"Das Lesebuch für Italien-Begeisterte!" FAZ"Sie konnte Geschichten erzählen und Walnüsse im angewinkelten Ellbogen knacken, sie konnte Kühe melken und wie ein Straßenjunge schrill auf zwei Fingern pfeifen. Am meisten aber bestaunten wir sie wegen der Leichtigkeit, mit der sie den Stengel einer Kirsche im geschlossenen Mund nur mithilfe der Zunge zu verknoten wusste."Dies schreibt Sabina Magnani-von Petersdorff über ihre Mutter Franca Magnani, die über 30 Jahre aus Italien für die ARD berichtete und so zur "Stimme Italiens" wurde.
Die wichtigsten Beiträge sind in diesem persönlichen Italienbuch zusammengestellt. Franca Magnani vermittelte darin in der für sie so unverwechselbaren Art ein unkonventionelles, liebevolles und kenntnisreiches Panorama ihrer Heimat. Menschen - prominente und ganz einfache -, Landschaften, Ereignisse, die große Politik, den Alltag der Italiener erfasste sie mit ihrem genauen Blick.
Die wichtigsten Beiträge sind in diesem persönlichen Italienbuch zusammengestellt. Franca Magnani vermittelte darin in der für sie so unverwechselbaren Art ein unkonventionelles, liebevolles und kenntnisreiches Panorama ihrer Heimat. Menschen - prominente und ganz einfache -, Landschaften, Ereignisse, die große Politik, den Alltag der Italiener erfasste sie mit ihrem genauen Blick.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.1998Europa
"Mein Italien" von Franca Magnani. Zusammengestellt von Sabina Magnani-von Petersdorff und Marco Magnani. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 1997. 465 Seiten. Gebunden, 44 Mark. ISBN 3-462-02615-1.
Es gibt Menschen, deren Bedeutung uns erst bewußt wird, wenn sie nicht mehr da sind. Zu ihnen gehört Franca Magnani, die von 1964 bis kurz vor ihrem Tod 1996 für die ARD aus Italien berichtete und in Hunderten von Reportagen unser Italien-Bild maßgeblich prägte. Sie wurde über die Jahre so etwas wie die Stimme Italiens, glaubwürdig, kritisch, sympathisch und streitbar zugleich. Die Reportagen, die ihre Kinder Sabina Magnani-von Petersdorff und Marco Magnani in diesem Buch versammelt haben, sind nur ein kleiner Ausschnitt aus ihrem kaum überschaubaren journalistischen Werk, ein Ausschnitt freilich, der sämtliche Facetten ihres Blicks auf die italienische Wirklichkeit der vergangenen dreißig Jahre repräsentiert. "Mein Italien" ist das Buch treffend überschrieben, doch entsteht aus den durchaus subjektiven Mosaiksteinen ein allgemeingültiges Bild, das eine Fülle von Informationen und Anekdoten bietet. Wie ein roter Faden zieht sich die Betrachtung des Geschlechterverhältnisses durch das Buch. Als Frau hatte Franca Magnani gewiß ein besonderes Gespür für die immensen Umbrüche, die die Emanzipation der Frau in einem traditionell patriarchalischen, katholisch geprägten Land für die Gesellschaft bedeuten mußte. So schreibt sie über die gegen zähen Widerstand durchgesetzten Reformen des italienischen Scheidungsrechts, über die "Italienerin zwischen Zwang und Freiheit", über Ehebruch und die Bedeutung der "Mamma" und den "Wandel der Familie in Italien". Man kommt aus dem Staunen nicht heraus: Bis 1980 gab es im italienischen Recht einen Paragraphen, der den Mord einer Ehefrau durch den Ehemann wenn nicht gerade billigte, so doch milde beurteilte, sofern er aus verletztem Ehrgefühl begangen wurde. Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus und seinen neofaschistischen Blüten bildet einen weiteren Schwerpunkt, außerdem das hierzulande als "typisch italienisch" empfundene Ränkespiel der Politik mit den immer neuen Regierungswechseln. Und es gibt mehr: Porträts italienischer Künstler wie Marcello Mastroianni, Federico Fellini, Adriano Celentano, Primo Levi, Sophia Loren oder Milva, von Politikern wie Sandro Pertini oder Enrico Berlinguer, auch einfach einen Rundgang durch den Alltag - die meisten Texte nur zwei, drei Seiten lang, allesamt scharfsichtig und pointiert. "Mein Italien" ist das Vermächtnis einer großen Journalistin, ein Lesebuch für Italien-Begeisterte, in dem mehr über das Land zu erfahren ist als in den meisten Reiseführern. (mab)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Mein Italien" von Franca Magnani. Zusammengestellt von Sabina Magnani-von Petersdorff und Marco Magnani. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 1997. 465 Seiten. Gebunden, 44 Mark. ISBN 3-462-02615-1.
