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Euripides' classic story of the woman who murders her own children in revenge for her husband's infidelity, here given a distinctive Scots flavour by the poet and playwright Liz Lochhead.

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Produktbeschreibung
Euripides' classic story of the woman who murders her own children in revenge for her husband's infidelity, here given a distinctive Scots flavour by the poet and playwright Liz Lochhead.
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Autorenporträt
Liz Lochhead is a poet, playwright, performer and broadcaster. Her original stage plays include Thon Man Molière, Mary Queen of Scots Got Her Head Chopped Off, Blood and Ice, Good Things and Perfect Days. Her many stage adaptations include Dracula, Molière's Tartuffe, Miseryguts (based on Le Misanthrope) and Educating Agnes (based on L'École des Femmes); as well as versions of Medea by Euripides (for which she won the Scottish Book of the Year Award in 2001), and Thebans (adapted mainly from Sophocles' Oedipus and Antigone). Her collections of poetry include Dreaming Frankenstein, The Colour of Black & White, A Choosing (Selected Poems), Fugitive Colours and True Confessions, a collection of monologues and theatre lyrics. She served a five-year term as Scotland's Makar, or National Poet, from 2011 till 2016, and was awarded the Queen's Gold Medal for Poetry, 2015. She won the Sunday Herald Scottish Culture Lifetime Achievement Award in 2017.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2023

Diese rasende Mutter machte literarisch Schule
Kurt Steinmanns grandiose Neuübersetzung der antiken Tragödie "Medea" des Euripides

Wer in klaren Winternächten auf freiem Feld zum Himmel aufblickt, kann unten am südlichen Horizont das Sternbild eines Schiffs ausmachen, von dem die Griechen meinten, es sei das erste aller Schiffe gewesen. Sie nannten es "Argo", die "Schnelle". Auf ihr waren einst, so der Mythos, unter der Führung Iasons die fünfzig Argonauten, alle der Generation vor den Kämpfern um Troja zugehörig, vom thessalischen Iolkos nach Kolchis gefahren, ans östliche Ufer des Schwarzen Meeres, wo über Nacht die Strahlen der Sonne abgestellt sind. Die Argonauten wollten von dort das Goldene Vlies wieder nach Griechenland heimholen, das einst der Kolcherkönig Aietes an sich gebracht hatte. Es war das Fell eines Widders, der die von ihrer Stiefmutter Ino mit dem Tod bedrohten Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes Kadmos vor der Ermordung gerettet hatte. Die Erzählung vom Goldenen Vlies hatte einen Bezug zur Wirklichkeit, weil Kolchis, im Westen des heutigen Georgiens, für seine Goldwäscherei berühmt war.

"O wäre doch das Schiff - die Argo - nicht geflogen hin / zum Land der Kolcher . . ." "O wäre doch nicht . . ." - das war bei den Griechen die stehende Formel zur Verfluchung eines schicksalhaften Unglücks, dem man durch eigene oder anderer Schuld ausgeliefert ist. So beginnt auch der Prolog der "Medea" des Euripides, des grausamsten Dramas des antiken Theaters. Der Luzerner Altphilologe Kurt Steinmann, dem wir zahlreiche vorzügliche Übertragungen antiker Tragödien verdanken, hat jetzt eine Neuübersetzung der "Medea" des Euripides vorgelegt, die bis in jedes Detail den gegenüber Aischylos und Sophokles weniger feierlichen, gleichwohl pathosgeladenen Ton des jüngsten der drei großen griechischen Tragiker ins Deutsche transponiert.

Der bald nach 485 vor Christus auf Salamis geborene Euripides schrieb und inszenierte, dem byzantinischen Lexikon der Suda zufolge, 88 Stücke. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Pella am Hof des Makedonenkönigs Archelaos I., wo er 406 vor Christus starb. Sein älterer Zeitgenosse Sophokles ehrte den verstorbenen Euripides, indem er seinen eigenen Chor in Trauerkleidern auftreten ließ. Die "Medea" kam 431 vor Christus bei der Uraufführung im Wettbewerb der Großen Dionysien nur auf den dritten Platz. Man verstand den Theaterrebell nicht gleich: Während bei Sophokles die Götter das von Menschen angerichtete Unheil zum Guten richten, zeigt Euripides Menschen, die sich von ihrem eigenen Daimon ins Unheil verstricken lassen.

