An einem Sommertag des Jahres 1729 hängt ein mehrere Meter langes Stück Kupferdraht in einem Garten im Süden Englands. Als der Physiker Stephen Gray dessen eines Ende mit einem geriebenen Glaszylinder berührt, beginnen am anderen Ende kleine Blattgoldstücke zu tanzen - wie es scheint, ohne zeitlichen Aufschub: unmittelbar. Mit Grays Experimenten und der Aufladung der Elektrizität als instantan setzt eine Geschichte ein, die heute, angesichts von 'ubiquitous computing', Dauerzuständen mobiler Erreichbarkeit und den verbreiteten kulturwissenschaftlichen Debatten um Unmittelbarkeit einer…mehr
An einem Sommertag des Jahres 1729 hängt ein mehrere Meter langes Stück Kupferdraht in einem Garten im Süden Englands. Als der Physiker Stephen Gray dessen eines Ende mit einem geriebenen Glaszylinder berührt, beginnen am anderen Ende kleine Blattgoldstücke zu tanzen - wie es scheint, ohne zeitlichen Aufschub: unmittelbar. Mit Grays Experimenten und der Aufladung der Elektrizität als instantan setzt eine Geschichte ein, die heute, angesichts von 'ubiquitous computing', Dauerzuständen mobiler Erreichbarkeit und den verbreiteten kulturwissenschaftlichen Debatten um Unmittelbarkeit einer Genealogie harrt. Anhand der Geschichte der Elektrizitätsforschung, die eine Erforschung des Kabels ist und die mit der elektromagnetischen Telegraphie als Medium implementiert wird, greifen Phantasmen der Unmittelbarkeit um sich, die Trennungen aufheben und zugunsten von Instantanität oder Präsenz tilgen. Dabei werden Medienbegriffe geprägt, deren Schicksal in der medientheoretischen Aufarbeitung durch Marshall McLuhan liegt. Mit seiner Blickwendung, die an Medien nicht mehr die Inhalte fokussiert, sondern den impact des Mediums, möchte er vor allem die 'all-at-once-ness' der instantanen Elektrizität erklären. Dafür nutzt er 'tools', die Unmittelbarkeiten anbieten, obwohl sie Medien erklären sollen. So wird nicht nur McLuhans Katholizismus als 'framework' seines Denkens erklärbar, sondern eine grundsätzliche Aporie in McLuhans Werk extrahiert: dass er Medien als unmittelbar beschreibt und damit das Potential seines eigenen Blickwechsels verdeckt - eine Bewegung, die noch aktuelle Medientheorien in Bedrängnis bringt.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Studium der Medienwissenschaft und der Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum sowie der Medienkultur an der Bauhaus-Universität Weimar. Anschließend wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Mediengeschichte und Kommunikationstheorie/Bochum sowie Kollegiat am Initiativkolleg Sinne - Technik - Inszenierung/Wien. Derzeit Junior Fellow abroad des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaft/Wien und assoziiert am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien/Weimar, Jena, Erfurt. Publikationen (u. a.): gem. mit Katja Müller-Helle (Hg.), Blitzlicht, Berlin 2012; Sternenstaub - Zur Anschaulichkeit elektrischer Phänomene um 1800, in: Jürgen Kaufmann, Martin Kirves, Kristin Reichel, Dirk Uhlmann (Hg.), Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit um 1800; Atommüllendlager. Zur unmittelbaren Überwindung einer konstitutiven Trennung, in: Claus Pias (Hg.), Kulturfreie Bilder, Berlin 2012; Gefährdungen der Zukunft, in: Lorenz Engell, Bernhard Siegert, Joseph Vogl (Hg.), Gefahrensinn. Archiv
für Mediengeschichte, München 2010, S. 79-91; (Be-)gründungen und Figurprobleme - Marshall McLuhans Denken über Medien und seine Folgen, in: Daniela Wentz und André Wendler (Hg.), Die Medien und das Neue, Marburg 2009, S. 81-97; The Clock of the Long-Now - Die Uhr, die Langeweile und der Beobachter, in: Augenblick. Marburger Hefte zur Medienwissenschaft, Nr. 41/2008, Paradoxien der Langeweile, S. 104-116.
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