Produktdetails
- Verlag: oekom
- ISBN-13: 9783865810977
- ISBN-10: 3865810977
- Artikelnr.: 23425830
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2008Der Preis für mehr Natur
Die Vereinten Nationen erwarten, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 von 6,6 auf 9,0 Milliarden Menschen wächst. Bis 2030 wird das Bruttoinlandsprodukt der Welt um 130 Prozent wachsen. Beides hat zur Folge, dass die Entnahme von Ressourcen aus der Natur um fast 50 Prozent zunehmen wird, genauso wie die Lagerung von Rest- und Schadstoffen und die Emissionen von Treibhausgasen. Wie kann diese wohl größte Herausforderung der Menschheit erfolgreich gemeistert werden?
Eine Chance sieht der Volkswirtschaftler Bernd Meyer nur in einer globalen Herangehensweise, die er in seinem neuen Buch beschreibt. Dafür klammert er zunächst Maßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern angesichts der dort bestehenden drastischen Armut aus. Diese weniger entwickelten Staaten sollten lieber vom Umbau der Industriestaaten profitieren, meint Meyer. Dort lägen die Potentiale, um Rohstoffe sparsamer einzusetzen und bessere Instrumente für eine ökologisch soziale Marktwirtschaft zu entwickeln. Meyer schlägt ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor: Gebrauchsgüter und Gebäude sollten künftig gekennzeichnet und zertifiziert werden. Staatliche Agenturen und Bildungseinrichtungen sollen dabei helfen, umweltbewusster zu leben. Außerdem soll der Einsatz innovativer Techniken subventioniert und die Forschung stärker gefördert werden. Fahrzeuge, Gebäude und Geräte bräuchten strengere Vorgaben.
Die Nutzung der Natur müsste etwas kosten, meint Autor Meyer: „Die Ökonomen sind überzeugt, dass die Umwelt geschädigt wird, weil zu wenig Marktwirtschaft und nicht etwa zu viel davon realisiert worden ist”, schreibt er. Würde die Umweltnutzung einen Preis besitzen, der die Knappheit der Ressourcen widerspiegelt, so ergäben sich auch für alle anderen Güter andere Preise. Die marktwirtschaftlichen Instrumente wie zusätzliche Steuern und der Handel mit Nutzungsrechten und Subventionen reichten allein nicht aus, meint Meyer. Ihr Einsatz, der sich global erst noch bewähren muss, führe nicht zum Ziel.
Zumal einzelne Unternehmen dennoch marktbeherrschende Praktiken durchsetzen könnten. Die Marktteilnehmer sollen sparsamer produzieren, verkaufen und kaufen. Meyer erhofft sich von der Koordination der Unternehmen über Agenturen einen technischen Fortschritt. Etwa wenn die Firmen neue Produktionsverfahren und Konsumgüter entwickeln, die den Einsatz von Rohstoffen deutlich senken. Scheitert diese weiche Strategie, so müssten mit ordnungspolitischen Maßnahmen Änderungen im Verhalten erzwungen werden.
Menschen handeln auch aufgrund von Überzeugungen, weshalb Umweltpolitik zu einem wichtigen Feld der Erziehung werden und in allen Stufen des Bildungs- und Ausbildungssystems verankert werden müsse, meint Meyer. Im Kern erwartet er, dass der Einsatz marktwirtschaftlicher Steuerungsinstrumente, eine zielorientierte Ordnungspolitik des Staates und ein Bildungsansatz nachhaltig genug sind, die notwendige dramatische Kehrtwende einzuleiten, um die Naturzerstörung einzudämmen. „Die Frage ist nur, ob es uns gelingt, derartig perfekt funktionierende Märkte und ein völlig anderes Preissystem und völlig andere Konsumstrukturen und Technologien als wir sie heute beobachten, zu organisieren, oder ob wir wegen nicht vermeidbarer Marktunvollkommenheiten einen sehr breiten Einsatz von weiteren Instrumenten vorsehen müssen.” Die Bereitschaft zur Veränderung und somit eine Aufbruchsstimmung sind unbedingt erforderlich, ebenso der Einsatz politischer Maßnahmen. Doch die kann man kaum erzwingen und nur mit ihnen kann ein ökologisch-sozialer Umbau der Weltwirtschaft gelingen. Johannes Klotz
Zum Thema
Ansprüche an Innovationen
Martin Jänicke: Megatrend Umweltinnovation. Oekom Verlag, München 2008, 198 Seiten, 29,90 Euro.
Ein Standardwerk zur rechten Zeit: Das Buch zeigt, wie Umweltinnovationen entstehen und welchen Ansprüchen sie genügen müssen.
Lernen von der Schöpfung
Franz Alt: Zukunft Erde. Wie wollen wir morgen leben und arbeiten? Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2006, 253 Seiten, 8,95 Euro.
Franz Alt ist ein Visionär, der uns Lust auf Zukunft vermittelt – und erklärt, wie wir selbst ein neues, nachhaltiges Wirtschaftswunder erreichen können, indem wir von der „Intelligenz der Schöpfung” lernen.
Bernd Meyer: Wie muss die
Wirtschaft umgebaut werden?
