerstückelung eines Kindes auf der Bühne zeigt. Einen Höhepunkt der neuzeitlichen Medea-Rezeption stellt die mehrfach umgestaltete Oper Luigi Cherubinis von 1797 dar. Das lange vergessene Werk kehrte auf die Bühne zurück, nachdem Maria Callas beim Maggio Musicale Fiorentino 1953 zum ersten Mal die Leidenschaft dieser Medea ausgesungen hatte. Später opferte sich die Sängerin auch für die Rolle in Pier Paolo Pasolinis exzessivem Medea-Film. In einem Bettlerkarren, der auch ein Thespiskarren sein mag, lässt Jean Anouilh seine Médée 1946 zum letzten Mal mit Iason zusammentreffen, ehe sie die Kinder mit dem Dolch tötet und sich mit deren Leichen ins Feuer stürzt. Wissend, dass man sie, die Grauenhafte, nicht wird vergessen können, empfiehlt sie Iason die Rückkehr in seinen kleinen Alltag. HANS-ALBRECHT KOCH

Euripides: "Medea".

Zweisprachige Ausgabe.

Aus dem Griechischen und kommentiert von Kurt Steinmann. Nachwort von Thea Dorn. Manesse Verlag, München 2022. 256 S., 8 Abb., geb., 60,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Grandiose Neuübersetzung.« FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Hans-Albrecht Koch