Es gibt Menschen, deren Bedeutung uns erst bewußt wird, wenn sie nicht mehr da sind. Zu ihnen gehört Franca Magnani, die von 1964 bis kurz vor ihrem Tod 1996 für die ARD aus Italien berichtete und in Hunderten von Reportagen unser Italien-Bild maßgeblich prägte. Sie wurde über die Jahre so etwas wie die Stimme Italiens, glaubwürdig, kritisch, sympathisch und streitbar zugleich. Die Reportagen, die ihre Kinder Sabina Magnani-von Petersdorff und Marco Magnani in diesem Buch versammelt haben, sind nur ein kleiner Ausschnitt aus ihrem kaum überschaubaren journalistischen Werk, ein Ausschnitt freilich, der sämtliche Facetten ihres Blicks auf die italienische Wirklichkeit der vergangenen dreißig Jahre repräsentiert. "Mein Italien" ist das Buch treffend überschrieben, doch entsteht aus den durchaus subjektiven Mosaiksteinen ein allgemeingültiges Bild, das eine Fülle von Informationen und Anekdoten bietet. Wie ein roter Faden zieht sich die Betrachtung des Geschlechterverhältnisses durch das Buch. Als Frau hatte Franca Magnani gewiß ein besonderes Gespür für die immensen Umbrüche, die die Emanzipation der Frau in einem traditionell patriarchalischen, katholisch geprägten Land für die Gesellschaft bedeuten mußte. So schreibt sie über die gegen zähen Widerstand durchgesetzten Reformen des italienischen Scheidungsrechts, über die "Italienerin zwischen Zwang und Freiheit", über Ehebruch und die Bedeutung der "Mamma" und den "Wandel der Familie in Italien". Man kommt aus dem Staunen nicht heraus: Bis 1980 gab es im italienischen Recht einen Paragraphen, der den Mord einer Ehefrau durch den Ehemann wenn nicht gerade billigte, so doch milde beurteilte, sofern er aus verletztem Ehrgefühl begangen wurde. Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus und seinen neofaschistischen Blüten bildet einen weiteren Schwerpunkt, außerdem das hierzulande als "typisch italienisch" empfundene Ränkespiel der Politik mit den immer neuen Regierungswechseln. Und es gibt mehr: Porträts italienischer Künstler wie Marcello Mastroianni, Federico Fellini, Adriano Celentano, Primo Levi, Sophia Loren oder Milva, von Politikern wie Sandro Pertini oder Enrico Berlinguer, auch einfach einen Rundgang durch den Alltag - die meisten Texte nur zwei, drei Seiten lang, allesamt scharfsichtig und pointiert. "Mein Italien" ist das Vermächtnis einer großen Journalistin, ein Lesebuch für Italien-Begeisterte, in dem mehr über das Land zu erfahren ist als in den meisten Reiseführern. (mab)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"In der Tat wird man selten so unbeschwert und mit diskretem Tiefsinn in ein Land eingeführt." Neue Zürcher Zeitung