Sie umsegelten die Welt als Naturforscher und ich trieb mich und treibe mich in den Nachtgebieten der Natur herum und suche die Schatten des Mittelreichs auf. (Justinus Kerner in einem Brief an Adelbert von Chamisso im Jahr 1837) Im frühen 19. Jahrhundert erschüttert ein Grenzphänomen zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren das dominante kultur-elle Sichtbarkeitsmodell: der Schat-ten. In der populären visuellen Kultur der Zeit wird er vielfach modelliert. Von dort dringt er sowohl in die literarischen Texte von Kerner und Chamisso als auch in deren natur-kundliche Schriften, Reiseberichte und mesmeristische Fallgeschichten vor, um verschiedene Weltbilder zu konturieren und ihre kulturellen Geltungsgrenzen auszuloten. Sche-renschnitte, Schattenspiele, Guck-kasten-Performances und andere Sehapparaturen erweisen sich dabei als konstitutive Elemente der Texte. Durch ihre mediale Mimesis schulen sie verschiedene Sehweisen und werden so zum integralen Bestand-teil der visuellen Kultur. Das Buch verfolgt zwei Stränge. Es zeichnet einerseits ein medien-historisch fundiertes Doppelporträt der beiden, zwischen Aufklärung und Romantik stehenden Autoren. Andererseits verbindet es narratologische und medientheore-tische Konzepte, um Einsichten in die Visualität der modernen Literatur zu gewinnen.
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