Ottokar Czernins Reise führte ihn von Ägypten über den Sudan, Uganda und Kenia bis nach Somalia - Nashörner, Löwen und Büffel jagend. In seinen tagebuchartigen Aufzeichnungen spart er nicht mit Kommentaren zur Weltpolitik und eingestreuten Jagdanekdoten. Der in seiner Heimat als absolutistisch geltende Politiker Czernin zeigt sich begeistert von der afrikanischen Landschaft sowie den dortigen Möglichkeiten für europamüde Abenteurer und tritt in seinem Büchlein wiederholt für die Rechte der Schwarzen ein - freilich alles im Rahmen des Zeitgeistes.
Das Nachwort der Journalistin, Schriftstellerin und Afrikakennerin Monika Czernin rundet das Bändchen (nicht nur hinsichtlich der Namenskonsequenz) ab und beleuchtet das Leben des Verfassers, die politischen Hintergründe und den damaligen Usus der Jagdreisen nach Afrika.
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Das Nachwort der Journalistin, Schriftstellerin und Afrikakennerin Monika Czernin rundet das Bändchen (nicht nur hinsichtlich der Namenskonsequenz) ab und beleuchtet das Leben des Verfassers, die politischen Hintergründe und den damaligen Usus der Jagdreisen nach Afrika.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2011Herrenjäger
Die Jagd auf "wilde" Tiere war im kolonialen Afrika Zeitvertreib einer wachsenden Zahl von Reisenden. Nicht zuletzt Ernest Hemingway hat das Vergnügen von Großwildsafaris gepriesen. Graf Ottokar Czernin hatte für Jäger wie Hemingway hingegen wenig übrig. Speziell den Amerikanern fehle "jedes waidmännische Gefühl; ohne strenge Kontrolle würden diese Leute alles zusammenschießen, was in den Bereich ihrer Büchse kommt". Czernin, während des Ersten Weltkrieges umstrittener Außenminister der k. u. k. Monarchie und danach für einige Jahre einziger Abgeordneter der "Bürgerlichen Arbeiterpartei" im Nationalrat der Republik Österreich, notierte diese Einschätzung in sein "Afrikanisches Tagebuch", das er 1926 während einer viermonatigen Reise durch den östlichen und nordöstlichen Teil des Kontinents führte. Das Tagebuch wurde zwei Jahre darauf publiziert und liegt nun, ergänzt durch ein längeres Nachwort der Publizistin Monika Czernin, abermals vor. Neben einigen durch Antisemitismus und Antiparlamentarismus geprägten Passagen zu allgemeinen politischen Fragen besteht der Hauptteil des Tagebuchs aus zum Teil langatmigen Beschreibungen der Jagd auf Löwen und Büffel. Die im Nachwort gegeben Einschätzung, das Urteil des Autors "zur Behandlung der Schwarzen als Menschen zweiter Klasse" sei "radikal und modern", ist abwegig. Der Text strotzt vor - damals gängigen - rassistisch-herablassenden Stereotypen Das "Afrikanische Tagebuch" ist ein nicht einmal besonders aufschlussreiches Produkt seiner Zeit, keineswegs aber, wie es Monika Czernin behauptet, "stellenweise auch als sinnfälliger Kommentar zu den Problemen und Ungerechtigkeiten unserer eigenen Zeit" zu lesen. (Graf Ottokar Czernin: "Mein Afrikanisches Tagebuch". Mit einem Nachwort von Monika Czernin. Czernin Verlag, Wien 2010. 217 S., Abb., geb., 17,- [Euro].) eck
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Jagd auf "wilde" Tiere war im kolonialen Afrika Zeitvertreib einer wachsenden Zahl von Reisenden. Nicht zuletzt Ernest Hemingway hat das Vergnügen von Großwildsafaris gepriesen. Graf Ottokar Czernin hatte für Jäger wie Hemingway hingegen wenig übrig. Speziell den Amerikanern fehle "jedes waidmännische Gefühl; ohne strenge Kontrolle würden diese Leute alles zusammenschießen, was in den Bereich ihrer Büchse kommt". Czernin, während des Ersten Weltkrieges umstrittener Außenminister der k. u. k. Monarchie und danach für einige Jahre einziger Abgeordneter der "Bürgerlichen Arbeiterpartei" im Nationalrat der Republik Österreich, notierte diese Einschätzung in sein "Afrikanisches Tagebuch", das er 1926 während einer viermonatigen Reise durch den östlichen und nordöstlichen Teil des Kontinents führte. Das Tagebuch wurde zwei Jahre darauf publiziert und liegt nun, ergänzt durch ein längeres Nachwort der Publizistin Monika Czernin, abermals vor. Neben einigen durch Antisemitismus und Antiparlamentarismus geprägten Passagen zu allgemeinen politischen Fragen besteht der Hauptteil des Tagebuchs aus zum Teil langatmigen Beschreibungen der Jagd auf Löwen und Büffel. Die im Nachwort gegeben Einschätzung, das Urteil des Autors "zur Behandlung der Schwarzen als Menschen zweiter Klasse" sei "radikal und modern", ist abwegig. Der Text strotzt vor - damals gängigen - rassistisch-herablassenden Stereotypen Das "Afrikanische Tagebuch" ist ein nicht einmal besonders aufschlussreiches Produkt seiner Zeit, keineswegs aber, wie es Monika Czernin behauptet, "stellenweise auch als sinnfälliger Kommentar zu den Problemen und Ungerechtigkeiten unserer eigenen Zeit" zu lesen. (Graf Ottokar Czernin: "Mein Afrikanisches Tagebuch". Mit einem Nachwort von Monika Czernin. Czernin Verlag, Wien 2010. 217 S., Abb., geb., 17,- [Euro].) eck
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