Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2019Kinderbücher über München Martina Gorgas führt ihre Leser auf kurzweiligen Routen durch die Stadt und
ihre Geschichte, und Miroslav Sasek verfasst eine wunderbar illustrierte Hommage an die Fünfziger- und Sechzigerjahre:
Bücher für die Kleinen können auch Spannendes für die Großen bereithalten
Teufel, Mönch
und kleiner Löwe
Ob Bilderbuch, Stadtführer, Abenteuerroman
oder Bücher über Sagen und Märchen:
Auf der Suche nach Lektüre für Kinder ist
für jeden Geschmack etwas dabei. Eine Auswahl
Auf ins Lese-Abenteuer
Spielerisch die Stadt entdecken und sich dabei noch nicht einmal vom Fleck bewegen müssen – das bieten die Bücher für kleine und manchmal auch schon größere Münchner Kindl. Dabei geht die Reise nicht immer nur in die Gegenwart, sondern auch in Zeiten, in denen im Hofbräuhaus noch fast ausschließlich Einheimische saßen. Geschichten wie diese sorgen auf jeden Fall dafür, dass auch die Eltern beim Vorlesen noch etwas lernen können. Und selbst wenn nicht: Was gibt es Schöneres, als dem Nachwuchs dabei zuzusehen, wie er sich gedanklich und mit glänzenden Augen auf Abenteuer durch die Stadt begibt und sie damit ein Stückchen mehr zur Heimat macht. Einzige Gefahr: Manchmal sind Illustrationen und Erzähltes so schön, dass die Aussicht davon zu träumen den Kleinen nicht mehr ausreicht, und sie viel lieber jetzt sofort zu den Elefanten in den Tierpark möchten. Dann hilft nur noch die Ablenkung mit einer neuen Geschichte oder eben die Wahrheit, dass auch Elefanten mal schlafen müssen. An einem bitterkalten Wintertag wird das aber vielleicht gar nicht nötig sein, da helfen die bunten Bildchen und Fantasiereisen wohl eher dabei, sich mit dem Bild der grauen Stadt zu versöhnen, weil man eben versichert ist, dass München auch schön ist. Spätestens wenn die ereignisreiche Vorweihnachtszeit vorbei ist und der Terminkalender wieder einige Lücken aufweist, kommt zunehmend die Frage auf, was es zu erkunden lohnt. Dann haben Eltern sich mit diesem Weihnachtsgeschenk auch selbst einen Gefallen getan. SYN
Foto: imago
Müde Kindl
Für wen? Für alle, die nicht einschlafen können und München mögen.
Was erwartet mich? Gemeinsam mit einem Löwen wünscht man den bekanntesten Orten Münchens eine gute Nacht. Um bestenfalls selbst einzuschlafen – und von seiner Lieblingsstadt zu träumen. Sollte das eine andere Stadt als München sein: In Berlin wünscht ein Bär schöne Träume.
Was macht das Buch besonders? Die Wahrzeichen der Stadt in vielen kleinen Häppchen („Liebe Residenz, in dir haben früher Königinnen und Könige gewohnt, Herzöge und Kurfürsten. Die wollten ihre Häuser immer besonders schön haben – deswegen siehst du auch so prachtvoll aus.“). Die Einschlafgeschichte mit zehn Minuten Lesedauer wird auch über die niedlichen Illustrationen von Natalie Treutner transportiert; sie zeigen ein München bei Nacht, ohne dass es gruselig wirkt. Am Ende kann man sich auf den nächsten Tag freuen („Morgen, wenn wir ausgeschlafen sind, schauen wir uns noch mehr an, ja?“).
Klischeefaktor: Der Löwe schaut bei fast allen touristischen Attraktionen vorbei, die auch ein Münchner Kindl früher oder später entdeckt. Dabei nimmt er die Infos zu diesen nicht immer so genau: Die Türme der Frauenkirche sind längst nicht mehr die höchsten Gebäude der Stadt.
Entdeckungsfaktor: Dank des Löwen wissen jetzt auch die – in diesem Fall zugezogenen – Eltern, woher der Viktualienmarkt seinen Namen hat.
Unterhaltungsfaktor: Im Selbstversuch zu hoch, denn das Kind möchte sofort in den Tierpark und nicht bis morgen warten. Oder wenigstens noch mal das Eichhörnchen im Englischen Garten suchen.
KBL
Wimmelfreunde
Für wen? Für Groß und Klein, für Münchner rund Nicht-Münchner. Aber vor allem für all diejenigen, die sich gerne in die detailreichen Zeichnungen von Peter Engel vertiefen wollen.
Was erwartet mich? Auf zwölf Seiten führt Peter Engel die Leser – oder besser die Betrachter – an die bekanntesten Orten in der Münchner Innenstadt. Der Rummel am Stachus fehlt da ebensowenig wie das Treiben auf dem Viktualienmarkt, das Gewusel auf dem Marienplatz zur Weihnachtszeit oder das Getümmel im Englischen Garten im Sommer. Nur am Flaucher wimmelt es ausnahmsweise mal nicht, ein Umstand, den man unter künstlerische Freiheit verbuchen sollte, ebenso wie den fußballspielenden Vater am Gärtnerplatz.
