Große Dinge haben sich ereignet für den kleinen Hund Mister und für seinen Menschen. Der Mensch hat nämlich geheiratet, und seine Frau Bibi hat eine Katze mit ins Haus gebracht. Als die eingezogen ist, hätte Mister fast einen Schock erlitten - weiß Bibi nicht, dass er Katzen nicht leiden kann? Natürlich versucht Mister zunächst, die Katze zu ignorieren. Am besten gar nicht erst über Katzen reden. Nein da sind Menschengeschichten, obwohl Mister die eigentlich auch nicht mag, unbedingt vorzuziehen. Aber als Bibis Katze dem kleinen Hund Mister ihre Frikadelle überlässt, revidiert er seine Meinung. Vielleicht kann man sich an Katzen gewöhnen. Mister hat sich ja auch an Frikadellen gewöhnt. Neues von dem unverwechselbaren Plagegeist Mister und seinem Herrchen, der seinen Hund um nichts in der Welt hergeben würde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.1996Charmant und verfressen
Eine Ode an Hund und Herr
Ein unglaublich sympathischer, aber auch unsäglich penetranter kleiner Hund sitzt eines Tages vor Thomas' Haustür. Kratzt, sitzt, wartet, schleicht dem Thomas hinterher, schlüpft schließlich hinein ins Haus, beschnuppert den Kühlschrank, springt aufs Sofa und landet - lange dauert es nicht - in Thomas' Bett. "Du wirst noch froh sein, daß du mich hast", prophezeit der eloquente kleine Mister, und der überrumpelte Thomas sieht bald ein, daß das stimmt.
In diese anrührende Geschichte einer zumindest von einer Seite ungewollten Annäherung zwischen Mensch und Hund hat der dänische Kinderbuchautor Thomas Winding seine gesammelten Tiergeschichten, pardon Menschengeschichten - ach, das ist ein alter Disput zwischen Thomas und Mister - eingebunden. Mal auf dem Sofa, mal auf dem Bett, mal sauber und mal strotzend vor Dreck lauscht der Hund dem Herrchen, ergeben und doch frech genug.
Die eingestreuten Fabeln und Parabeln sind unterschiedlich gut. Sie handeln von klugen Schildkröten, listigen Füchsen, fetten Schweinen und zarten Prinzessinnen, gerade so, wie es Kinder im Alter zwischen vier und sechs und Hunde, die schon mit Messer und Gabel essen, lieben. Mister hat immer seinen süßen Senf dazugegeben. Selbstbewußt wie kein zweiter resümiert und philosophiert er im Anschluß an die Geschichten munter über das daher, was die Menschen den Tieren und die Tiere den Menschen in aller Regel so andichten.
Wenngleich es immer ein schwieriger Schritt ist - besonders für die Kleineren -, die eigentliche Geschichte zu verlassen und sich auf neue Figuren einzustellen, ist das Buch überschaubar angelegt. Die Geschichte aber, die sich zwischen Thomas und Mister entspinnt, ist so liebevoll gezeigt, daß man an mancher Stelle gern mehr davon hätte. Wunderbar an diesem Buch ist natürlich, daß nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen ein Identifikationsobjekt finden. Wenn ein Erwachsener eben noch mit Fug und Recht auf seinen Grundsätzen beharrt, doch diese schon ein paar Minuten später ohne Not über Bord werfen kann - das hat immer seinen Charme.
Der krakelig gezeichnete Köter mit der überlangen kalten Schnauze und den zu klein geratenen Flatterohren ist ein weiterer Geniestreich des Erfolgsillustrators Wolf Erlbruch. Er läßt den kleinen Mister sich durch das Buch räkeln und rasen und wie immer: Es geht eine schöne Stille von diesen Bildern aus, die, wie auch die Geschichte selbst, eine Liebeserklärung an den Hund an sich sind. Die entspannte Absichtslosigkeit in den Zeichnungen Erlbruchs lehnt sich in großer Einigkeit dem wohltuend unprätentiösen Sprachstil Thomas Windings an, der hier sein erstes Buch in deutscher Sprache vorlegt.
"Mein kleiner Hund Mister" ist eine Ode an Hund und Herr, amoralisch, antiblumig, angenehm. KATRIN STENDER.
Thomas Winding/Wolf Erlbruch: "Mein kleiner Hund Mister". Aus dem Dänischen von Gabriele Haefs. Carlsen Verlag, Hamburg 1996. 80 S., geb., 22,- DM. Ab 8 J. und zum Vorlesen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Ode an Hund und Herr
Ein unglaublich sympathischer, aber auch unsäglich penetranter kleiner Hund sitzt eines Tages vor Thomas' Haustür. Kratzt, sitzt, wartet, schleicht dem Thomas hinterher, schlüpft schließlich hinein ins Haus, beschnuppert den Kühlschrank, springt aufs Sofa und landet - lange dauert es nicht - in Thomas' Bett. "Du wirst noch froh sein, daß du mich hast", prophezeit der eloquente kleine Mister, und der überrumpelte Thomas sieht bald ein, daß das stimmt.
