Seit Jahrzehnten setzt sich Shirin Ebadi für eine Reform der iranischen Gesellschaft von innen heraus ein. Für ihren unerschrockenen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte erhielt sie den Friedensnobelpreis. Ihre Autobiographie gewährt Einblick in ein Land, das wie kaum ein anderes im Brennpunkt der internationalen Politik steht.
Mit nicht einmal 30 Jahren wurde Shirin Ebadi als erste Frau im Iran zur Richterin ernannt und übernahm schließlich den Vorsitz des Teheraner Gerichts. 1979 wurde sie im Zuge der islamischen Revolution ihres Amtes enthoben und zur Sekretärin degradiert. Sie entschloss sich, Anwältin zu werden. Im Jahr 2000 wurde sie aufgrund ihrer Tätigkeit als Verteidigerin vor Gericht angeklagt. Doch weder Einzelhaft noch Berufsverbot konnten Shirin Ebadi von ihrem Kampf für Freiheit und Menschenrechte abhalten. Ihr besonderes Engagement gilt dabei den Rechten von Frauen und Kindern. Ein dramatisches Leben zwischen Verfolgung, Demütigung und Verhaftung und das beeindruckende Zeugnis politischen Muts und Engagements: Das Buch der ersten Richterin des Iran und der ersten muslimischen Friedensnobelpreisträgerin die Geschichte einer beeindruckenden Frau und Politikerin.
Mit nicht einmal 30 Jahren wurde Shirin Ebadi als erste Frau im Iran zur Richterin ernannt und übernahm schließlich den Vorsitz des Teheraner Gerichts. 1979 wurde sie im Zuge der islamischen Revolution ihres Amtes enthoben und zur Sekretärin degradiert. Sie entschloss sich, Anwältin zu werden. Im Jahr 2000 wurde sie aufgrund ihrer Tätigkeit als Verteidigerin vor Gericht angeklagt. Doch weder Einzelhaft noch Berufsverbot konnten Shirin Ebadi von ihrem Kampf für Freiheit und Menschenrechte abhalten. Ihr besonderes Engagement gilt dabei den Rechten von Frauen und Kindern. Ein dramatisches Leben zwischen Verfolgung, Demütigung und Verhaftung und das beeindruckende Zeugnis politischen Muts und Engagements: Das Buch der ersten Richterin des Iran und der ersten muslimischen Friedensnobelpreisträgerin die Geschichte einer beeindruckenden Frau und Politikerin.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Eindringlich und inständig warnt Shirin Ebadi den Westen und insbesondere die USA davor, den Iran anzugreifen, berichtet Elisabeth Kiderlen. Die iranische Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin setzt auf die Opposition im Land und dabei vor allem auf die Frauen, um den Gottesstaat in einem friedlichen Prozess zu transformieren. Kiderlen begrüßt es, dass Ebadi mit ihrem Buch auf die stetig wachsende Zivilgesellschaft im Iran aufmerksam macht, die durch die Diskussion um die Atombombe aus dem Blickfeld geraten sei. Ebadis dringendes und berechtigtes Anliegen entschuldigt für die Rezensentin dann auch die Flüchtigkeitsfehler in Übersetzung und Bearbeitung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2006Hoffnung ist ein Luxusgut
Die Dialektik des Buchmarkts sorgt immer dann für spannende Sachbücher, wenn es eng wird, krisentechnisch. Aber so richtig freuen kann man sich dann auch nicht. Das aufklärerische Ideal stößt im Fall Iran schnell an Grenzen, zumindest an Geduldsgrenzen. Sollte es nicht so sein, daß Bücher über ein derzeit wegen seiner irrlaufenden Führung argwöhnisch beäugtes Land den Blick weiten, das Verständnis vertiefen und die Sorgen lindern? Aber sowenig wie der interkulturelle Dialog notwendigerweise dazu führt, daß man die anderen, mit denen man sich da austauscht, mehr mag als vorher, so wenig hilft die Lektüre von Büchern zum Thema Iran dabei, Zuversicht zu gewinnen.
Das bestürzendste Beispiel ist die Autobiographie der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, "Mein Iran", die dieser Tage in zwölf Ländern zugleich erscheint. Solche Lebensgeschichten gehorchen für gewöhnlich einer gewissen Dramaturgie, berichten von Schwierigkeiten und Rückschlägen. Aber durch das gesamte Werk zieht sich doch ein heiterer Grundton, schließlich liest man sie mit dem Wissen um das glückliche Ende. Dieses Buch ist anders. Shirin Ebadi entläßt die Leser nicht aus der Bedrückung, die sich nach der islamischen Revolution auf das Land gelegt hat. Dabei schreibt sie als ausgesprochene Patriotin, die ihre vielen Freunde, die Iran verlassen haben, so behandelt, als seien sie gestorben: Man teilt dann einfach nicht mehr die gleiche Welt. Denen Briefe schreiben? Man schreibt doch auch nicht an Tote.
Es ist ein präzises, scharfsinniges, aber durch und durch trostloses Buch. Ganze Jahrzehnte verbringt Shirin Ebadi zu Hause - nachdem die Mullahs sie ihres Postens als Richterin enthoben haben: falsches Geschlecht. Sie zieht sich zurück und wechselt, so schreibt sie, in die Hausfrauendepression. Shirin Ebadi hat zwei Töchter, was das Leben in Iran richtig kompliziert macht. Söhne, andererseits, müssen in den Krieg gegen Saddam und sterben zu Hunderttausenden, die Friedhöfe wachsen zu richtigen Städten. Das ganze Buch durchweht, wie die Stadt und das Land, ein eigenartiger Todeskult.
In diesem Land ist die Hoffnung ein echtes Luxusgut. Auch aus dem Ausland darf keine Hilfe erwartet werden. Über die Vereinigten Staaten äußert sich Shirin Ebadi voller Verachtung. Als sie nach der Auszeichnung mit dem Nobelpreis ihre Autobiographie mit Hilfe eines amerikanischen Agenten angehen will, wird dem das auf Grund des amerikanischen Handelsembargos verboten. Ausgerechnet die Schutzmacht der Meinungsfreiheit muß erst vor Gericht dazu gezwungen werden, die Arbeit an dem Manuskript einer iranischen Menschenrechtsaktivistin nicht zu bestrafen. "Mein Iran" ist eine nüchterne Studie über die historische Einsamkeit einer wahren Heldin.
Christopher de Bellaigue spielt dagegen ganz in der Normalo-Liga. Um ihn nach Iran zu locken, mußte sich das Schicksal schon etwas einfallen lassen. Der Engländer französischer Herkunft, 1971 geboren, studierte Islamwissenschaften, lernte etwas Farsi, interessierte sich nach dem Studium aber mehr für Indien und die Türkei. Bis er 1999 von Istanbul aus nach Iran fuhr. Drei Wochen wollte er bleiben, es wurden mehrere Jahre daraus. Er hatte sich dort verliebt und die Frau dann auch geheiratet - wobei zwischen Stufe eins und zwei mehr als ein Jahr verging, das er zu guten Teilen auf der Türschwelle seiner jetzigen Frau verbrachte. De Bellaigue reist durch das Land, sucht alle heiligen Stätten auf, nimmt an Prozessionen teil, schildert das Alltagsleben und die Geschichte des modernen Iran. Er findet dazu einen poetischen und sympathischen Ton und vermeidet jede Besserwisserei. Er beginnt das Buch mit dem Todeskult um den großen Märtyrer des schiitischen Islams, Imam Hossein: "Jetzt, wo ich in Teheran wohne und die niemals endende Trauer der Iraner um ihren Imam miterlebe, spüre ich, daß ich unter Menschen lebe, die in ihrem Kummer schwelgen, ihn genießen. Im Iran gedenkt man an einem dufterfüllten Frühlingstag mit Trauer und inniger Freude im Herzen des Imam Hosseins, während man einen Marienkäfer betrachtet, der einen Grashalm hinaufklettert, oder während man liebt."
Wer weniger über die komplexe Frage, ob der Tee, der einem angeboten wird, auch wirklich angenommen werden darf, oder über die Verhandlungsstrategien von Taxifahrern erfahren möchte, sondern direkt zum Kern des Problems, nämlich zur Bombe, vorstoßen möchte, der wird mit dem frisch erschienenen Buch von Gero von Randow und Ulrich Ladurner "Die iranische Bombe" glücklich werden. In schnörkellos cooler Sprache werden die Akteure der Krise von der IAEA bis zu AQ Khan vorgestellt, die historischen Ursachen beleuchtet und sogar mögliche Auswegsszenarien skizziert, ohne zu beschönigen, aber auch ohne apokalyptisches Geraune.
Eine Botschaft schwingt in allen drei Werken mit: In Iran gibt es kein Happy-End.
NILS MINKMAR
Shirin Ebadi: "Mein Iran", Pendo-Verlag, 296 Seiten, 19,90 Euro.
Christopher de Bellaigue: "Im Rosengarten der Märtyrer", C.-H.-Beck-Verlag, 340 Seiten, 24,90 Euro.
Gero von Randow, Ulrich Ladurner: "Die iranische Bombe", Verlag Hoffmann und Campe, 175 Seiten, 14,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Dialektik des Buchmarkts sorgt immer dann für spannende Sachbücher, wenn es eng wird, krisentechnisch. Aber so richtig freuen kann man sich dann auch nicht. Das aufklärerische Ideal stößt im Fall Iran schnell an Grenzen, zumindest an Geduldsgrenzen. Sollte es nicht so sein, daß Bücher über ein derzeit wegen seiner irrlaufenden Führung argwöhnisch beäugtes Land den Blick weiten, das Verständnis vertiefen und die Sorgen lindern? Aber sowenig wie der interkulturelle Dialog notwendigerweise dazu führt, daß man die anderen, mit denen man sich da austauscht, mehr mag als vorher, so wenig hilft die Lektüre von Büchern zum Thema Iran dabei, Zuversicht zu gewinnen.
