Der Erfolg der Reformation resultierte aus ihrer engen Allianz mit den zeitgenössischen Druckmedien. Die Reformatoren nutzten Bücher, Flugblätter und Flugschriften zur Verbreitung ihrer Vorstellungen. Dies war allerdings kein einsinniger Zusammenhang. Beobachtet und kommuniziert konnte die Reformation zeitgenössisch nur in und durch die zur Verfügung stehenden Medien werden. Mithin entwickelte sie auch ihre historische Dynamik und Verlaufsform nicht jenseits der ihr eigenen medialen Vermittlungsweisen, sondern durch sie. Die 'Instrumentalisierung" des neuen Mediums für die Sache der…mehr
Der Erfolg der Reformation resultierte aus ihrer engen Allianz mit den zeitgenössischen Druckmedien. Die Reformatoren nutzten Bücher, Flugblätter und Flugschriften zur Verbreitung ihrer Vorstellungen. Dies war allerdings kein einsinniger Zusammenhang. Beobachtet und kommuniziert konnte die Reformation zeitgenössisch nur in und durch die zur Verfügung stehenden Medien werden. Mithin entwickelte sie auch ihre historische Dynamik und Verlaufsform nicht jenseits der ihr eigenen medialen Vermittlungsweisen, sondern durch sie. Die 'Instrumentalisierung" des neuen Mediums für die Sache der Reformation korrespondierte also mit der medialen Überformung und Prägung der Reformation als historischem Ereignis. In der Reformation manifestierte sich damit eine grundlegende Wechselbeziehung zwischen medial hervorgebrachten Sinn- und historischen Ereigniszusammenhängen. In diesem spezifischen Sinne setzt die Studie bei der Medialität der Reformation ein. Der damit in Anschlag gebrachte Begriff der Medialität beschränkt sich nicht auf technische Aspekte und reduziert sich nicht auf die Druckmedien. Medialität wird vielmehr als ein Kreuzungspunkt von historischen Ereignissen, den Bedingungen ihrer zeitgenössischen Beobachtung und der Herstellung von Entscheidungs- und Handlungsoptionen verstanden. Damit wird ein komplexes Feld in den Blick genommen, das sich quer zu den gängigen geschichtswissenschaftlichen Unterscheidungen aufspannen lässt. Diskurse und Praktiken, Theorien und Erfahrungen oder Ideen und Strukturen werden zu komplementären Aspekten einer Zeitgeschichte der Reformation, in welcher es nicht mehr um die geschichtlichen Ursachen und Folgen, sondern um die Bewegungen und Vollzugsformen der historischen Veränderung geht.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Marcus SandlDr. phil. habil., Assistenzprofessor für Medialität der Vormoderne an der Universität Zürich.
Inhaltsangabe
I. Eine 'Zeitgeschichte' der Reformation1. Die Kontinuität der Reformationsgeschichte2. Reformatorische 'Zeitenwende' - Die Historizität der Erinnerung3. Die Reflexivität des HistorischenII. Medien der Präsenz und Präsenz der Medien - Der mittelalterliche Horizont reformatorischer Zeitgebundenheit1. Der Ablassstreit und der Sinn der Lektüre2. Die Antithetik von sinnzentrierter Lektüre und sakraler Kommunikation3. Die Gegenwart Gottes - Mittelalterliche Frömmigkeit als Kommunikation unter Anwesenden4. Das 'ästhetische Dispositiv': Primat des Raumes - Denkbewegungen der Zeitlosigkeit5. Von den Präsenzmedien zur Präsenz der Medien - Messordnungen und Ablässe als Medien des ÜbergangsIII. Bilder, Orte, Worte und Vorstellungen - Der reformatorische Sinn und seine medialen Konfigurationen1. Orte und Bilder - Die Auflösung überkommener Gedächtniskonzeptionen: Bildersturm und Medienwandel2. Die Ereignishaftigkeit lutherischer Erinnerung - Der Abendmahlsstreit3. Marburg 1529 und die Evidenz im medialen Geschehen4. Von Orten und Bildern zu Worten und Vorstellungen - Imagination und theologische EvidenzauszeichnungIV. Reformatorisches Subjekt, Referenz, Evidenz - Theologie und Geschichte von Beobachtungsverhältnissen1. Das Gewissen - Die reformatorische Instanz des Imaginären und die Exzentrik des Subjekts2. Gewissen und Gewissheit - Evidenz, Performanz und der Streit um den freien Willen3. Schauplätze reformatorischer Evidenz - Gewissen, Bekenntnis und Geschichte 15214. Vom Medienereignis zum Ereignis als Medium des Gewissens - Augsburg 15305. Der Stil des Reformators - Exzentrische Selbstentwürfe und ihre BedeutungshorizonteV. Die Reformation als Zeitenwende - Apokalyptische Naherwartung und Unendlichkeit der Auslegung 1517/15301. Die vorhergesagte Zeitenwende - Zeitlichkeit und Medialität des Propheten2. Die eingetretene Zeitenwende - Reformatorische Prophetie und das Ende aller Übertragungen3. Reformatorische Episteme der Zeitenwende - Unendlichkeit der Auslegung und Geschlossenheit des heilsgeschichtlichen HorizontsVI. Redeweisen der Zeitenwende - Die Schließung des theologischen Diskurses, Subjekt und Weltgeschehen nach 15301. Das Augsburger