Als die Dichterin Gisela Kraft 2010 im Alter von 74 Jahren starb, hinterließ sie ein beeindruckendes Werk: Romane, Gedichte, Übersetzungen, Nachdichtungen, Essays. Und das Manuskript einer Autobiographie, deren Veröffentlichung sie sich sehnlichst gewünscht hatte. Ihre Erinnerungen setzen ein mit einer Grenzüberschreitung der besonderen Art: der Übersiedlung von Westberlin nach Ostberlin im November 1984. Es ist ein Schritt, der viel über Gisela Kraft sagt. Über ihre Lust am Widerspruch, ihren unerschütterlichen Glauben an gesellschaftliche Utopien, ihre Konsequenz und Radikalität, wenn es um das ging, was ihr einzig wichtig war: die Literatur. "Mein Land, ein anderes" erzählt von einer außergewöhnlichen, klugen und mutigen Frau, die alles hinter sich lässt, um sich ausschließlich dem Schreiben und Übersetzen zu widmen. Einer Frau, für die Leben und Dichtung ganz selbstverständlich eins waren.