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It's a match! Arthur Wilkow, fourtysomething, Literatur- und Sportjunkie, setzt alles auf eine Karte. Sein Ziel: einen autobiographischen Tennisroman zu schreiben. Aber was, wenn das Leben für einen Roman nicht taugt? Hin- und hergerissen zwischen Wunsch und Wirklichkeit reist Wilkow durchs Jahr, nach Hawaii, zum Lago Maggiore, nach Köln und Kühlungsborn, Polen und Portland. Mein Leben als Tennisroman erzählt von Gegner- und Partnerschaft, den täglichen Kämpfen und letzten großen Duellen. Zwischen Mann und Frau, Autor und Figur, Erinnerung und Gegenwart. »In der hiesigen Literatenszene, in der…mehr

Produktbeschreibung
It's a match! Arthur Wilkow, fourtysomething, Literatur- und Sportjunkie, setzt alles auf eine Karte. Sein Ziel: einen autobiographischen Tennisroman zu schreiben. Aber was, wenn das Leben für einen Roman nicht taugt? Hin- und hergerissen zwischen Wunsch und Wirklichkeit reist Wilkow durchs Jahr, nach Hawaii, zum Lago Maggiore, nach Köln und Kühlungsborn, Polen und Portland. Mein Leben als Tennisroman erzählt von Gegner- und Partnerschaft, den täglichen Kämpfen und letzten großen Duellen. Zwischen Mann und Frau, Autor und Figur, Erinnerung und Gegenwart. »In der hiesigen Literatenszene, in der es von Kojoten, Tagedieben und anderen Heiligen nur so wimmelt, ist Andreas Merkel der - wie es im Sport heißt -, "den du gesehen haben musst". Ronald Reng
Autorenporträt
Andreas Merkel, geboren 1970 in Rendsburg, lebt in Berlin. Autor der Romane "Große Ferien" und "Das perfekte Ende". Sein Tagebuchroman "Fan-Fibel 1. FC Köln" (11Freunde: "das Anti-Fußballbuch des Jahres") wurde 2017 von der Deutschen Fußball-Akademie zum "Fußballbuch des Jahres" nominiert. Merkel ist Inhaber einer abgelaufenen Tennistrainer-C-Lizenz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.11.2018

In Referenzgewittern
Andreas Merkels Roman über das Scheitern eines Romans ist großes Popliteraturtennis

Als Dale Cooper vor einem Jahr den Verstand verlor, wollte man fast verzweifeln. Hatte er fünfundzwanzig Jahre in der Black Lodge ausgeharrt, nur um sich endgültig zwischen Fiktionsebenen und Doppelgängern zu verirren? Aber dann gab es eben doch den einen Dougie-Jones-Moment in David Lynchs genialer "Twin Peaks"-Fortsetzung, der wie ein Sieg über die Zeit war, die Rückkehr der poetischen Naivität in einem zu klug gewordenen Medium. So ähnlich fühlt sich Andreas Merkels Roman, in dem mehrere Ich-Spiegelungen zum Herrendoppel antreten, in Bezug auf die alte Berliner Popliteratur an.

Es führt kein gerader Weg mehr zu den Anfängen dieses vitalistischen Genres zurück, aber hinter der kollabierenden Handlung von Merkels versponnen anspielungsreicher Autorfiktion zweiter Ordnung wird noch einmal ihre einstige Grandezza kenntlich. Zahlreiche Szenen und Figuren (bis hin zu Bloggerinnen und Lektorinnen) sind nur leicht verfremdet der Wirklichkeit entliehen. Und von Kai Diekmann über Maxim Biller (Autor eines "real unlesbaren 800-Seiten-Romans") bis zu Christian Kracht, der lautstark ins Handy redet, den Menschen in Berlin "falle beim Reden dauernd das Gebiss aus der Fresse", tauchen sie alle noch einmal auf, die lieben alten Pop-Popper.

Schon die Grundidee, einen Roman über das Scheitern eines Romanprojekts zu schreiben - der Mittvierziger Arthur Wilkow hat sich mit dem Tennisspieler Lenz eine jugendliche Alter-Ego-Version seiner selbst zurechtgelegt, die für ihn so real wird, dass sein Umfeld allmählich an Arthurs Geisteszustand zweifelt -, kann als Pop-Hommage gesehen werden, allerdings in mehrfacher Brechung. Es ist, als wäre die krachlustige Bosheit Joachim Lottmanns einmal durch die Knausgård-Knochenmühle gedreht und dann wieder mit Herrndorf-Sensibilität bestrichen worden. Das Dauergrübeln der Autorfigur, die sich mit zu viel Theorie den Zugang zum eigenen Roman verstellt - er soll riskantes Schreiben darstellen, "das schwache Denken" symbolisieren und den Hass auf "die ganze fettarschige Langsamkeit von Berufen im Sitzen" ausdrücken -, steht dabei in schönem Gegensatz zu der stilistischen Leichtigkeit, mit der in oft tatsächlich (Merkel-)autobiographischer Tagebuchform über die mit Nichtschreiben vertändelte Zeit berichtet wird. Der ironische Blick aufs unglamouröse Autorendasein unterhalb der Bestsellergrenze ist schmerzhaft genau.

Zumeist reist Arthur in diesem Buch ziellos zwischen Amerika, Berlin, Görlitz, Nordburg, Köln und Kühlungsborn herum, oft gemeinsam mit seiner emotionalen Sparrings-Partnerin E. Dabei hat er mit herzlich Alltäglichem und der tiefen Einsamkeit aller Schreibenden zu kämpfen, beides bis zur Beziehungskrise sezierend. Immer stärker aber verwischen in den verschachtelten Rückblenden, Romanszenenentwürfen und Gegenerzählungen die Grenzen zwischen den Figuren und Fiktionen, bis man nicht mehr sicher ist, wer eigentlich spricht. Einige Windungen und autopoetologische Wendungen weniger wären kein Schaden gewesen (vor allem gegen Ende). Dennoch gehört dieser flotte Antiroman, der sich im Namen der "großen Naivität wahrer Weltliteratur" und nach "zu viel Twin-Peaks-Gucken" ein langes, kluges, aussichtsloses Match mit "der kynischen Klugheit der Kritik" im eigenen Kopf liefert, nicht nur in jeden Popliteratur-Handapparat hipper Germanistik-Institute, sondern auch auf den Zettel aller standhaften Gegenwartsliteratur-Follower.

OLIVER JUNGEN.

Andreas Merkel: "Mein Leben als Tennisroman." Roman. Blumenbar Verlag, Berlin 2018. 364 S., geb., 20,- [Euro].

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»Großes Popliteraturtennis: Dieser flotte Antiroman gehört nicht nur in jeden Popliteratur-Handapparat hipper Germanistik-Institute, sondern auch auf den Zettel aller standhafter Gegenwartsliteratur-Follower.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20181117