Was macht das Buch besonders? Die große Liebe zu Details und die gute Beobachtungsgabe des Autors. Denn die Bandbreite an Münchner Originalen, die Engel zeichnerisch festhält, ist enorm. Langeweile kommt so beim Betrachter sicher nicht auf, auch nicht beim wiederholten Ansehen. Denn immer wieder entdeckt man etwas Neues. Viel Spaß beim Suchen.
Klischeefaktor: Hoch. Macht aber nichts. Vom Cover grüßt der Engel Aloisius, im Englischen Garten sonnen sich die Nackerten und auf dem Marienplatz endet die Skipiste. Klar, oder? Sind die Münchner doch stolz darauf, dass sie die Berge quasi vor der Haustüre haben.
Entdeckungsfaktor: Hoch, sei es der pinkelnde Hund am Gärtnerplatz oder die „Brezel“ beim Kasperltheater, die ja streng genommen in München „Brezn“ heißt.
Unterhaltungsfaktor: Hoch.
BICA
Abenteurer
Für wen? Für Grundschulklassen und für Kinder, die schon lesen können und sich für ihre Stadt und deren Geschichte interessieren – und dank eines kleinen Glossars auch für diejenigen Münchner Kindl, denen nicht geläufig ist, dass der „Gendarm“ die Räuber fängt, der „Millimo“ die Milch bringt und ein „grantiges“ Kindermädchen wohl einfach eine waschechte Münchnerin ist.
Was erwartet mich? Ein Abenteuerroman aus der Zeit von vor rund 200 Jahren, in der Hundediebe ihr Unwesen treiben, und zusätzlich Rundgänge mit schönen Karten zu den im Buch beschriebenen Schauplätzen in der Stadt von heute: durch den Englischen Garten, über den Viktualienmarkt und über die Theresienwiese.
Was macht das Buch besonders? Die Mischung aus Spannung, Authentizität und kindgerecht präsentierten Fakten.
Klischeefaktor: Null.
Entdeckungsfaktor: Sehr hoch. Das Buch steckt voller Details. Die Leser bekommen eine Ahnung davon, wie sie sich den Alltag im alten München vorstellen können, sie lernen Münchner Originale wie den Kutscher Krenkl und den Finessensepperl kennen, der sich als Austräger von Liebesbriefen verdingt hat. Sie erfahren, was im Mittelalter betrügerischen Bäckern blühte, und wenn Opa Leander seiner Enkelin zum Beispiel den Englischen Garten erklärt, kann das fast schon eine Stadtführung ersetzen, auch für Erwachsene. Fünf Vorgängerbände der Autorin erzählen übrigens von anderen Zeiten, anderen Abenteuern und anderen Orten in der Stadt.
Unterhaltungsfaktor: Für Kinder, für die das Buch ja gedacht ist, hoch.
WET
Nostalgiker
Für wen? Für Großeltern, die ihren Enkeln zeigen wollen, wie das gute alte München in den Tagen ihrer eigenen Kindheit so ausgesehen hat.
Was erwartet mich? Eine Hommage an das München der späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre. Im Erscheinungsjahr der Erstausgabe 1961 brauste der Verkehr noch durch Karlstor und Sendlinger Tor und im Hofbräuhaus speisten fast ausschließlich Einheimische in Loden.
Was macht das Buch besonders? Der Zeitmaschinenfaktor. Und die mal schemenhaft, mal detailverliebten Zeichnungen von Miroslav Sasek, ein besonders aufmerksamer Beobachter der Menschen und Orte. Die kurzen Erklärtexte wirken meist wie aus dem Lexikon, doch hin und wieder blitzt es in ihnen schelmisch auf. Was etwa die Münchner über den Föhn sagen, könne man nicht wiedergeben, schreibt Sasek. Dafür zeichnet er ihn, als schwarzes, vom Himmel auf die Stadt hinabzüngelndes, Schlangenwesenungetüm. Auf dem Schädel freilich trägt der Sasek-Föhn Hut mit Gamsbartpinsel.
Klischeefaktor: Hoch.
Entdeckungsfaktor: Ebenfalls hoch. Weil Sasek neben den München-Klassikern wie dem Marienplatz, dem Oktoberfest und der Weißwurst auch die Straßenkehrer oder die damals neuen Hochhäuser der Parkstadt Bogenhausen in Szene setzt.
Unterhaltungsfaktor: Auch hoch, vor allem für Erwachsene. Ein „München heute“-Nachklapp ordnet Bilder und Originaltexte ein. Spannend auch für eingefleischte Münchenkenner und die, die es werden möchten. Das Buch gibt es übrigens auch in englischer Übersetzung.
PVN
Entdecker
Für wen? Für die ganz Kleinen, die gerade anfangen Bücher zu entdecken und die ersten Worte in Erwachsenensprache formen.
Was erwartet mich? Eine Mini-Ausgabe des in Wohnzimmern, Cafés und Wartezimmern überaus verbreiteten München-Wimmelbuches derselben Autorin. Dieses Buch hat ein handliches Format von neun mal 15 Zentimetern. Für ein Wimmelbuch wäre das ein bisschen klein, aber in diesem Buch wimmelt es auch gar nicht. Das würde ein einjähriges Kind ohnehin nicht interessieren. Im „München-Mini“, wie die Autorin ihr Einsteigerwerk nennt, ist auf jeder Seite meist nur ein Motiv zu sehen samt dem zugehörigen Ausdruck.
