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Produktdetails
  • Verlag: Steidl
  • Seitenzahl: 151
  • Erscheinungstermin: Februar 2007
  • Deutsch, Englisch
  • Abmessung: 255mm x 285mm
  • Gewicht: 1182g
  • ISBN-13: 9783865214348
  • ISBN-10: 3865214347
  • Artikelnr.: 20947904
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.05.2007

Keiner da in Medebach
Liegt bei Ortschaften die Einwohnerzahl unter einer gewissen Grenze, die so bei 5000 liegen mag, ist häufig von Seelen die Rede, die dort wohnen. Medebach, im Sauerland nahe Arnsberg gelegen, beheimatete in den achtziger Jahren um die 3000 Seelen. Davon ist auf den Fotografien Petra Wittmars nichts zu bemerken. Zumindest nicht beim ersten Hinsehen. Wittmars schwarzweiße Außenansichten von der deutschen Provinz, aufgenommen in den Jahren zwischen 1979 und 1983 (Medebach, Photographien. Herausgegeben von der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur, Köln, in Zusammenarbeit mit Petra Wittmar. Steidl Verlag, Göttingen 2007. 151 Seiten, 32 Euro), wahren Abstand. Kein Mensch zu sehen, stattdessen öde Straßen, ausdruckslose Fassaden: roh oder verputzt, Fliesen und Fachwerk. Fernsehantennen und Jägerzäune. Die Häuser und Gebäude wirken wie entkernt, Flächen und Linien fügen sich zu Mustern. Das gereicht weder zur Zier, noch sagt es irgendetwas aus.
Die Einstellungen wechseln, die Motive bleiben die gleichen. Eine Bildergeschichte in der Endlosschleife. Wittmar, 1955 in Medebach geboren, blickt weder zornig noch sentimental zurück, vielmehr schwebt über all dem, was Wittmar zeigt, eine gewisse Gleich-Gültigkeit. Die fünf Jahre sieht man dem Ort nicht wirklich an. Nur ein fünfstöckiger Wohnblock, der sich zwischen all die Einfamilienhäuser geschlichen zu haben scheint, kündet vom Lauf der Zeit.
Eingestreut in die Fassadenfolge sind Einblicke in die Wohn- und Schlafzimmer der Medebacher. In den Innenräumen auf den ersten Blick nichts Neues, unbelebte Ornamentik auch hier: karierte Bettwäsche, geblümte Laken, gestreifte Tapete, Nachttischchen rechts und links vom Bett. Doch siehe da, kleine Eigentümlichkeiten, die aus dem symmetrischen Rahmen fallen: ein Thermometer an der Wand, nur auf der einen Seite des Betts, eine Nachttischlampe, ein Wecker. Auf der anderen Seite eine zierliche Madonnenstatue, ein weich gebundenes Buch – ein Gebetbuch? Bei ansonsten glattgezogenem Bettzeug zeichnet sich, wie jetzt auffällt, ein sanfter Abdruck im einen Kopfkissen ab. Zu dem herrenlosen Auto mit offenem Kofferraum im folgenden Bild, so stellt sich der Betrachter nun vor, tritt im nächsten Moment jemand hinzu, lädt etwas ein und schließt den Deckel mit einem scheppernden Geräusch. CHRISTOPH KAPPES
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