Einen Mord beobachten: verdammt hart. Als Zeuge aussagen: lebensgefährlich!
Im Visier des Mörders
Joe ist alles, was Ty nicht ist: cool, lässig, ein Mädchenschwarm. Doch Joe ist Ty. Zumindest war er das früher. Bis er diesen Mord beobachtet und vor der Polizei ausgesagt hat. Bis er und seine Mutter mit knapper Not einem Brandanschlag entkommen sind. Seitdem sind sie nirgends mehr sicher. Nicht mal mit ihren neuen Namen in der neuen Wohnung in einem anderen Ort, wo sie niemanden kennen. Wo es Ty/Joe eigentlich gefällt, wo er sich verliebt und Anerkennung findet. Aber die Gangster sind schlau und locken Ty/Joe aus der Reserve - indem sie seine Großmutter attackieren.
Im Visier des Mörders
Joe ist alles, was Ty nicht ist: cool, lässig, ein Mädchenschwarm. Doch Joe ist Ty. Zumindest war er das früher. Bis er diesen Mord beobachtet und vor der Polizei ausgesagt hat. Bis er und seine Mutter mit knapper Not einem Brandanschlag entkommen sind. Seitdem sind sie nirgends mehr sicher. Nicht mal mit ihren neuen Namen in der neuen Wohnung in einem anderen Ort, wo sie niemanden kennen. Wo es Ty/Joe eigentlich gefällt, wo er sich verliebt und Anerkennung findet. Aber die Gangster sind schlau und locken Ty/Joe aus der Reserve - indem sie seine Großmutter attackieren.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2012Im Visier der Mörder
Keren Davids Thriller „Mehr als nur ein Zeuge“
Mehr als nur ein Zeuge ist kein konventioneller Thriller, auch wenn der erste Satz auf Sogwirkung setzt: „Zuzusehen, wie jemand ermordet wird, ist eine Sache; darüber zu reden, etwas völlig anderes.“ Völlig anders wird von nun an jedenfalls das Leben von Ty, dem 14-jährigen Protagonisten, der nicht ganz frei von Schuld Zeuge einer Messerstecherei zwischen Jugendlichen wurde und sich unversehens auf einem Londoner Polizeirevier wiederfand, um gegen den Mörder auszusagen.
Ganz aus seiner Perspektive erzählt Keren David in ihrem Debütroman, wie schnell Jugendliche in Gewaltdelikte geraten und mit welch unabsehbaren Folgen diese verbunden sein können. Dass das Buch keine platte Anti-Gewalt-Prävention mit literarischen Mitteln verfolgt, bewirkt im Fortgang dieser in einem mitunter umwerfend schnoddrigen Erzählton gehaltenen Geschichte allein der Umstand, dass Ty durchaus Glück im Unglück hat. Um nicht liquidiert zu werden, kommt er zusammen mit seiner Mutter Nicki in ein Zeugenschutzprogramm und kann tun, was sich so mancher Jugendliche gelegentlich wünscht: einfach von der Bildfläche verschwinden. Endlich ein anderer sein. So werden er und seine Mutter von der Polizei mit einer neuen Identität ausgestattet und aus Sicherheitsgründen zunächst in ein Hotel, dann in eine Kleinstadt unweit von London gebracht. Der unfreiwillige Orts- und vor allem der Rollenwechsel von Ty zu Joe scheinen den Teenager förmlich zu befreien: In seiner neuen Schule kommt er gut an, schnell verschafft er sich Respekt und Anerkennung bei den Jungs und Mädchen, nicht zuletzt deshalb, weil er sich als talentierter Sportler entpuppt. Obwohl er im Visier des Mörders bleibt, und die Autorin die Spannung geschickt am Köcheln hält, gewinnen die Vorgänge in der fragilen Innenwelt des Helden samt der First-Love-Lawine im Verlauf dermaßen an Gewicht, dass sie die zugrunde liegende Thrillerhandlung am Ende nahezu ganz überlagern. Es knistert schon gehörig, wenn Ty/Joe zunächst an der attraktiven Zickendiva Ashley und später an der Heart-Of-Gold-Variante Claire herumnestelt.