Was macht das Buch besonders? Der liebevolle Blick von Annegret Reimann auf München und die kleinen Pointen im Detail: etwa die drei Erdmännchen im Tierpark, die einen Lolli hochhalten, oder die laufenden Kastanienschalen.
Klischeefaktor: Schon gegeben, ist aber bei der Zielgruppe in Ordnung. Welches einjährige Kind interessiert sich schon für Geheimtipps? Und große Geschwister, die anfangen, sich für Buchstaben und Lesen zu interessieren, können hier ein paar Kernbegriffe üben, teils auch auf Münchnerisch, etwa beim Oachkatzl.
Entdeckungsfaktor: Durchaus respektabel für die Zielgruppe: Auf der Seite zum Thema „Wurscht“ sind immerhin sechs Varianten abgebildet – plus ein Töpfchen Senf. Eine bedenkliche Verkürzung leistet sich die Autorin allerdings beim Thema „Fußball“: Da ist nur ein Kicker zu sehen, im roten Trikot.
Unterhaltungsfaktor: Für so ein kleines Büchlein absolut gut.
SEKR
Sagen-Sucher
Für wen? Für alle, die sich für Münchner Sagen und Legenden interessieren. Das Buch eignet sich sowohl für Kinder zum Selberlesen als auch zum Vorlesen.
Was erwartet mich? 21 spannende, lustige und gruselige Geschichten über München – vom Klassiker bis zu den etwas unbekannteren Geschichten. So erzählen die Autorinnen Barbara van den Speulhof und Michaela Hanauer auf unterhaltsame Weise die Sage vom zahmen Affen, der mit dem Kronprinzen Ludwig auf den Turm im Alten Hof geflüchtet ist. Oder die Legende, wie der Baumeister Ganghofer den Teufel beim Bau der Frauenkirche überlistet hat. Die Autorinnen gehen aber auch so wichtigen Fragen nach, wie der nach der Erfindung der Weißwurst oder der Brotzeit. Gisela Specht hat zudem jedes Kapitel illustriert. Wer sich nach der Lektüre in der Stadt noch auf die Suche nach erhaltenen Originalschauplätzen machen will, bekommt am Ende eines jeden Kapitels hilfreiche Hinweise.
Was macht das Buch besonders? Der umfassende Sagen-Überblick sowie der Gscheidhaferl-Faktor. Denn wer dieses Buch gelesen hat, kennt sich aus mit den Münchner Legenden.
Klischeefaktor: Mittel bis hoch, sofern man das über Sagen sagen kann.
Entdeckungsfaktor: Mittel. Etliche Sagen dürften die Leser schon kennen, kommen sie doch in jedem Stadtführer vor. Macht aber nichts. Denn es gibt auch einige Märchen, die vielen neu sein dürften – etwa die Geschichte vom Brezenreiter, dem dicken Gespenst am Maxtor oder die geheimnisvolle Isarnixe.
Unterhaltungsfaktor: Hoch.
BICA
Kleine Einsteiger
Für wen? Für Familien, die München auf leichte und unterhaltsame Weise (besser) kennenlernen wollen. Von der Altersempfehlung des Verlages, der das Buch für Kinder zwischen acht und zehn Jahren empfiehlt, kann man getrost auch nach unten abweichen, wenn der Nachwuchs mit einem besonderen Entdeckergeist ausgestattet ist.
Was erwartet mich? Jede Menge Infos verpackt in kurzweilige Texte. Da erscheint selbst der Streifzug durch die Stadtgeschichte, die hier bereits in der Steinzeit beginnt und mit dem Bau des jüdischen Zentrums am Jakobsplatz endet, wie ein Klacks. Danach können auf sechs Touren die wichtigsten Orte erkundet werden. Die Routen sind für Kinder gut zu schaffen und führen entlang von Fußgängerzonen oder ruhigeren Nebenstraßen. Zu entdecken gibt es unter anderem die Innenstadt rund um das Rathaus und die Frauenkirche, den Nymphenburger Schlosspark oder den Englischen Garten. Um den Weg auf der illustrierten Karte auch wirklich zu finden, sind Ortskenntnisse von Vorteil. Wer dann noch nicht genug gesehen hat, kann sich im letzten Kapitel Inspirationen holen, was es in München sonst noch alles zu sehen gibt.
Was macht das Buch besonders? Neben der schönen Sprache die zahlreichen großen und kleinen Illustrationen. Und auf jeder Route hat sich mindestens eine Aufgabe für die Kinder versteckt.
Klischeefaktor: Niedrig
Entdeckungsfaktor: Hoch, sofern man noch nicht so viel über die Stadt weiß.
Unterhaltungsfaktor: Hoch, dank zahlreicher aufheiternder Ideen.
BICA
Zeitreisende
Für wen? Kinder im Vorlesealter und Erwachsene im Nostalgiealter.
Was erwartet mich? Die Wiederauflage eines Kinderbuches aus den Siebzigerjahren und damit auch eine Zeitreise: Als die Tram noch durch das Siegestor fuhr und es im „Gasthof, der auf den Fernsehturm gebaut ist“, noch Prinzregententorte gab.