Bekenntnis, die vera doctrina Evangelii und die immanente Zeit des Diskurses2. Die Instituierung der wahren Überlieferung - Universität und Kirche3. Die Überlieferung und die Wahrheit des reformatorischen Subjekts4. Die heilsgeschichtliche Kontingenz der Gegenwart und das Medien-Werden der WeltVII. Reflexivität der Welt und Verzeitlichung der reformatorischen Gegenwart zwischen 1530 und 15551. Religion und Politik: Die problematische Struktur der Ereignisse zwischen 1530 und 1546/472. Reformatorische Epistemologie des Politischen - Zwei Reiche-Lehre und Reflexivität der Welt3. Die politische Ökonomie der Apokalypse - Die Verzeitlichung der Welt und die Zukunft der Reformation4. Dreißig Jahre Reformation, das Interim und die reformatorische VergangenheitVIII. Diesseits und jenseits des Diskurses - Historische Konfigurationen reformatorischer Erkenntnisbildung 1550/15801. Innerprotestantische Konflikte und die Grenzen des Diskurses2. Luthers Erbe - Biographische Bestimmungen der Autorität des Propheten3. Wahrheit und Geschichte - Von der Topik zur Hermeneutik4. Geschichtsschreibung, Ursprung und Wiederholung: Das historische Dispositiv des KonkordienbuchsIX. Zeit, Medien und Geschichte der Reformation -Zusammenfassung
I. Eine 'Zeitgeschichte' der Reformation1. Die Kontinuität der Reformationsgeschichte2. Reformatorische 'Zeitenwende' - Die Historizität der Erinnerung3. Die Reflexivität des HistorischenII. Medien der Präsenz und Präsenz der Medien - Der mittelalterliche Horizont reformatorischer Zeitgebundenheit1. Der Ablassstreit und der Sinn der Lektüre2. Die Antithetik von sinnzentrierter Lektüre und sakraler Kommunikation3. Die Gegenwart Gottes - Mittelalterliche Frömmigkeit als Kommunikation unter Anwesenden4. Das 'ästhetische Dispositiv': Primat des Raumes - Denkbewegungen der Zeitlosigkeit5. Von den Präsenzmedien zur Präsenz der Medien - Messordnungen und Ablässe als Medien des ÜbergangsIII. Bilder, Orte, Worte und Vorstellungen - Der reformatorische Sinn und seine medialen Konfigurationen1. Orte und Bilder - Die Auflösung überkommener Gedächtniskonzeptionen: Bildersturm und Medienwandel2. Die Ereignishaftigkeit lutherischer Erinnerung - Der Abendmahlsstreit3. Marburg 1529 und die Evidenz im medialen Geschehen4. Von Orten und Bildern zu Worten und Vorstellungen - Imagination und theologische EvidenzauszeichnungIV. Reformatorisches Subjekt, Referenz, Evidenz - Theologie und Geschichte von Beobachtungsverhältnissen1. Das Gewissen - Die reformatorische Instanz des Imaginären und die Exzentrik des Subjekts2. Gewissen und Gewissheit - Evidenz, Performanz und der Streit um den freien Willen3. Schauplätze reformatorischer Evidenz - Gewissen, Bekenntnis und Geschichte 15214. Vom Medienereignis zum Ereignis als Medium des Gewissens - Augsburg 15305. Der Stil des Reformators - Exzentrische Selbstentwürfe und ihre BedeutungshorizonteV. Die Reformation als Zeitenwende - Apokalyptische Naherwartung und Unendlichkeit der Auslegung 1517/15301. Die vorhergesagte Zeitenwende - Zeitlichkeit und Medialität des Propheten2. Die eingetretene Zeitenwende - Reformatorische Prophetie und das Ende aller Übertragungen3. Reformatorische Episteme der Zeitenwende - Unendlichkeit der Auslegung und Geschlossenheit des heilsgeschichtlichen HorizontsVI. Redeweisen der Zeitenwende - Die Schließung des theologischen Diskurses, Subjekt und Weltgeschehen nach 15301. Das Augsburger Bekenntnis, die vera doctrina Evangelii und die immanente Zeit des Diskurses2. Die Instituierung der wahren Überlieferung - Universität und Kirche3. Die Überlieferung und die Wahrheit des reformatorischen Subjekts4. Die heilsgeschichtliche Kontingenz der Gegenwart und das Medien-Werden der WeltVII. Reflexivität der Welt und Verzeitlichung der reformatorischen Gegenwart zwischen 1530 und 15551. Religion und Politik: Die problematische Struktur der Ereignisse zwischen 1530 und 1546/472. Reformatorische Epistemologie des Politischen - Zwei Reiche-Lehre und Reflexivität der Welt3. Die politische Ökonomie der Apokalypse - Die Verzeitlichung der Welt und die Zukunft der Reformation4. Dreißig Jahre Reformation, das Interim und die reformatorische VergangenheitVIII. Diesseits und jenseits des Diskurses - Historische Konfigurationen reformatorischer Erkenntnisbildung 1550/15801. Innerprotestantische Konflikte und die Grenzen des Diskurses2. Luthers Erbe - Biographische Bestimmungen der Autorität des Propheten3. Wahrheit und Geschichte - Von der Topik zur Hermeneutik4. Geschichtsschreibung, Ursprung und Wiederholung: Das historische Dispositiv des KonkordienbuchsIX. Zeit, Medien und Geschichte der Reformation -Zusammenfassung
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