Die deutsche Variante der Aufklärung wird im Ausland gern unterschätzt, falls sie überhaupt als kohärente Bewegung zur Kenntnis genommen wird. Im Lande selbst hatte sie lange eine schlechte Presse, denn es gab eine Tradition, bei der man dem Grundsatz klaren Selbstdenkens und individueller Freiheit "tiefere", "deutschere" Werte vorgezogen hat, mit schlimmen, auch politischen Folgen. T.J. Reed, intimer Kenner der deutschen Geistesgeschichte, zeichnet in einem großen historischen Essay die Geschichte der deutschen Aufklärung im europäischen Zusammenhang nach. Dabei erlaubt der "Blick von außen" auf Deutschland manch ungewöhnliche Akzentuierung. Doch Aufklärung ist für Reed kein bloß historisches Ereignis. Hier wurden die Grundlagen der modernen Gesellschaft formuliert, deren Anspruch bis in die Gegenwart gilt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein kleiner historischer Essay, aber ein großes Plädoyer für Individualismus und Freiheit, so sieht Alexander Kosenina dieses kompakte Buch des britischen Germanisten James Reed. Derart glänzend und unbeschwert, jenseits von schulmäßigen Epochengrenzen auch, hat Kosenina kaum je jemanden sich für das freie Denken in die Bresche werfen sehen. Mit Kant geht der Autor direkt nach Weimar und präsentiert die Autoritätskritiker, Zweifler und freien Denker(Tasso, Posa etc.) abseits der Pfade allegorischer Bekehrungsfeldzüge. Ein anregender Text, findet Kosenina.
© Perlentaucher Medien GmbH
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