Was macht das Buch besonders? Die schöne Ausgangsidee: Der junge Ferdi wohnt in der Morassistraße, gleich bei der Isar. Und weil die Mutter mit „Tante Frieda aus Ismaning, wo man das viele Kraut anbaut“, in der Stadt ist und der Vater noch auf der Arbeit, macht sich der Ferdi mit seinem Kasperl auf Entdeckungstour. Sie fliegen auf einem Schwan vom Turm des Deutschen Museums aus zum Tierpark, zur Bavaria und bis in die Residenz. Dann geht die fantastische Reise weiter im Maul eines Weißfischs, „so groß wie ein Omnibus“, durch einen Bach im Englischen Garten zum Chinesischen Turm.
Klischeefaktor: Eher niedrig. Zwar kommen viele klassische Orte in der Stadt vor. Aber die surreale Geschichte mit den wirklich besonderen Illustrationen von Annegert Fuchshuber verhindern jeden Gähn-Effekt.
Entdeckungsfaktor: Den Grottenhof in der Residenz sieht man auch als erwachsener Münchner nicht alle Tage, in diesem Kinderbuch schon.
Unterhaltungsfaktor: Unbedingt. Allein wegen der Szene, in der Ferdis Nachbar Herr Radlmeier mit seinem Spitz im Biergarten sitzt, seinen Radi schneidet und sich nach ein paar Mass wundert, warum der Nachbarsjunge und sein Kasperl plötzlich oben in der Kastanie sitzen.
SEKR
Bastler
Für wen? Für Neugeborene, deren Zuhause nicht westlicher als Nymphenburg, nicht nördlicher als Schwabing, östlicher als Bogenhausen oder südlicher als Untergiesing liegt. Sonst nämlich lässt sich auf der lustig illustrierten Stadtkarte das eigene Viertel nicht wie aufgefordert verorten. Und für frisch gewordene, unternehmungslustige Eltern, die sich für die ersten zwölf Lebensmonate ihres Nachwuchses einiges vorgenommen haben – oder noch nach Inspiration suchen. Sonst müssen Seiten wie die zum ersten Besuch im Stadion, im Museum, im Zoo oder beim Babyschwimmen unausgefüllt bleiben.
Was erwartet mich? Ein niedlich gestaltetes und mit einigen München-spezifischen Elementen versehenes Poesiealbum, das Mamas, Papas oder ältere Geschwister zum Reinkleben, Reinschreiben oder Basteln animieren soll.
Was macht das Buch besonders? Die für die Illustratorin Natascha Rosenberg typischen, großäugigen und rundköpfigen Figuren, die einem auf fast jeder Seite begegnen. Ein auf zwei Beinen laufendes Schwein mit weißgepunktetem Pullover etwa, das Peppa Wutz, der berühmten Verwandtschaft aus dem britischen Kinderfernsehen, zum Verwechseln ähnlich sieht.
Klischeefaktor: Oft hoch. An Doppel-Zwiebeltürmen, Brezen und Masskrügen wurde illustratorisch nicht gespart. Die in Bezug auf Stadtspezifika neutral gehaltenen Seiten sorgen für Verschnaufpausen.
Unterhaltungsfaktor: Hoch, wenn das Kind dann mal im Grundschulalter ist und es die Fotos anschauen und die Textschnipsel lesen kann, die Mama oder Papa oder beide seinerzeit verfasst hatten.
PVN
Hendrik Gerstung: Schlaf gut, München! Illustriert von Natalie Treutner. Köln: Emons Verlag, 2019. Pappbilderbuch, 20 Seiten, 9,95 Euro.
Peter Engel: München wimmelt. Regensburg: Edition buntehunde 2018, 12 Seiten,
14,90 Euro.
Petra Breuer: Abenteuer in München. Band 6: Mysteriöse Botschaften. Mit Illustrationen von Nicole Teusler, Aschheim: Phantasiereich Kinder- und Jugendbuchverlag 2019. 204 Seiten, 12,95 Euro.
Miroslav Sasek: München. München: Verlag Antje Kunstmann, 2012, im Original erstmals erschienen 1961 im Kindler Verlag. 57 Seiten, 16,95 Euro.
Annegret Reimann: München. Berlin: Wimmelbuchverlag Walter Unterweger, 2017.
18 Seiten, 4,95 Euro.
Barbara van den Speulhof und Michaela Hanauer: Das Münchner Märchenbuch. Sagen, Legenden und Märchen neu erzählt. Mit Illustrationen von Gisela Specht. Köln:
Marzellen Verlag, 2019.
121 Seiten, 14,95 Euro.
Martina Gorgas: München. Stadtführer für Kinder. Mit Illustrationen von Sibylle Vogel. Wien: Picus-Verlag, 2012. Im März 2020 erscheint eine aktualisierte Neuauflage.
72 Seiten, 12 Euro.
Hans Gottonka und Annegert Fuchshuber: Ferdi reist mit seinem Kasperl durch die Münchner Stadt. München: Grete und Faust Verlag, 2019. 28 Seiten, 16 Euro.
Fee Bonny und Paula Döring: Mein erstes Jahr – in München. München: Emons Verlag, 2016. 80 Seiten,
9,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
ihre Geschichte, und Miroslav Sasek verfasst eine wunderbar illustrierte Hommage an die Fünfziger- und Sechzigerjahre:
Bücher für die Kleinen können auch Spannendes für die Großen bereithalten
Teufel, Mönch
und kleiner Löwe
Ob Bilderbuch, Stadtführer, Abenteuerroman
oder Bücher über Sagen und Märchen:
Auf der Suche nach Lektüre für Kinder ist
für jeden Geschmack etwas dabei. Eine Auswahl
Auf ins Lese-Abenteuer
Spielerisch die Stadt entdecken und sich dabei noch nicht einmal vom Fleck bewegen müssen – das bieten die Bücher für kleine und manchmal auch schon größere Münchner Kindl. Dabei geht die Reise nicht immer nur in die Gegenwart, sondern auch in Zeiten, in denen im Hofbräuhaus noch fast ausschließlich Einheimische saßen. Geschichten wie diese sorgen auf jeden Fall dafür, dass auch die Eltern beim Vorlesen noch etwas lernen können. Und selbst wenn nicht: Was gibt es Schöneres, als dem Nachwuchs dabei zuzusehen, wie er sich gedanklich und mit glänzenden Augen auf Abenteuer durch die Stadt begibt und sie damit ein Stückchen mehr zur Heimat macht. Einzige Gefahr: Manchmal sind Illustrationen und Erzähltes so schön, dass die Aussicht davon zu träumen den Kleinen nicht mehr ausreicht, und sie viel lieber jetzt sofort zu den Elefanten in den Tierpark möchten. Dann hilft nur noch die Ablenkung mit einer neuen Geschichte oder eben die Wahrheit, dass auch Elefanten mal schlafen müssen. An einem bitterkalten Wintertag wird das aber vielleicht gar nicht nötig sein, da helfen die bunten Bildchen und Fantasiereisen wohl eher dabei, sich mit dem Bild der grauen Stadt zu versöhnen, weil man eben versichert ist, dass München auch schön ist. Spätestens wenn die ereignisreiche Vorweihnachtszeit vorbei ist und der Terminkalender wieder einige Lücken aufweist, kommt zunehmend die Frage auf, was es zu erkunden lohnt. Dann haben Eltern sich mit diesem Weihnachtsgeschenk auch selbst einen Gefallen getan. SYN
Foto: imago
Müde Kindl
Für wen? Für alle, die nicht einschlafen können und München mögen.
Was erwartet mich? Gemeinsam mit einem Löwen wünscht man den bekanntesten Orten Münchens eine gute Nacht. Um bestenfalls selbst einzuschlafen – und von seiner Lieblingsstadt zu träumen. Sollte das eine andere Stadt als München sein: In Berlin wünscht ein Bär schöne Träume.
Was macht das Buch besonders? Die Wahrzeichen der Stadt in vielen kleinen Häppchen („Liebe Residenz, in dir haben früher Königinnen und Könige gewohnt, Herzöge und Kurfürsten. Die wollten ihre Häuser immer besonders schön haben – deswegen siehst du auch so prachtvoll aus.“). Die Einschlafgeschichte mit zehn Minuten Lesedauer wird auch über die niedlichen Illustrationen von Natalie Treutner transportiert; sie zeigen ein München bei Nacht, ohne dass es gruselig wirkt. Am Ende kann man sich auf den nächsten Tag freuen („Morgen, wenn wir ausgeschlafen sind, schauen wir uns noch mehr an, ja?“).
Klischeefaktor: Der Löwe schaut bei fast allen touristischen Attraktionen vorbei, die auch ein Münchner Kindl früher oder später entdeckt. Dabei nimmt er die Infos zu diesen nicht immer so genau: Die Türme der Frauenkirche sind längst nicht mehr die höchsten Gebäude der Stadt.
Entdeckungsfaktor: Dank des Löwen wissen jetzt auch die – in diesem Fall zugezogenen – Eltern, woher der Viktualienmarkt seinen Namen hat.
Unterhaltungsfaktor: Im Selbstversuch zu hoch, denn das Kind möchte sofort in den Tierpark und nicht bis morgen warten. Oder wenigstens noch mal das Eichhörnchen im Englischen Garten suchen.
KBL
Wimmelfreunde
Für wen? Für Groß und Klein, für Münchner rund Nicht-Münchner. Aber vor allem für all diejenigen, die sich gerne in die detailreichen Zeichnungen von Peter Engel vertiefen wollen.
Was erwartet mich? Auf zwölf Seiten führt Peter Engel die Leser – oder besser die Betrachter – an die bekanntesten Orten in der Münchner Innenstadt. Der Rummel am Stachus fehlt da ebensowenig wie das Treiben auf dem Viktualienmarkt, das Gewusel auf dem Marienplatz zur Weihnachtszeit oder das Getümmel im Englischen Garten im Sommer. Nur am Flaucher wimmelt es ausnahmsweise mal nicht, ein Umstand, den man unter künstlerische Freiheit verbuchen sollte, ebenso wie den fußballspielenden Vater am Gärtnerplatz.
Was macht das Buch besonders? Die große Liebe zu Details und die gute Beobachtungsgabe des Autors. Denn die Bandbreite an Münchner Originalen, die Engel zeichnerisch festhält, ist enorm. Langeweile kommt so beim Betrachter sicher nicht auf, auch nicht beim wiederholten Ansehen. Denn immer wieder entdeckt man etwas Neues. Viel Spaß beim Suchen.
Klischeefaktor: Hoch. Macht aber nichts. Vom Cover grüßt der Engel Aloisius, im Englischen Garten sonnen sich die Nackerten und auf dem Marienplatz endet die Skipiste. Klar, oder? Sind die Münchner doch stolz darauf, dass sie die Berge quasi vor der Haustüre haben.
Entdeckungsfaktor: Hoch, sei es der pinkelnde Hund am Gärtnerplatz oder die „Brezel“ beim Kasperltheater, die ja streng genommen in München „Brezn“ heißt.
Unterhaltungsfaktor: Hoch.
BICA
Abenteurer
Für wen? Für Grundschulklassen und für Kinder, die schon lesen können und sich für ihre Stadt und deren Geschichte interessieren – und dank eines kleinen Glossars auch für diejenigen Münchner Kindl, denen nicht geläufig ist, dass der „Gendarm“ die Räuber fängt, der „Millimo“ die Milch bringt und ein „grantiges“ Kindermädchen wohl einfach eine waschechte Münchnerin ist.
Was erwartet mich? Ein Abenteuerroman aus der Zeit von vor rund 200 Jahren, in der Hundediebe ihr Unwesen treiben, und zusätzlich Rundgänge mit schönen Karten zu den im Buch beschriebenen Schauplätzen in der Stadt von heute: durch den Englischen Garten, über den Viktualienmarkt und über die Theresienwiese.
Was macht das Buch besonders? Die Mischung aus Spannung, Authentizität und kindgerecht präsentierten Fakten.
Klischeefaktor: Null.
Entdeckungsfaktor: Sehr hoch. Das Buch steckt voller Details. Die Leser bekommen eine Ahnung davon, wie sie sich den Alltag im alten München vorstellen können, sie lernen Münchner Originale wie den Kutscher Krenkl und den Finessensepperl kennen, der sich als Austräger von Liebesbriefen verdingt hat. Sie erfahren, was im Mittelalter betrügerischen Bäckern blühte, und wenn Opa Leander seiner Enkelin zum Beispiel den Englischen Garten erklärt, kann das fast schon eine Stadtführung ersetzen, auch für Erwachsene. Fünf Vorgängerbände der Autorin erzählen übrigens von anderen Zeiten, anderen Abenteuern und anderen Orten in der Stadt.
Unterhaltungsfaktor: Für Kinder, für die das Buch ja gedacht ist, hoch.
WET
Nostalgiker
Für wen? Für Großeltern, die ihren Enkeln zeigen wollen, wie das gute alte München in den Tagen ihrer eigenen Kindheit so ausgesehen hat.
Was erwartet mich? Eine Hommage an das München der späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre. Im Erscheinungsjahr der Erstausgabe 1961 brauste der Verkehr noch durch Karlstor und Sendlinger Tor und im Hofbräuhaus speisten fast ausschließlich Einheimische in Loden.
Was macht das Buch besonders? Der Zeitmaschinenfaktor. Und die mal schemenhaft, mal detailverliebten Zeichnungen von Miroslav Sasek, ein besonders aufmerksamer Beobachter der Menschen und Orte. Die kurzen Erklärtexte wirken meist wie aus dem Lexikon, doch hin und wieder blitzt es in ihnen schelmisch auf. Was etwa die Münchner über den Föhn sagen, könne man nicht wiedergeben, schreibt Sasek. Dafür zeichnet er ihn, als schwarzes, vom Himmel auf die Stadt hinabzüngelndes, Schlangenwesenungetüm. Auf dem Schädel freilich trägt der Sasek-Föhn Hut mit Gamsbartpinsel.
Klischeefaktor: Hoch.
Entdeckungsfaktor: Ebenfalls hoch. Weil Sasek neben den München-Klassikern wie dem Marienplatz, dem Oktoberfest und der Weißwurst auch die Straßenkehrer oder die damals neuen Hochhäuser der Parkstadt Bogenhausen in Szene setzt.
Unterhaltungsfaktor: Auch hoch, vor allem für Erwachsene. Ein „München heute“-Nachklapp ordnet Bilder und Originaltexte ein. Spannend auch für eingefleischte Münchenkenner und die, die es werden möchten. Das Buch gibt es übrigens auch in englischer Übersetzung.
PVN
Entdecker
Für wen? Für die ganz Kleinen, die gerade anfangen Bücher zu entdecken und die ersten Worte in Erwachsenensprache formen.
Was erwartet mich? Eine Mini-Ausgabe des in Wohnzimmern, Cafés und Wartezimmern überaus verbreiteten München-Wimmelbuches derselben Autorin. Dieses Buch hat ein handliches Format von neun mal 15 Zentimetern. Für ein Wimmelbuch wäre das ein bisschen klein, aber in diesem Buch wimmelt es auch gar nicht. Das würde ein einjähriges Kind ohnehin nicht interessieren. Im „München-Mini“, wie die Autorin ihr Einsteigerwerk nennt, ist auf jeder Seite meist nur ein Motiv zu sehen samt dem zugehörigen Ausdruck.
Was macht das Buch besonders? Der liebevolle Blick von Annegret Reimann auf München und die kleinen Pointen im Detail: etwa die drei Erdmännchen im Tierpark, die einen Lolli hochhalten, oder die laufenden Kastanienschalen.
Klischeefaktor: Schon gegeben, ist aber bei der Zielgruppe in Ordnung. Welches einjährige Kind interessiert sich schon für Geheimtipps? Und große Geschwister, die anfangen, sich für Buchstaben und Lesen zu interessieren, können hier ein paar Kernbegriffe üben, teils auch auf Münchnerisch, etwa beim Oachkatzl.
Entdeckungsfaktor: Durchaus respektabel für die Zielgruppe: Auf der Seite zum Thema „Wurscht“ sind immerhin sechs Varianten abgebildet – plus ein Töpfchen Senf. Eine bedenkliche Verkürzung leistet sich die Autorin allerdings beim Thema „Fußball“: Da ist nur ein Kicker zu sehen, im roten Trikot.
Unterhaltungsfaktor: Für so ein kleines Büchlein absolut gut.
SEKR
Sagen-Sucher
Für wen? Für alle, die sich für Münchner Sagen und Legenden interessieren. Das Buch eignet sich sowohl für Kinder zum Selberlesen als auch zum Vorlesen.
Was erwartet mich? 21 spannende, lustige und gruselige Geschichten über München – vom Klassiker bis zu den etwas unbekannteren Geschichten. So erzählen die Autorinnen Barbara van den Speulhof und Michaela Hanauer auf unterhaltsame Weise die Sage vom zahmen Affen, der mit dem Kronprinzen Ludwig auf den Turm im Alten Hof geflüchtet ist. Oder die Legende, wie der Baumeister Ganghofer den Teufel beim Bau der Frauenkirche überlistet hat. Die Autorinnen gehen aber auch so wichtigen Fragen nach, wie der nach der Erfindung der Weißwurst oder der Brotzeit. Gisela Specht hat zudem jedes Kapitel illustriert. Wer sich nach der Lektüre in der Stadt noch auf die Suche nach erhaltenen Originalschauplätzen machen will, bekommt am Ende eines jeden Kapitels hilfreiche Hinweise.
Was macht das Buch besonders? Der umfassende Sagen-Überblick sowie der Gscheidhaferl-Faktor. Denn wer dieses Buch gelesen hat, kennt sich aus mit den Münchner Legenden.
Klischeefaktor: Mittel bis hoch, sofern man das über Sagen sagen kann.
Entdeckungsfaktor: Mittel. Etliche Sagen dürften die Leser schon kennen, kommen sie doch in jedem Stadtführer vor. Macht aber nichts. Denn es gibt auch einige Märchen, die vielen neu sein dürften – etwa die Geschichte vom Brezenreiter, dem dicken Gespenst am Maxtor oder die geheimnisvolle Isarnixe.
Unterhaltungsfaktor: Hoch.
BICA
Kleine Einsteiger
Für wen? Für Familien, die München auf leichte und unterhaltsame Weise (besser) kennenlernen wollen. Von der Altersempfehlung des Verlages, der das Buch für Kinder zwischen acht und zehn Jahren empfiehlt, kann man getrost auch nach unten abweichen, wenn der Nachwuchs mit einem besonderen Entdeckergeist ausgestattet ist.
Was erwartet mich? Jede Menge Infos verpackt in kurzweilige Texte. Da erscheint selbst der Streifzug durch die Stadtgeschichte, die hier bereits in der Steinzeit beginnt und mit dem Bau des jüdischen Zentrums am Jakobsplatz endet, wie ein Klacks. Danach können auf sechs Touren die wichtigsten Orte erkundet werden. Die Routen sind für Kinder gut zu schaffen und führen entlang von Fußgängerzonen oder ruhigeren Nebenstraßen. Zu entdecken gibt es unter anderem die Innenstadt rund um das Rathaus und die Frauenkirche, den Nymphenburger Schlosspark oder den Englischen Garten. Um den Weg auf der illustrierten Karte auch wirklich zu finden, sind Ortskenntnisse von Vorteil. Wer dann noch nicht genug gesehen hat, kann sich im letzten Kapitel Inspirationen holen, was es in München sonst noch alles zu sehen gibt.
Was macht das Buch besonders? Neben der schönen Sprache die zahlreichen großen und kleinen Illustrationen. Und auf jeder Route hat sich mindestens eine Aufgabe für die Kinder versteckt.
Klischeefaktor: Niedrig
Entdeckungsfaktor: Hoch, sofern man noch nicht so viel über die Stadt weiß.
Unterhaltungsfaktor: Hoch, dank zahlreicher aufheiternder Ideen.
BICA
Zeitreisende
Für wen? Kinder im Vorlesealter und Erwachsene im Nostalgiealter.
Was erwartet mich? Die Wiederauflage eines Kinderbuches aus den Siebzigerjahren und damit auch eine Zeitreise: Als die Tram noch durch das Siegestor fuhr und es im „Gasthof, der auf den Fernsehturm gebaut ist“, noch Prinzregententorte gab.
Was macht das Buch besonders? Die schöne Ausgangsidee: Der junge Ferdi wohnt in der Morassistraße, gleich bei der Isar. Und weil die Mutter mit „Tante Frieda aus Ismaning, wo man das viele Kraut anbaut“, in der Stadt ist und der Vater noch auf der Arbeit, macht sich der Ferdi mit seinem Kasperl auf Entdeckungstour. Sie fliegen auf einem Schwan vom Turm des Deutschen Museums aus zum Tierpark, zur Bavaria und bis in die Residenz. Dann geht die fantastische Reise weiter im Maul eines Weißfischs, „so groß wie ein Omnibus“, durch einen Bach im Englischen Garten zum Chinesischen Turm.
Klischeefaktor: Eher niedrig. Zwar kommen viele klassische Orte in der Stadt vor. Aber die surreale Geschichte mit den wirklich besonderen Illustrationen von Annegert Fuchshuber verhindern jeden Gähn-Effekt.
Entdeckungsfaktor: Den Grottenhof in der Residenz sieht man auch als erwachsener Münchner nicht alle Tage, in diesem Kinderbuch schon.
Unterhaltungsfaktor: Unbedingt. Allein wegen der Szene, in der Ferdis Nachbar Herr Radlmeier mit seinem Spitz im Biergarten sitzt, seinen Radi schneidet und sich nach ein paar Mass wundert, warum der Nachbarsjunge und sein Kasperl plötzlich oben in der Kastanie sitzen.
SEKR
Bastler
Für wen? Für Neugeborene, deren Zuhause nicht westlicher als Nymphenburg, nicht nördlicher als Schwabing, östlicher als Bogenhausen oder südlicher als Untergiesing liegt. Sonst nämlich lässt sich auf der lustig illustrierten Stadtkarte das eigene Viertel nicht wie aufgefordert verorten. Und für frisch gewordene, unternehmungslustige Eltern, die sich für die ersten zwölf Lebensmonate ihres Nachwuchses einiges vorgenommen haben – oder noch nach Inspiration suchen. Sonst müssen Seiten wie die zum ersten Besuch im Stadion, im Museum, im Zoo oder beim Babyschwimmen unausgefüllt bleiben.
Was erwartet mich? Ein niedlich gestaltetes und mit einigen München-spezifischen Elementen versehenes Poesiealbum, das Mamas, Papas oder ältere Geschwister zum Reinkleben, Reinschreiben oder Basteln animieren soll.
Was macht das Buch besonders? Die für die Illustratorin Natascha Rosenberg typischen, großäugigen und rundköpfigen Figuren, die einem auf fast jeder Seite begegnen. Ein auf zwei Beinen laufendes Schwein mit weißgepunktetem Pullover etwa, das Peppa Wutz, der berühmten Verwandtschaft aus dem britischen Kinderfernsehen, zum Verwechseln ähnlich sieht.
Klischeefaktor: Oft hoch. An Doppel-Zwiebeltürmen, Brezen und Masskrügen wurde illustratorisch nicht gespart. Die in Bezug auf Stadtspezifika neutral gehaltenen Seiten sorgen für Verschnaufpausen.
Unterhaltungsfaktor: Hoch, wenn das Kind dann mal im Grundschulalter ist und es die Fotos anschauen und die Textschnipsel lesen kann, die Mama oder Papa oder beide seinerzeit verfasst hatten.
PVN
Hendrik Gerstung: Schlaf gut, München! Illustriert von Natalie Treutner. Köln: Emons Verlag, 2019. Pappbilderbuch, 20 Seiten, 9,95 Euro.
Peter Engel: München wimmelt. Regensburg: Edition buntehunde 2018, 12 Seiten,
14,90 Euro.
Petra Breuer: Abenteuer in München. Band 6: Mysteriöse Botschaften. Mit Illustrationen von Nicole Teusler, Aschheim: Phantasiereich Kinder- und Jugendbuchverlag 2019. 204 Seiten, 12,95 Euro.
Miroslav Sasek: München. München: Verlag Antje Kunstmann, 2012, im Original erstmals erschienen 1961 im Kindler Verlag. 57 Seiten, 16,95 Euro.
Annegret Reimann: München. Berlin: Wimmelbuchverlag Walter Unterweger, 2017.
18 Seiten, 4,95 Euro.
Barbara van den Speulhof und Michaela Hanauer: Das Münchner Märchenbuch. Sagen, Legenden und Märchen neu erzählt. Mit Illustrationen von Gisela Specht. Köln:
Marzellen Verlag, 2019.
121 Seiten, 14,95 Euro.
Martina Gorgas: München. Stadtführer für Kinder. Mit Illustrationen von Sibylle Vogel. Wien: Picus-Verlag, 2012. Im März 2020 erscheint eine aktualisierte Neuauflage.
72 Seiten, 12 Euro.
Hans Gottonka und Annegert Fuchshuber: Ferdi reist mit seinem Kasperl durch die Münchner Stadt. München: Grete und Faust Verlag, 2019. 28 Seiten, 16 Euro.
Fee Bonny und Paula Döring: Mein erstes Jahr – in München. München: Emons Verlag, 2016. 80 Seiten,
9,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de