In diese anrührende Geschichte einer zumindest von einer Seite ungewollten Annäherung zwischen Mensch und Hund hat der dänische Kinderbuchautor Thomas Winding seine gesammelten Tiergeschichten, pardon Menschengeschichten - ach, das ist ein alter Disput zwischen Thomas und Mister - eingebunden. Mal auf dem Sofa, mal auf dem Bett, mal sauber und mal strotzend vor Dreck lauscht der Hund dem Herrchen, ergeben und doch frech genug.
Die eingestreuten Fabeln und Parabeln sind unterschiedlich gut. Sie handeln von klugen Schildkröten, listigen Füchsen, fetten Schweinen und zarten Prinzessinnen, gerade so, wie es Kinder im Alter zwischen vier und sechs und Hunde, die schon mit Messer und Gabel essen, lieben. Mister hat immer seinen süßen Senf dazugegeben. Selbstbewußt wie kein zweiter resümiert und philosophiert er im Anschluß an die Geschichten munter über das daher, was die Menschen den Tieren und die Tiere den Menschen in aller Regel so andichten.
Wenngleich es immer ein schwieriger Schritt ist - besonders für die Kleineren -, die eigentliche Geschichte zu verlassen und sich auf neue Figuren einzustellen, ist das Buch überschaubar angelegt. Die Geschichte aber, die sich zwischen Thomas und Mister entspinnt, ist so liebevoll gezeigt, daß man an mancher Stelle gern mehr davon hätte. Wunderbar an diesem Buch ist natürlich, daß nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen ein Identifikationsobjekt finden. Wenn ein Erwachsener eben noch mit Fug und Recht auf seinen Grundsätzen beharrt, doch diese schon ein paar Minuten später ohne Not über Bord werfen kann - das hat immer seinen Charme.
Der krakelig gezeichnete Köter mit der überlangen kalten Schnauze und den zu klein geratenen Flatterohren ist ein weiterer Geniestreich des Erfolgsillustrators Wolf Erlbruch. Er läßt den kleinen Mister sich durch das Buch räkeln und rasen und wie immer: Es geht eine schöne Stille von diesen Bildern aus, die, wie auch die Geschichte selbst, eine Liebeserklärung an den Hund an sich sind. Die entspannte Absichtslosigkeit in den Zeichnungen Erlbruchs lehnt sich in großer Einigkeit dem wohltuend unprätentiösen Sprachstil Thomas Windings an, der hier sein erstes Buch in deutscher Sprache vorlegt.
"Mein kleiner Hund Mister" ist eine Ode an Hund und Herr, amoralisch, antiblumig, angenehm. KATRIN STENDER.
Thomas Winding/Wolf Erlbruch: "Mein kleiner Hund Mister". Aus dem Dänischen von Gabriele Haefs. Carlsen Verlag, Hamburg 1996. 80 S., geb., 22,- DM. Ab 8 J. und zum Vorlesen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.02.2018TASCHENBÜCHER
„Eines Tages stand ein kleiner Hund vor meiner Tür und sagte, er wolle gern bei mir wohnen. ,Das ist keine so gute Idee‘, sagte ich.“ So beginnt die erste der hinreißenden Vorlesegeschichten um den kleinen Hund „Mister“, die von Wolf Erlbruch mit seinen unnachahmlichen und ausdrucksstarken Bildern begleitet und bereichert werden. Doch Mister lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Dass sein künftiges Herrchen eigentlich absolut keinen Hund will, stört ihn nicht im Geringsten. Er hält sich schließlich für etwas ganz Besonderes. Aber trotz seiner kleinen Unarten kann man ihm einfach nicht böse sein, und sehr bald würde sich sein unfreiwilliges Herrchen um keinen Preis der Welt wieder von Mister trennen.
Die Geschichten des dänischen Autors Tomas Winding haben alle Eigenschaften, die ein gutes Vorlesebuch braucht. Die Kinder werden sich in der Figur des selbstbewussten, unfolgsamen, aber ungemein liebenswerten Mister wiederfinden, und der Erwachsene hat seinen Spaß beim Vorlesen. (ab 7 Jahre)
Thomas Winding: Mein kleiner Hund Mister. Deutsch von Gabriele Haefs. Mit Illustrationen von Wolf Erlbruch. Dtv Reihe Hanser (62667), München 2018. 160 Seiten, 10,95 Euro.
Es ist eine aberwitzige Geschichte, die der elfjährige Luke uns hier erzählt. Er und sein Bruder Zack (14 Jahre alt) verbringen viel Zeit in ihrem Baumhaus, aber ihre Interessen liegen weit auseinander. Während Luke seinen älteren Bruder als Streber und „Nerd“ sieht, ist er selbst ein leidenschaftlicher Comic-Leser und kennt sich bestens mit Superhelden und deren Welten aus. Aber das Schicksal will es, dass, als Luke zum Pinkeln ins Haus geht, ein Raumschiff in ihrem Garten landet. Der Commander, der sich als „Zorbon der Bestimmer“ vorstellt, erklärt Zack, das Baumhaus stelle die Verbindung zwischen seinem Universum und der Erde dar. Er verleiht Zack Superkräfte und gibt ihm den Auftrag, die Erde zu retten, die von einem riesigen Asteroiden namens Nemesis bedroht sei. Luke platzt vor Neid und Eifersucht, denn er ist sich sicher, der Besuch aus dem All galt ihm, schließlich ist er der Spezialist für Comics und Superhelden, und Zack hat von all dem keine Ahnung. Aber es hilft nichts, er muss seinen Bruder unterstützen und gibt ihm den Namen „Star Typ“.
