Über fünf Jahrzehnte hinweg war Alejo Carpentier ein aufmerksamer und genauer Beobachter seiner Heimatstadt Havanna. Die hier versammelten Texte - der erste aus dem Jahr 1925, der letzte von 1973 - zeichnen liebevoll ein farbiges Porträt dieser Stadt und ihrer Bewohner im Wandel der wechselvollen Zeiten.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Georg Sütterlin sieht die nun in deutscher Übersetzung herausgekommenen Havanna-Aufsätze als Resultat des "gegenwärtigen Kuba-Fimmels". Die Sammlung von Texten aus 50 Jahren ist aber keinesfalls als Reiseleitfaden zu lesen, so Sütterlin, denn sie leistet mehr, indem sie "Hintergründe, Ursprünge und Entwicklungen" aufzeichnet. Dabei hat der Autor, selbst Architekt, ein besonderes Interesse an den architektonischen Seiten Havannas, die er "lyrisch und evokativ" reflektiert, so der Rezensent angetan. Besonders lobt Sütterlin den Stil der Texte und versichert, dass sie ganz ohne angestrengte Originalität oder Witzeleien auskommen und sich damit angenehm vom zeitgenössischen Feuilleton abheben. Allerdings stellt der Rezensent eine "klare Zäsur" zwischen früheren Aufsätzen und Texten nach der kubanischen Revolution fest. In den späteren Texten herrsche eine "akklamatorische Note" vor, und wirke in ihrer "Servilität" unwillkürlich komisch. Doch das kann die vielen "lehrreichen und überraschenden" Einsichten der Stadtbetrachtungen nicht ernsthaft entwerten, findet der Rezensent, weshalb sein Urteil alles in allem positiv bleibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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