Nach dem Zwischenstopp in Berlin, wo Lil an einem Designworkshop teilgenommen hat, führt es Familie April nun von München ins verregnete Cambridge. Als würden die beiden ältesten Aprilkinder Pego und Lil nicht sowieso schon eine Grabesmiene zu Schau tragen angesichts des Umzugs nach England, zeigt
sich das Wetter in ihrem neuen Zuhause von seiner schlechtesten Seite und macht damit seinem Ruf alle…mehrNach dem Zwischenstopp in Berlin, wo Lil an einem Designworkshop teilgenommen hat, führt es Familie April nun von München ins verregnete Cambridge. Als würden die beiden ältesten Aprilkinder Pego und Lil nicht sowieso schon eine Grabesmiene zu Schau tragen angesichts des Umzugs nach England, zeigt sich das Wetter in ihrem neuen Zuhause von seiner schlechtesten Seite und macht damit seinem Ruf alle Ehre.
Kaum eingezogen, lebt der alltägliche Trubel unter den Kindern schnell wieder auf, sei es bei der Zimmervergabe oder dem Gezicke und Gepiesacke beim gemeinsamen Essen. Doch die Aussicht auf den bevorstehenden Schulwechsel trübt die Stimmung. Fast scheint es so, als hätten Pego und Lil den schlechten Einstieg mit ihrer negativen Haltung heraufbeschworen, denn insbesondere Lil scheint in den ersten Tagen an der neuen Schule von einem Fettnäpfchen ins nächste zu stolpern. Die Trennung von Helli, beziehungsweise Jari, trübt zusätzlich Pegos und Lils Stimmung. Obwohl Helli ebenfalls nach England umgezogen ist, scheint es für Lil einfacher zu sein, die Verbindung mit Jari zu halten, auch wenn dieser im nun so fernen Nürnberg weilt. Pego, Lil, Helli und Jari sind nun in dem Alter, wo das Leben nicht mehr so einfach ist wie für die jüngeren Aprilgeschwister. Wo Lils kleine Geschwister noch problemlos Anschluss und neue Freunde in dem fremden Land finden, merkt man bei Lil wie schwierig es fällt auf andere zuzugehen. Diese Probleme sind jedoch nicht nur dem Neuen und Unbekannten geschuldet. Dass es mit fortschreitendem Alter immer schwerer fällt sich anderen gegenüber zu öffnen, wird tatsächlich zum Problem zwischen Lil und ihrer besten Freundin Helli.
“Mein ganz normaler Wahnsinn” ist ein erster Schritt Richtung Erwachsensein, und damit werden auch die alltäglichen Probleme größer und der Grundton der Geschichte ernster. Auch wenn der “normale” Wahnsinn der Großfamilie immer noch der Dreh- und Angelpunkt der Reihe ist, so beschäftigt sich dieser Teil verstärkt mit Veränderungen, Neuanfängen, aber auch Verlusten.
Man kann sich sehr gut in Lil hineinversetzen. Es muss kein Umzug in ein fremdes Land sein, aber einen Schul- oder Arbeitsplatzwechsel hat wohl jeder schon hinter sich, und dass es schwierig ist als Einzelperson zu einer Gemeinschaft zu stoßen, ist leicht nachvollziehbar. In Lils Fall kommt zusätzlich die Sprachbarriere hinzu, die als erschwerendes Element dazu führt, dass sie es sich beinahe nachhaltig mit einer Klassenkameradin verdirbt. Am Ende kommt heraus, dass es immer besser ist Probleme von Anfang an anzusprechen, bevor sich Kleinigkeiten durch Missverständnisse auf beiden Seiten hochschaukeln. Stephanie Gessner macht aber auch klar, dass eine positive Grundhaltung einen Neustart einfacher gestalten kann als alles von vorneherein schwarz zu malen.
Stephanie Gessners Reihe um Lil April und ihre chaotisch-liebenswerte Großfamilie begeistert mich nicht nur von Band zu Band durch das abwechslungsreiche Setting, sondern vor allem durch die lebensnahen Schilderungen und alltäglichen Schwierigkeiten, denen sich wohl jeder junge Mensch in der einen oder anderen Abwandlung irgendwann gegenübergestellt sieht. Lils Geschichten sind nicht nur humorvolle Unterhaltung, sie machen auch Mut Veränderungen positiv gegenüber zu treten.
Reihen-Info:
Lil April 1: Mein Leben und andere Missgeschicke
Lil April 2: Eine Katastrophe jagt die nächste
Lil April 3: Das Chaos kommt selten allein
Lil April 4: Mein ganz normaler Wahnsinn