„Ein tiefer Schmerz gleicht den Flügeln eines Schmetterlings: berührt man ihn, so nimmt er unweigerlich Schaden“ schreibt Ruth Bondy im Vorwort ihrer Autobiographie „Schewarim Schlemim“, die 1999 unter dem Titel „Mehr Glück als Verstand“ in deutschsprachiger Ausgabe erschien.
Und weiter: „Jenseits
der Worte liegt ein Minenfeld, das nur ich alleine in meinen Träumen und in den Stunden, da ich mir…mehr„Ein tiefer Schmerz gleicht den Flügeln eines Schmetterlings: berührt man ihn, so nimmt er unweigerlich Schaden“ schreibt Ruth Bondy im Vorwort ihrer Autobiographie „Schewarim Schlemim“, die 1999 unter dem Titel „Mehr Glück als Verstand“ in deutschsprachiger Ausgabe erschien.
Und weiter: „Jenseits der Worte liegt ein Minenfeld, das nur ich alleine in meinen Träumen und in den Stunden, da ich mir Rechenschaft über mein Leben ablege, vorsichtig durchschreite.“
Ruth Bondy wurde 1923 in Prag geboren und lebt seit 1948 in Israel, wo sie zu den bekanntesten Kolumnistinnen und Autorinnen gehört. Ihre Biographien über Enzo Sereni (1977) und Jakob Edelstein (1989) fanden auch im angelsächsischen Sprachraum weite Verbreitung. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Gedenkstätte „Beit Terezin“, die 1975 im Kibbuz Givat Chaim-Ichud zum Gedenken derer entstand, die den Holocaust nicht überlebten.
Die Autobiographie „Mehr Glück als Verstand“, 1997 auf hebräisch erschienen, ist Ruths erstes und bislang letztes Buch, das ins Deutsche übertragen wurde.
Mit 16 Jahren tritt Ruth Bondy in Prag der zionistischen Jugendbewegung bei und arbeitet auf einem landwirtschaftlichen Gut, um sich auf die Einwanderung nach Palästina vorzubereiten. Der Kriegsausbruch verhindert dieses Vorhaben, so arbeitet Ruth zunächst als Landarbeiterin und später als Köchin in einem Prager Kinderheim.
1942 wird die 19jährige ins Ghetto Theresienstadt deportiert, ein Jahr später nach Auschwitz-Birkenau. Es folgen die Konzentrationslager Neuengamme und Bergen-Belsen, wo sie völlig abgemagert und an Typhus erkrankt wie durch ein Wunder die Befreiung erlebt. Nach Prag zurückgekehrt findet sie nur noch wenige ihrer Familienmitglieder wieder. Sie emigriert 1948 nach Israel und wird mit ihrem zunächst sehr abenteuerlichem Hebräisch Lokalreporterin in Haifa, später Kolumnistin in Tel Aviv. Als Journalistin, Biographin und Übersetzerin tschechischer und deutscher Literatur erhielt Ruth in Israel mehrere Auszeichnungen.
In ihrer Autobiographie "Mehr Glück als Verstand" schildert sie ihren Kampf ums Überleben und reflektiert äußerst kritisch die Stationen ihres Lebens.
Ruth schreibt von Ihrer Sehnsucht nach Prag, ihrer einst großen und recht bunten Familie und ihrer „Tätigkeit“ in Auschwitz-Birkenau. Dort rät sie den Müttern auf deren Fragen, mit ihren Kindern in Gas zu gehen – und weiß endlich nach der Geburt ihrer Tochter in Israel, dass ihr Rat „richtig“ war. Sie schildert nicht nur ihren Überlebenskampf unter dem Holocaust sondern auch die Jahre der Überlebenden in Israel, die auch dort lange Zeit nicht verstanden und nicht gehört wurden.
Noch heute ist Ruth aktiv in verschiedenen Buchpublikationen und öffentlichen Diskussionen zum Ghetto Theresienstadt, nach wie vor arbeitet sie in Israel ehrenamtlich in der Gedenkstätte „Beit Terezin“.
Ruth Bondys Buch „Mehr Glück als Verstand“ fand meiner Meinung nach im deutschsprachigen Raum nicht die Beachtung, die es verdient hätte. Hier schreibt eine Frau, die wirklich schreiben kann: mit sehr viel Lebensweisheit, Courage, Ironie und manchmal sogar mit Heiterkeit.
Es ist das Portrait einer außergewöhnlichen, sehr stillen und sehr kritischen Frau.
Shimon Peres sagt 1997 in der israelischen Zeitung Ma’ariv über ihr Buch: »Ruth Bondys Autobiographie ist ein in seiner Menschlichkeit, Bescheidenheit, Sachkenntnis und Unbestechlichkeit seltenes literarisches Zeugnis. ... Sie erzählt, was ihr Kafka sagt und welche Bedeutung gute Freundschaften für sie haben. Ein wunderbares Buch.«