S. Fischer Verlag,
Frankfurt, Januar 2008,
240 Seiten, 9,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Die Vereinten Nationen erwarten, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 von 6,6 auf 9,0 Milliarden Menschen wächst. Bis 2030 wird das Bruttoinlandsprodukt der Welt um 130 Prozent wachsen. Beides hat zur Folge, dass die Entnahme von Ressourcen aus der Natur um fast 50 Prozent zunehmen wird, genauso wie die Lagerung von Rest- und Schadstoffen und die Emissionen von Treibhausgasen. Wie kann diese wohl größte Herausforderung der Menschheit erfolgreich gemeistert werden?
Eine Chance sieht der Volkswirtschaftler Bernd Meyer nur in einer globalen Herangehensweise, die er in seinem neuen Buch beschreibt. Dafür klammert er zunächst Maßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern angesichts der dort bestehenden drastischen Armut aus. Diese weniger entwickelten Staaten sollten lieber vom Umbau der Industriestaaten profitieren, meint Meyer. Dort lägen die Potentiale, um Rohstoffe sparsamer einzusetzen und bessere Instrumente für eine ökologisch soziale Marktwirtschaft zu entwickeln. Meyer schlägt ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor: Gebrauchsgüter und Gebäude sollten künftig gekennzeichnet und zertifiziert werden. Staatliche Agenturen und Bildungseinrichtungen sollen dabei helfen, umweltbewusster zu leben. Außerdem soll der Einsatz innovativer Techniken subventioniert und die Forschung stärker gefördert werden. Fahrzeuge, Gebäude und Geräte bräuchten strengere Vorgaben.
Die Nutzung der Natur müsste etwas kosten, meint Autor Meyer: „Die Ökonomen sind überzeugt, dass die Umwelt geschädigt wird, weil zu wenig Marktwirtschaft und nicht etwa zu viel davon realisiert worden ist”, schreibt er. Würde die Umweltnutzung einen Preis besitzen, der die Knappheit der Ressourcen widerspiegelt, so ergäben sich auch für alle anderen Güter andere Preise. Die marktwirtschaftlichen Instrumente wie zusätzliche Steuern und der Handel mit Nutzungsrechten und Subventionen reichten allein nicht aus, meint Meyer. Ihr Einsatz, der sich global erst noch bewähren muss, führe nicht zum Ziel.
Zumal einzelne Unternehmen dennoch marktbeherrschende Praktiken durchsetzen könnten. Die Marktteilnehmer sollen sparsamer produzieren, verkaufen und kaufen. Meyer erhofft sich von der Koordination der Unternehmen über Agenturen einen technischen Fortschritt. Etwa wenn die Firmen neue Produktionsverfahren und Konsumgüter entwickeln, die den Einsatz von Rohstoffen deutlich senken. Scheitert diese weiche Strategie, so müssten mit ordnungspolitischen Maßnahmen Änderungen im Verhalten erzwungen werden.
Menschen handeln auch aufgrund von Überzeugungen, weshalb Umweltpolitik zu einem wichtigen Feld der Erziehung werden und in allen Stufen des Bildungs- und Ausbildungssystems verankert werden müsse, meint Meyer. Im Kern erwartet er, dass der Einsatz marktwirtschaftlicher Steuerungsinstrumente, eine zielorientierte Ordnungspolitik des Staates und ein Bildungsansatz nachhaltig genug sind, die notwendige dramatische Kehrtwende einzuleiten, um die Naturzerstörung einzudämmen. „Die Frage ist nur, ob es uns gelingt, derartig perfekt funktionierende Märkte und ein völlig anderes Preissystem und völlig andere Konsumstrukturen und Technologien als wir sie heute beobachten, zu organisieren, oder ob wir wegen nicht vermeidbarer Marktunvollkommenheiten einen sehr breiten Einsatz von weiteren Instrumenten vorsehen müssen.” Die Bereitschaft zur Veränderung und somit eine Aufbruchsstimmung sind unbedingt erforderlich, ebenso der Einsatz politischer Maßnahmen. Doch die kann man kaum erzwingen und nur mit ihnen kann ein ökologisch-sozialer Umbau der Weltwirtschaft gelingen. Johannes Klotz
Zum Thema
Ansprüche an Innovationen
Martin Jänicke: Megatrend Umweltinnovation. Oekom Verlag, München 2008, 198 Seiten, 29,90 Euro.
Ein Standardwerk zur rechten Zeit: Das Buch zeigt, wie Umweltinnovationen entstehen und welchen Ansprüchen sie genügen müssen.
Lernen von der Schöpfung
Franz Alt: Zukunft Erde. Wie wollen wir morgen leben und arbeiten? Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2006, 253 Seiten, 8,95 Euro.
Franz Alt ist ein Visionär, der uns Lust auf Zukunft vermittelt – und erklärt, wie wir selbst ein neues, nachhaltiges Wirtschaftswunder erreichen können, indem wir von der „Intelligenz der Schöpfung” lernen.
Bernd Meyer: Wie muss die
Wirtschaft umgebaut werden?
S. Fischer Verlag,
Frankfurt, Januar 2008,
240 Seiten, 9,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH