Nach wie vor gibt es nur wenige medizinhistorische Arbeiten, in denen Ge schlechterverhältnisse und Geschlechterdifferenz in der Entwicklung von Medizin untersucht werden. Das Paradigma einer geschlechtsneutralen Wis senschaft wird ebensowenig in Frage gestellt wie die "Natürlichkeit" der Geschlechterverhältnisse. Gerade die Frauen- und Geschlechtergeschichte und die neuere Wissenschaftsgeschichte haben demgegenüber aber die Histo rizität von "Natur" aufgezeigt und die Naturwissenschaften als ein historisch bedingtes und variables Wissenssystem interpretiert. Die Produktion und Anwendung von…mehr
Nach wie vor gibt es nur wenige medizinhistorische Arbeiten, in denen Ge schlechterverhältnisse und Geschlechterdifferenz in der Entwicklung von Medizin untersucht werden. Das Paradigma einer geschlechtsneutralen Wis senschaft wird ebensowenig in Frage gestellt wie die "Natürlichkeit" der Geschlechterverhältnisse. Gerade die Frauen- und Geschlechtergeschichte und die neuere Wissenschaftsgeschichte haben demgegenüber aber die Histo rizität von "Natur" aufgezeigt und die Naturwissenschaften als ein historisch bedingtes und variables Wissenssystem interpretiert. Die Produktion und Anwendung von Wissen erscheinen als zutiefst abhängig vom jeweiligen soziokulturellen Entstehungskontext. Meine Untersuchung medizinischer Quellen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts geht davon aus, daß das produzierte Wissen weder eine anschei nend "entdeckte" Natur lediglich widerspiegelt noch geschlechtsneutral or ganisiert ist. "Geschlecht" als historische Kategorie in die Medizingeschichte einzuführen, bedeutet also keineswegs, nur die biologistischen Naturalisie rungen von "Weiblichkeit" aufzuspüren und wegen ihrer antifeministischen und misogynen Gehalte an den Pranger zu stellen. Es geht um mehr: Es muß zum einen danach gefragt werden, inwiefern medizinische Theorien durch das Postulat der Geschlechterdifferenz strukturiert wurden. Zum anderen muß herausgestellt werden, welchen Anteil die Medizin an der Herstellung der Geschlechterordnung hatte.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Gliederung.- Einleitende Bemerkungen.- I. "Jetzt aber ist der Geschlechtsunterschied zu einem Eckstein des ganzen Systems der Naturunterschiede der Gesellschaft geworden".- 1. Die Szientifizierung und gesellschaftspolitische Funktionalisierung der Geschlechterdifferenz bei Riehl und Goltz.- 2. Geschlechterdifferenz, Sexualität und Geschichte in Bachofens "Mutterrecht".- 3. Fazit.- II. "Unter dem Baldachin wissenschaftlicher Autorität".- 1. "Psychopathia sexualis" und Psychiatrie.- 2. Medizin und Psychiatrie: Eine Frage der Macht?.- 3. Sexualität im Mittelpunkt medizinischer Theorien.- 4. Sexualität als Modell und Legitimation der Geschlechterordnung.- 5. Mit Darwin für und gegen die Emanzipation der Frau.- 6. Geschlechterdifferenz als Grundlage für die Rezeption der Evolutionstheorie.- 7. Geschichte, Sexualität und Geschlecht im Werk von Iwan Bloch.- 8. Sexuelle "Perversionen" und die Normierung von sozialem Verhalten.- 9. Fazit.- III. "Eine Art Hermaphroditismus der Seele".- 1. Homosexualität als Krankheit und "sekundärer Geschlechtscharakter".- 2. Die Wendung zu psychogenen und soziogenen Erklärungsansätzen.- 3. Fazit.- IV. "Weibskerle", "emancipierte Damen" und "conträrsexuelle Mannweiber".- 1. Medizinische Beschreibungen von "Mannweibern" vor 1870.- 2. "Mannweiber" bei Riehl.- 3. Die Konstruktion der lesbischen Frau als "Mannweib".- 4. Fazit.- V. "Die Lehre von der Eigenthümlichkeit des weiblichen Körpers".- 1. Die gynäkologische Definition des "weiblichen Geschlechtscharakters".- 2. Der weibliche Körper als wissenschaftliches Versuchsobjekt oder der Preis des Wissens.- 3. Hysterieinterpretationen der Gynäkologie im Wandel.- 4. Hysterie im Kompetenzstreit zwischen Gynäkologen undPsychiatern/Neurologen.- 5. Fazit.- VI. "Kein Mensch wird verstanden, wenn das ärztliche Urteil fehlt": Im "Zeitalter der Nervosität".- 1. Die Ausweitung der Hysterie auf das männliche Geschlecht und ihre "Proletarisierung".- 2. Die Einbettung der Hysterie in die Degenerationslehre.- 3. Die Sexualisierung der Hysterikerin.- 4. Sexuelle "Falschanschuldigungen" Hysterischer und Freuds Absage an die "Verführungstheorie".- 5. Im Zeitalter der Nervosität.- 6. Sexualität, Nervosität und Kultur.- 7. Fazit.- VII. Der "männliche Protest" von "hysterischen" und "nervösen" Frauen.- 1. Der "Fall Ilma S.".- 2. Vermännlichung, Hysterie und Frauenliebe.- 3. Fazit.- VIII. "Bedeutung und Werth des weiblichen Schwachsinnes in einer emancipationslüsternen Zeit".- 1. Mediziner wider die beabsichtigte Öffnung des Medizinstudiums für Frauen.- 2. Mediziner als Fachmänner für die Frauenfrage.- 3. "Mannweiber" im Zentrum bevölkerungspolitischer Überlegungen.- 4. Die Denunziation der Frauenbewegung als "pervers".- 5. Fazit.- IX. Epilog.- Abkürzungsverzeichnis.