Das bestürzendste Beispiel ist die Autobiographie der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, "Mein Iran", die dieser Tage in zwölf Ländern zugleich erscheint. Solche Lebensgeschichten gehorchen für gewöhnlich einer gewissen Dramaturgie, berichten von Schwierigkeiten und Rückschlägen. Aber durch das gesamte Werk zieht sich doch ein heiterer Grundton, schließlich liest man sie mit dem Wissen um das glückliche Ende. Dieses Buch ist anders. Shirin Ebadi entläßt die Leser nicht aus der Bedrückung, die sich nach der islamischen Revolution auf das Land gelegt hat. Dabei schreibt sie als ausgesprochene Patriotin, die ihre vielen Freunde, die Iran verlassen haben, so behandelt, als seien sie gestorben: Man teilt dann einfach nicht mehr die gleiche Welt. Denen Briefe schreiben? Man schreibt doch auch nicht an Tote.
Es ist ein präzises, scharfsinniges, aber durch und durch trostloses Buch. Ganze Jahrzehnte verbringt Shirin Ebadi zu Hause - nachdem die Mullahs sie ihres Postens als Richterin enthoben haben: falsches Geschlecht. Sie zieht sich zurück und wechselt, so schreibt sie, in die Hausfrauendepression. Shirin Ebadi hat zwei Töchter, was das Leben in Iran richtig kompliziert macht. Söhne, andererseits, müssen in den Krieg gegen Saddam und sterben zu Hunderttausenden, die Friedhöfe wachsen zu richtigen Städten. Das ganze Buch durchweht, wie die Stadt und das Land, ein eigenartiger Todeskult.
In diesem Land ist die Hoffnung ein echtes Luxusgut. Auch aus dem Ausland darf keine Hilfe erwartet werden. Über die Vereinigten Staaten äußert sich Shirin Ebadi voller Verachtung. Als sie nach der Auszeichnung mit dem Nobelpreis ihre Autobiographie mit Hilfe eines amerikanischen Agenten angehen will, wird dem das auf Grund des amerikanischen Handelsembargos verboten. Ausgerechnet die Schutzmacht der Meinungsfreiheit muß erst vor Gericht dazu gezwungen werden, die Arbeit an dem Manuskript einer iranischen Menschenrechtsaktivistin nicht zu bestrafen. "Mein Iran" ist eine nüchterne Studie über die historische Einsamkeit einer wahren Heldin.
Christopher de Bellaigue spielt dagegen ganz in der Normalo-Liga. Um ihn nach Iran zu locken, mußte sich das Schicksal schon etwas einfallen lassen. Der Engländer französischer Herkunft, 1971 geboren, studierte Islamwissenschaften, lernte etwas Farsi, interessierte sich nach dem Studium aber mehr für Indien und die Türkei. Bis er 1999 von Istanbul aus nach Iran fuhr. Drei Wochen wollte er bleiben, es wurden mehrere Jahre daraus. Er hatte sich dort verliebt und die Frau dann auch geheiratet - wobei zwischen Stufe eins und zwei mehr als ein Jahr verging, das er zu guten Teilen auf der Türschwelle seiner jetzigen Frau verbrachte. De Bellaigue reist durch das Land, sucht alle heiligen Stätten auf, nimmt an Prozessionen teil, schildert das Alltagsleben und die Geschichte des modernen Iran. Er findet dazu einen poetischen und sympathischen Ton und vermeidet jede Besserwisserei. Er beginnt das Buch mit dem Todeskult um den großen Märtyrer des schiitischen Islams, Imam Hossein: "Jetzt, wo ich in Teheran wohne und die niemals endende Trauer der Iraner um ihren Imam miterlebe, spüre ich, daß ich unter Menschen lebe, die in ihrem Kummer schwelgen, ihn genießen. Im Iran gedenkt man an einem dufterfüllten Frühlingstag mit Trauer und inniger Freude im Herzen des Imam Hosseins, während man einen Marienkäfer betrachtet, der einen Grashalm hinaufklettert, oder während man liebt."
Wer weniger über die komplexe Frage, ob der Tee, der einem angeboten wird, auch wirklich angenommen werden darf, oder über die Verhandlungsstrategien von Taxifahrern erfahren möchte, sondern direkt zum Kern des Problems, nämlich zur Bombe, vorstoßen möchte, der wird mit dem frisch erschienenen Buch von Gero von Randow und Ulrich Ladurner "Die iranische Bombe" glücklich werden. In schnörkellos cooler Sprache werden die Akteure der Krise von der IAEA bis zu AQ Khan vorgestellt, die historischen Ursachen beleuchtet und sogar mögliche Auswegsszenarien skizziert, ohne zu beschönigen, aber auch ohne apokalyptisches Geraune.
Eine Botschaft schwingt in allen drei Werken mit: In Iran gibt es kein Happy-End.
NILS MINKMAR
Shirin Ebadi: "Mein Iran", Pendo-Verlag, 296 Seiten, 19,90 Euro.
Christopher de Bellaigue: "Im Rosengarten der Märtyrer", C.-H.-Beck-Verlag, 340 Seiten, 24,90 Euro.
Gero von Randow, Ulrich Ladurner: "Die iranische Bombe", Verlag Hoffmann und Campe, 175 Seiten, 14,95 Euro.
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