Die Mehrsprachigkeit ist in den EU-Verträgen als erklärtes Ziel verankert. Dennoch breitet sich Englisch als Lingua Franca (ELF) in den Sitzungen des Europäischen Parlaments (EP) immer mehr aus. Andererseits erzeugt die immer umfassendere Mehrsprachigkeit in den Institutionen der Europäischen Union hohe Kosten und einen unvermeidbaren Effizienzverlust bei der Politikgestaltung. In der nachstehenden Arbeit wird dieses Spannungsverhältnis zwischen den politischen Absichtserklärungen und der Praxis im EP aus der Sicht der Konferenzdolmetscher beleuchtet. Dazu werden die Ergebnisse einer Befragung von 30 erfahrenen Konferenzdolmetschern am EP analysiert. Es wird dabei unter anderem untersucht, wie sich ELF auf die Arbeit der Dolmetscher auswirkt, welche Probleme sich beim Dolmetschen von nichtmuttersprachlichen Englischrednern ergeben, ob ein mehrsprachiges Regime im Plenum des EP eine Herausforderung für die Dolmetscher darstellt und welche Dolmetschprobleme dabei auftreten. Ziel ist es, in der Sprachenfrage der EU einen Beitrag zu leisten. Ferner können die Ergebnisse der Untersuchung den Berufsanfängern als Orientierung dienen.