n diesem Buch geht es um Spiegelung, ein Verfahren, wie der moderne Mensch sich seiner selbst bewusst wird, möglichst ohne Selbsttäuschung. Und wie könnte er Treffenderes über sich erfahren als mithilfe anderer Menschen, seien es Mitlebende - "Die Existenzen fremder Menschen sind die besten Spiegel, worin wir die unsrige erkennen können"(an Charlotte von Stein, 9. September 1783) - oder Vertrauensleute, die sich bewährt haben - wie Goethe. Er wird nach 200 Jahren immer aktueller, und woran mag das liegen? Weil er selbst unablässig bemüht war, nur das Menschliche gelten zu lassen, unabhängig von Rang und Stand, Alter und Geschlecht, Hautfarbe und Religion. "Sinn und Bedeutung meiner Schriften und meines Lebens ist der Triumph des rein Menschlichen" schreibt Graf Alexander G.Stroganoff mit (1825/30).Die vielen hundert Menschen, die ihn in Weimar aufsuchten um ihn zu sehen, fragte er stets aus, wie sie gereist sind, wie es in ihrer Heimat aussah oder was ihre besonderen Fertigkeitenund Kenntnisse sind. Um Menschenkenntnis zu gewinnen, war ihm die Zeit eben recht, die sie ihm abknapsten. Auch die vielseitige Interessiertheit hatte er sich anerzogen. Von Jugend auf wäre er der Kunst und Dichtung verbunden geblieben, doch dem Herzog von Weimar zuliebe, um in dessen kleinem Land wirkungsvoll eingreifen zu können, erwarb er sich Kenntnisse in Bergbau und Geologie, Pflanzenkunde und spezielleren Forschungen wie Anatomie, Farbenlehre, Wetterkunde. Goethe blieb an allem interessiert, und bekanntlich konnte er gut mit Kindern umgehen...Das Buch zeigt, dass und wie Goethe tatsächlich, von welcher Erfahrungsebene man sich ihm auch nähert, ein Helfer sein kann zur Mitte, zum Menschlichen hin.