Nur mit anderen Personen oder mit Göttern sprach eine Tragödienfigur auf der Bühne, bevor Euripides das Selbstgespräch zur wichtigsten Ausdrucksform für seine Personen machte und damit alle Aufmerksamkeit auf ihr Seelenleben lenkte. Die Medea lässt er, zum ersten Mal in einem Drama, sogar sich selbst mit eigenem Namen anreden: Nähe und Distanz, Leidenschaft und Räsonnement zugleich!

Nicht immer erzählte der Medea- Mythos von Grausamkeiten, die aus den geschändeten Gefühlen einer verratenen Frau erwuchsen. Nur von den Heldentaten, die Iason vollbringen muss, ehe er mit Medea vereint ist, weiß Hesiod. Bei dem Chorlyriker Pindar ist Medea zwar eine Zauberin, ohne deren Hilfe Iason verloren wäre, aber sie ist keine "böse Zauberin". Euripides erst hat Medea zum Sinnbild für den aus Liebesverrat folgenden Tod gemacht. Das Drama bietet das Psychogramm einer in ihrer rückhaltlosen Liebe schmählich entwürdigten Frau. Man darf an die Unbedingtheit von Medeas Rache freilich keine falschen ethischen Maßstäbe anlegen, denn in der griechischen Antike war für den "hohen" Menschen die Rache etwas existenziell Selbstverständliches. Erst die stoische Philosophie begann zu zweifeln, ob Rache das glückliche Leben des Rächers befördern könne.

Das Stück ist streng gebaut: Erst steigert Medea sich in ihre Rachepläne hinein, dann steigert sie den Vollzug ihrer Rache selbst von Mord zu Mord und ist am Ende gar die Gefangene ihrer eigenen Pläne, sosehr sie auch noch zu schwanken scheint. Mit der Ausführung der ersten beiden Giftmorde - an ihrer Nebenbuhlerin, der kindlich-naiv gezeichneten Glauke, und deren Vater Kreon, dem König von Theben - wird auch die zweite, noch entsetzlichere Mordtat an den eigenen Kindern zwingend. Denn nur durch diesen schrecklich kalkulierten coup de grâce kann Medea ihre Kinder dem Zugriff ihrer Feinde noch entziehen.

Blutige Taten werden im griechischen Theater nicht vor den Augen der Zuschauer ausgeführt, sondern in einem Botenbericht geschildert oder durch die Reaktion anderer sichtbar gemacht. Alles Geschehen ist seelisches Geschehen und muss als solches im Spiel zu Sprache werden. So etwa Medeas letzte Zweifel an ihren Plänen: "Was soll ich, nur um ihren Vater durch ihr Leid zu kränken, / mir selbst das Doppelte an Leid zuziehn? / Nein, ich bestimmt nicht! Also fort mit meinen Plänen! / Doch was ist los mit mir? Will zum Gespött ich werden, / weil meine Feinde ungestraft ich ließ? / Ich muss es wagen! Weh, wie feige bin ich doch . . ."

Seit dem Drama des Euripides ist die Medea aus Literatur und Theater nicht mehr verschwunden, wie unterschiedlich auch immer das Interesse an dieser Figur motiviert war. Der Römer Seneca, Erzieher des Kaisers Nero, zielt auf grelle Bühneneffekte, wenn er die Zerstückelung eines Kindes auf der Bühne zeigt. Einen Höhepunkt der neuzeitlichen Medea-Rezeption stellt die mehrfach umgestaltete Oper Luigi Cherubinis von 1797 dar. Das lange vergessene Werk kehrte auf die Bühne zurück, nachdem Maria Callas beim Maggio Musicale Fiorentino 1953 zum ersten Mal die Leidenschaft dieser Medea ausgesungen hatte. Später opferte sich die Sängerin auch für die Rolle in Pier Paolo Pasolinis exzessivem Medea-Film. In einem Bettlerkarren, der auch ein Thespiskarren sein mag, lässt Jean Anouilh seine Médée 1946 zum letzten Mal mit Iason zusammentreffen, ehe sie die Kinder mit dem Dolch tötet und sich mit deren Leichen ins Feuer stürzt. Wissend, dass man sie, die Grauenhafte, nicht wird vergessen können, empfiehlt sie Iason die Rückkehr in seinen kleinen Alltag. HANS-ALBRECHT KOCH

Euripides: "Medea".

Zweisprachige Ausgabe.

Aus dem Griechischen und kommentiert von Kurt Steinmann. Nachwort von Thea Dorn. Manesse Verlag, München 2022. 256 S., 8 Abb., geb., 60,- Euro.

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