Nun folgt ein dramatischer Showdown, denn die Brüder, denen sich noch die kluge und mutige Lara anschließt, haben nur wenige Tage Zeit, die Erde zu retten. Die Geschichte endet damit, dass Luke mal wieder pinkeln muss, als das Raumschiff erneut landet. Aber diesmal ist es Lara, die von dem Commander mit Superkräften ausgestattet wird.
Der Autor David Solomons hat seine verrückte Geschichte mit so viel englischem Humor und herrlich skurrilen Szenen ausgestattet, dass auch Leser, die keine Superhelden-Spezialisten sind, sich königlich amüsieren. Für sie gibt es im Anhang ein ausführliches „Lexikon der Superhelden“. (ab 10 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
David Solomons: Mein Bruder ist ein Superheld. Aus dem Englischen von Ebi Naumann. Carlsen Verlag (1678),Hamburg 2017. 352 Seiten, 8,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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„Eines Tages stand ein kleiner Hund vor meiner Tür und sagte, er wolle gern bei mir wohnen. ,Das ist keine so gute Idee‘, sagte ich.“ So beginnt die erste der hinreißenden Vorlesegeschichten um den kleinen Hund „Mister“, die von Wolf Erlbruch mit seinen unnachahmlichen und ausdrucksstarken Bildern begleitet und bereichert werden. Doch Mister lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Dass sein künftiges Herrchen eigentlich absolut keinen Hund will, stört ihn nicht im Geringsten. Er hält sich schließlich für etwas ganz Besonderes. Aber trotz seiner kleinen Unarten kann man ihm einfach nicht böse sein, und sehr bald würde sich sein unfreiwilliges Herrchen um keinen Preis der Welt wieder von Mister trennen.
Die Geschichten des dänischen Autors Tomas Winding haben alle Eigenschaften, die ein gutes Vorlesebuch braucht. Die Kinder werden sich in der Figur des selbstbewussten, unfolgsamen, aber ungemein liebenswerten Mister wiederfinden, und der Erwachsene hat seinen Spaß beim Vorlesen. (ab 7 Jahre)
Thomas Winding: Mein kleiner Hund Mister. Deutsch von Gabriele Haefs. Mit Illustrationen von Wolf Erlbruch. Dtv Reihe Hanser (62667), München 2018. 160 Seiten, 10,95 Euro.
Es ist eine aberwitzige Geschichte, die der elfjährige Luke uns hier erzählt. Er und sein Bruder Zack (14 Jahre alt) verbringen viel Zeit in ihrem Baumhaus, aber ihre Interessen liegen weit auseinander. Während Luke seinen älteren Bruder als Streber und „Nerd“ sieht, ist er selbst ein leidenschaftlicher Comic-Leser und kennt sich bestens mit Superhelden und deren Welten aus. Aber das Schicksal will es, dass, als Luke zum Pinkeln ins Haus geht, ein Raumschiff in ihrem Garten landet. Der Commander, der sich als „Zorbon der Bestimmer“ vorstellt, erklärt Zack, das Baumhaus stelle die Verbindung zwischen seinem Universum und der Erde dar. Er verleiht Zack Superkräfte und gibt ihm den Auftrag, die Erde zu retten, die von einem riesigen Asteroiden namens Nemesis bedroht sei. Luke platzt vor Neid und Eifersucht, denn er ist sich sicher, der Besuch aus dem All galt ihm, schließlich ist er der Spezialist für Comics und Superhelden, und Zack hat von all dem keine Ahnung. Aber es hilft nichts, er muss seinen Bruder unterstützen und gibt ihm den Namen „Star Typ“.
Nun folgt ein dramatischer Showdown, denn die Brüder, denen sich noch die kluge und mutige Lara anschließt, haben nur wenige Tage Zeit, die Erde zu retten. Die Geschichte endet damit, dass Luke mal wieder pinkeln muss, als das Raumschiff erneut landet. Aber diesmal ist es Lara, die von dem Commander mit Superkräften ausgestattet wird.
Der Autor David Solomons hat seine verrückte Geschichte mit so viel englischem Humor und herrlich skurrilen Szenen ausgestattet, dass auch Leser, die keine Superhelden-Spezialisten sind, sich königlich amüsieren. Für sie gibt es im Anhang ein ausführliches „Lexikon der Superhelden“. (ab 10 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
David Solomons: Mein Bruder ist ein Superheld. Aus dem Englischen von Ebi Naumann. Carlsen Verlag (1678),Hamburg 2017. 352 Seiten, 8,99 Euro.
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