Gliederung.- Einleitende Bemerkungen.- I. "Jetzt aber ist der Geschlechtsunterschied zu einem Eckstein des ganzen Systems der Naturunterschiede der Gesellschaft geworden".- 1. Die Szientifizierung und gesellschaftspolitische Funktionalisierung der Geschlechterdifferenz bei Riehl und Goltz.- 2. Geschlechterdifferenz, Sexualität und Geschichte in Bachofens "Mutterrecht".- 3. Fazit.- II. "Unter dem Baldachin wissenschaftlicher Autorität".- 1. "Psychopathia sexualis" und Psychiatrie.- 2. Medizin und Psychiatrie: Eine Frage der Macht?.- 3. Sexualität im Mittelpunkt medizinischer Theorien.- 4. Sexualität als Modell und Legitimation der Geschlechterordnung.- 5. Mit Darwin für und gegen die Emanzipation der Frau.- 6. Geschlechterdifferenz als Grundlage für die Rezeption der Evolutionstheorie.- 7. Geschichte, Sexualität und Geschlecht im Werk von Iwan Bloch.- 8. Sexuelle "Perversionen" und die Normierung von sozialem Verhalten.- 9. Fazit.- III. "Eine Art Hermaphroditismus der Seele".- 1. Homosexualität als Krankheit und "sekundärer Geschlechtscharakter".- 2. Die Wendung zu psychogenen und soziogenen Erklärungsansätzen.- 3. Fazit.- IV. "Weibskerle", "emancipierte Damen" und "conträrsexuelle Mannweiber".- 1. Medizinische Beschreibungen von "Mannweibern" vor 1870.- 2. "Mannweiber" bei Riehl.- 3. Die Konstruktion der lesbischen Frau als "Mannweib".- 4. Fazit.- V. "Die Lehre von der Eigenthümlichkeit des weiblichen Körpers".- 1. Die gynäkologische Definition des "weiblichen Geschlechtscharakters".- 2. Der weibliche Körper als wissenschaftliches Versuchsobjekt oder der Preis des Wissens.- 3. Hysterieinterpretationen der Gynäkologie im Wandel.- 4. Hysterie im Kompetenzstreit zwischen Gynäkologen undPsychiatern/Neurologen.- 5. Fazit.- VI. "Kein Mensch wird verstanden, wenn das ärztliche Urteil fehlt": Im "Zeitalter der Nervosität".- 1. Die Ausweitung der Hysterie auf das männliche Geschlecht und ihre "Proletarisierung".- 2. Die Einbettung der Hysterie in die Degenerationslehre.- 3. Die Sexualisierung der Hysterikerin.- 4. Sexuelle "Falschanschuldigungen" Hysterischer und Freuds Absage an die "Verführungstheorie".- 5. Im Zeitalter der Nervosität.- 6. Sexualität, Nervosität und Kultur.- 7. Fazit.- VII. Der "männliche Protest" von "hysterischen" und "nervösen" Frauen.- 1. Der "Fall Ilma S.".- 2. Vermännlichung, Hysterie und Frauenliebe.- 3. Fazit.- VIII. "Bedeutung und Werth des weiblichen Schwachsinnes in einer emancipationslüsternen Zeit".- 1. Mediziner wider die beabsichtigte Öffnung des Medizinstudiums für Frauen.- 2. Mediziner als Fachmänner für die Frauenfrage.- 3. "Mannweiber" im Zentrum bevölkerungspolitischer Überlegungen.- 4. Die Denunziation der Frauenbewegung als "pervers".- 5. Fazit.- IX. Epilog.- Abkürzungsverzeichnis.
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