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Dank seiner Doppelqualifikation als Kunsthistoriker und erfolgreicher Medienunternehmer kann Hubert Burda die heutige Medienwelt in ihren historischen Dimensionen wie kaum ein Zweiter vermessen.Hubert Burda versteht es virtuos, Analogien zwischen verschiedenen Epochen und Medien aufzuspüren. Die Fassade einer Kirche wird bei ihm zum Äquivalent für den Showroom eines Global Players, Fresken der Renaissance haben ihre Entsprechung in heutigen Großbildleinwänden. Zwischen Jan van Eyck und Andy Warhol, Jakob Fugger und Sergey Brin, einem der Gründer von Google, erkennt er Ähnlichkeiten. In seinen…mehr

Produktbeschreibung
Dank seiner Doppelqualifikation als Kunsthistoriker und erfolgreicher Medienunternehmer kann Hubert Burda die heutige Medienwelt in ihren historischen Dimensionen wie kaum ein Zweiter vermessen.Hubert Burda versteht es virtuos, Analogien zwischen verschiedenen Epochen und Medien aufzuspüren. Die Fassade einer Kirche wird bei ihm zum Äquivalent für den Showroom eines Global Players, Fresken der Renaissance haben ihre Entsprechung in heutigen Großbildleinwänden. Zwischen Jan van Eyck und Andy Warhol, Jakob Fugger und Sergey Brin, einem der Gründer von Google, erkennt er Ähnlichkeiten. In seinen Texten erweist Burda sich als Meister der geistesgeschichtlichen Pendants.
Autorenporträt
Prof. Dr. Hubert Burda ist Verleger und Vorstandsvorsitzender der Hubert Burda Media. Der promovierte Kunsthistoriker initiierte zusammen mit Christa Maar die Vorlesungsreihe ICONIC TURN an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als Leiter eines modernen Medienunternehmens und als Vorsitzender des Hochschulrates der LMU setzt sich Hubert Burda für die verstärkte Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft ein. 2007 wurde Hubert Burda mit der "Jakob Fugger-Medaille" für hervorragende Verdienste um das Zeitschriftenwesen in Deutschland ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.08.2009