Die Qualität von Keren Davids Erstling besteht darin, dass die Autorin trotz zahlreicher komischer Situationen nie in Teenie-Trash abdriftet. Ihr gelingt ein gelungener Genremix aus Suspense Novel und Adoleszenzroman, und sie erinnert zuweilen augenzwinkernd daran, dass dem Erwachsenwerden durchaus etwas von einem Thriller anhaftet. (ab 14 Jahre) CHRISTOPH LAUNER
KEREN DAVID: Mehr als nur ein Zeuge. Aus dem Englischen von Gerald Jung und Katharina Orgaß. dtv 2011. 380 Seiten, 14,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Keren Davids Thriller „Mehr als nur ein Zeuge“
Mehr als nur ein Zeuge ist kein konventioneller Thriller, auch wenn der erste Satz auf Sogwirkung setzt: „Zuzusehen, wie jemand ermordet wird, ist eine Sache; darüber zu reden, etwas völlig anderes.“ Völlig anders wird von nun an jedenfalls das Leben von Ty, dem 14-jährigen Protagonisten, der nicht ganz frei von Schuld Zeuge einer Messerstecherei zwischen Jugendlichen wurde und sich unversehens auf einem Londoner Polizeirevier wiederfand, um gegen den Mörder auszusagen.
Ganz aus seiner Perspektive erzählt Keren David in ihrem Debütroman, wie schnell Jugendliche in Gewaltdelikte geraten und mit welch unabsehbaren Folgen diese verbunden sein können. Dass das Buch keine platte Anti-Gewalt-Prävention mit literarischen Mitteln verfolgt, bewirkt im Fortgang dieser in einem mitunter umwerfend schnoddrigen Erzählton gehaltenen Geschichte allein der Umstand, dass Ty durchaus Glück im Unglück hat. Um nicht liquidiert zu werden, kommt er zusammen mit seiner Mutter Nicki in ein Zeugenschutzprogramm und kann tun, was sich so mancher Jugendliche gelegentlich wünscht: einfach von der Bildfläche verschwinden. Endlich ein anderer sein. So werden er und seine Mutter von der Polizei mit einer neuen Identität ausgestattet und aus Sicherheitsgründen zunächst in ein Hotel, dann in eine Kleinstadt unweit von London gebracht. Der unfreiwillige Orts- und vor allem der Rollenwechsel von Ty zu Joe scheinen den Teenager förmlich zu befreien: In seiner neuen Schule kommt er gut an, schnell verschafft er sich Respekt und Anerkennung bei den Jungs und Mädchen, nicht zuletzt deshalb, weil er sich als talentierter Sportler entpuppt. Obwohl er im Visier des Mörders bleibt, und die Autorin die Spannung geschickt am Köcheln hält, gewinnen die Vorgänge in der fragilen Innenwelt des Helden samt der First-Love-Lawine im Verlauf dermaßen an Gewicht, dass sie die zugrunde liegende Thrillerhandlung am Ende nahezu ganz überlagern. Es knistert schon gehörig, wenn Ty/Joe zunächst an der attraktiven Zickendiva Ashley und später an der Heart-Of-Gold-Variante Claire herumnestelt.
Die Qualität von Keren Davids Erstling besteht darin, dass die Autorin trotz zahlreicher komischer Situationen nie in Teenie-Trash abdriftet. Ihr gelingt ein gelungener Genremix aus Suspense Novel und Adoleszenzroman, und sie erinnert zuweilen augenzwinkernd daran, dass dem Erwachsenwerden durchaus etwas von einem Thriller anhaftet. (ab 14 Jahre) CHRISTOPH LAUNER
KEREN DAVID: Mehr als nur ein Zeuge. Aus dem Englischen von Gerald Jung und Katharina Orgaß. dtv 2011. 380 Seiten, 14,90 Euro.
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"Ihr gelingt ein gelungener Genremix aus Suspense Novel und Adoleszenzroman, und sie erinnert zuweilen augenzwinkernd daran, dass dem Erwachsenwerden durchaus etwas von einem Thriller anhaftet."
Christoph Launer, Süddeutsche Zeitung 06.07.2012
Christoph Launer, Süddeutsche Zeitung 06.07.2012