Die Wurzeln des Boulevards
Der Verleger Hubert Burda schreibt über „Mediale Wunderkammern”
Die Wunderkammer war in den vergangenen Jahren eine der beliebtesten Ideen unter Kunsthistoriker und Kuratoren. Die Rückkehr zu den scheinbar wilden Ausstellungstechniken der vorbürgerlichen Zeit versprach unmittelbares, von allen Lasten der Kunst- und Kulturgeschichte befreites Staunen. Die „medialen Wunderkammern” hingegen, die sich der Kunsthistoriker und Verleger Hubert Burda in einem kleinen Band mit Aufsätzen, Reden und Gesprächen einrichtet, haben eine entgegengesetzte Aufgabe: Gewiss, sie sollen nicht belasten, aber sie sollen einen Zusammenhang schaffen, eine Sammlung ergeben, die es erlaubt, einzelne Dinge und Ereignisse über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg zu verfolgen.
Die Prominenten zum Beispiel, denen die Zeitschrift Bunte, auch sie ein Produkt des Burda-Konzerns, ihre Seiten widmet, sind solche Gestalten: „Was früher einmal die höfische Gesellschaft war, sind jetzt die Celebrities geworden. Deren Inszenierung geschieht genauso höfisch.” Das stimmt, und die Sätze benennen eine Triebkraft des gesellschaftlichen Lebens in bürgerlichen Verhältnissen: Denn auf Dauer kann sie Gleichheit nicht ertragen. Immer wieder neu setzt sie an, um Gestalten nach oben zu treiben, die aus keinem sachlich nachvollziehbaren Grund, sondern nur, weil sie sind, wie sie sind, für eine gewisse Zeit eine beherrschende Stellung im sozialen Gefüge einnehmen – worauf dann die Gesellschaft, weil sie auch Ungleichheit auf Dauer nicht ertragen kann, mit ebensolchem Genuss den Niedergang der Prominenten verfolgt. Die „Bunte” aber ist das Zentralorgan dieser Beobachtung, und es ist beeindruckend, ja fast schon ein wenig furchterregend, wenn ihr Verleger so über das eigene Medium nachdenkt.
Der Boulevard ist ja nicht notwendig dumm und gemein. Wenn er gut ist und mit seinen Helden umzugehen versteht, werden diese zum Geist ihrer Zeit, in Figuren gefasst. Hubert Burda nennt das die „Ökonomie der Emotionen”. Er erspart es sich, sie an Beispielen zu demonstrieren, aber man versteht sofort, was oder wen in diesem Gefühlshaushalt er meint: Paris Hilton als Inkarnation des schamlosen Klassenunterschieds, Oliver Kahn als Symbol von Leistungsfundamentalismus und Treulosigkeit, Til Schweiger als Gesamtverkörperung deutscher Geilheit.
Der Boulevard liefert diesen Gestalten nicht lediglich die Bühne, es schafft sie, indem er einzelne ihrer Züge grell heraustreibt, beleuchtet, in immer neuen Konstellationen überdenkt und an ihnen ein Drama des Alltags inszeniert, das keiner ohne mehr oder minder große Schäden überlebt. Andy Warhol sei ihm ein großer Lehrer gewesen, sagt Hubert Burda, an ihm habe er begriffen, was die „Auratisierung des Trivialen” sei und wie mit ihr umzugehen sei: „Er war derjenige, der große Medieninszenierungen in einen ästhetischen Diskurs umgesetzt hat.” Die Leser der Bunten müssen in diesem Diskurs nicht mitreden. Sie nehmen dennoch an ihm teil, und sie wissen durchaus, was sie an welcher Gestalt haben.
Die Gegenwart des Galanten
Der gelehrteste Aufsatz dieser Sammlung ist Hubert Robert gewidmet, dem französischen Künstler, über den Burda im Jahr 1967 bei Hans Sedlmayr promoviert hat. Ein interessantes Sujet von geradezu boulevardesker Buntheit ist das sowieso: der Ruinenmaler, der die Bäume im Park von Versailles fällen lässt, um dann diese als Ruinen zu malen, der Kunstagent des Königs, der den Louvre als öffentliches Museum mit Gemälden ausstattet, während der Revolution fast ein Jahr im Gefängnis sitzt und dann bildlich festhält, wie die eigenen Ruinenbilder im Museum hängen.
Doch ein Motiv in Hubert Roberts Bildern beschäftigt Burda hier am meisten: die Gegenwart des Galanten, des Verspielten oder Alltäglichen innerhalb der schaurigen Größe eingestürzter Säulengänge. Denis Diderot erkannte darin etwas Gekünsteltes, fortgesetzt Höfisches, und so recht er mit dieser Kritik haben sollte, so sehr begründet diese Wendung ins Galante doch auch den Erfolg dieses Malers. Hubert Burda nun lässt nicht genau erkennen, auf wessen Seite er in diesem Gegenüber steht: Doch es lässt sich nicht übersehen, dass im „petit gout” eine frühe Form des Boulevards bildmächtig geworden ist.
Überhaupt: das Bild und die Bilder. In Hubert Burdas eigener mentaler Wunderkammer stehen sie alle eng beieinander, auch wenn sie nach Zeit und Kontext weit getrennt sein müssten. Die Bildsprache des Focus etwa, so versichert er, gehe auf Piranesis Kupferstiche zur römischen Antike zurück, „in denen er die Details, die er für wichtig hielt – wie etwa die Quaderfugen im Mauerwerk des Grabmals der Caecilia Metella, die wie ein Close-up wirken –, hervorhob und Aufriss und Grundriss, Innen und Außen durch Texterklärungen verband.” Hier, im frühen achtzehnten Jahrhundert seien die Grundlagen geschaffen worden für die Universalität des „Showrooms”, des Inszenierens und Inszeniert-Werdens, das die Gegenwart, das frühe einundzwanzigste Jahrhundert kennzeichne. Dass Hubert Burda diese Erkenntnis nicht einer Graphik und schon gar keinem Bild, sondern einem Buch anvertraut, wird das letzte Wunder dieser Kammer sein. THOMAS STEINFELD
HUBERT BURDA: Mediale Wunderkammern. Herausgegeben von Wolfgang Ullrich. Wilhelm Fink Verlag, München 2009. 130 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Durchaus aufschlussreich findet Rezensent Thomas Steinfeld diesen Band mit Aufsätzen, Reden und Gesprächen des Verlegers und Kunsthistorikers Hubert Burda. Die verschiedenen Texte legen für ihn die "Wurzeln des Boulevards" frei - etwa wenn der Autor die Prominenten und deren Inszenierung als Fortsetzung der höfischen Gesellschaft deutet. Auch die Gedanken zu Warhols "Auratisierung des Trivialen" sowie Burdas Rückführung der Bildsprache des "Focus" auf Piranesis Kupferstiche zur römischen Antike scheinen Steinfeld interessant. Als den "gelehrtesten Aufsatz" des Bands würdigt er den Beitrag über den französischen Künstler Hubert Robert, über den Burda 1967 promovierte.

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