"Mein Leben. Suchen. Werden. Finden"ist die Autobiografie in Bildern und Texten von Karlheinz Böhm. Böhm legt Zeugnis ab vom Aufwachsen in einer wohlhabenden Familie im Deutschland der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts, übereine von Brüchen geprägte Schauspielkarriere bis zu seiner aktiven Arbeit heute in Äthiopien, dem auch im 21. Jahrhundert ärmsten Land der Welt. Starke Bilder prägen das Leben von Karlheinz Böhm von Kindheit an: Die Bilder seines weltberühmten Vaters, des Dirigenten Dr. Karl Böhm, der mit den besten Orchestern der Welt spielt. Die Bilder seiner einsamen Jugend im Dritten Reich, als er monatelang keinen Kontakt zu den Eltern hat. Die Bilder, wie er als Kaiser Franz Joseph an der Seite von Romy Schneider mit der"Sissi"-Trilogie zum umjubelten Kinostar wird. Die Bilder eines enttäuschten 40-Jährigen, der zehn Jahre keine Filmangebote bekommt, bis ihn ausgerechnet Rainer Werner Fassbinder neu entdeckt. Die Bilder eines attraktiven Mannes, der als Ehemann und Vater scheiterte, in drei Ehen fünf Kinder in die Welt setzt. Die Bilder einer öffentlichen Selbstfindung, als er 1981 mit einer Wette im ZDF auf die katastrophale Situation der Menschen in der Sahelzone aufmerksam macht. Und es sind die Bilder des glücklichen Menschen, der in Äthiopien seine Lebensaufgabe gefunden hat: als Helfer gegen Armut, Krankheit und Ungerechtigkeit fern von Glanz und Glamour seiner ersten fünf Lebensjahrzehnte. Anhand dieser Bilder, viele aus seinem Privatbesitz und bisher unveröffentlicht, erzählt Böhm sein Leben: voll Nachdenklichkeit und Amüsement, voll Liebe und Zorn. In feinen Anekdoten berichtet Karlheinz Böhm über die Dreharbeiten mit den schönsten Frauen der Welt und verrät melancholisch kleine Geheimnisse von Romy Schneider. Berührend sind seine Gedanken über den Vater, der in seinen Armen starb, dekuvrierend ehrlich seine Reflexionen über erste Ehen und Kinder, hochinteressant seine Berichte über die Arbeit seiner Äthiopien-Stiftung"Menschen für Menschen", stark seine Bekenntnisse über sein spätes Glück.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2008In Äthiopien gefunden
Schon einmal hatte Karlheinz Böhm über sein Leben geschrieben: Vor 15 Jahren erschien seine erste Autobiographie unter dem Titel "Mein Weg". Damals hatte er fast schon das Rentenalter erreicht. Nun sind noch ein paar Jahre hinzugekommen, die Böhm unter dem Kapitel "Finden" (im neuen Buch "Mein Leben" ist es das dritte und letzte) zusammenfasst. Gefunden hat er sich demnach in Äthiopien, als Philantrop, der sich voll und ganz seiner Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" widmet. Was er zuvor gewesen ist und heute nicht mehr sein will, nimmt allerdings noch immer den größten Teil seiner Erinnerungen ein, die rechtzeitig zu Böhms achtzigsten Geburtstag am 16. März erschienen sind: Auf fast 220 Seiten breitet er sein Künstlerdasein auf der Bühne und vor der Kamera aus, um Äthiopien geht es nur auf knapp 140 Seiten. Dabei erfährt der Leser kaum Neues über den einstigen Burgschauspieler, was der nicht schon in seinem ersten Buch preisgegeben hätte. Da war der frühe Erfolg dank der "Sissi"-Filme in den Fünfzigern, in den Sechzigern ging's dann wieder bergab, bevor ihm in den Siebzigern dank Rainer Werner Fassbinder ein glanzvolles Comeback gelang. Neu ist vor allem die Aufmachung der Memoiren als Bildband - mit 300 Fotos auf 450 Seiten. Von fast jedem seiner Filme gibt es Bilder, dazu viele bislang unveröffentlichte Fotos aus seiner Kindheit, Jugend und seinen ersten drei Ehen. So ist das Buch ein Werk der leichten Unterhaltung, auch weil sich die Anekdoten, die meist chronologisch aneinandergereiht wurden, schon beim bloßen Durchblättern wie von selbst lesen. (Karlheinz Böhm: "Mein Leben". Suchen Werden Finden. Die Autobiografie. Aufgezeichnet von Beate Wedekind. Collection Rolf Heyne, München 2008. 450 S., Abb., geb., 75,- [Euro].) pps.
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Schon einmal hatte Karlheinz Böhm über sein Leben geschrieben: Vor 15 Jahren erschien seine erste Autobiographie unter dem Titel "Mein Weg". Damals hatte er fast schon das Rentenalter erreicht. Nun sind noch ein paar Jahre hinzugekommen, die Böhm unter dem Kapitel "Finden" (im neuen Buch "Mein Leben" ist es das dritte und letzte) zusammenfasst. Gefunden hat er sich demnach in Äthiopien, als Philantrop, der sich voll und ganz seiner Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" widmet. Was er zuvor gewesen ist und heute nicht mehr sein will, nimmt allerdings noch immer den größten Teil seiner Erinnerungen ein, die rechtzeitig zu Böhms achtzigsten Geburtstag am 16. März erschienen sind: Auf fast 220 Seiten breitet er sein Künstlerdasein auf der Bühne und vor der Kamera aus, um Äthiopien geht es nur auf knapp 140 Seiten. Dabei erfährt der Leser kaum Neues über den einstigen Burgschauspieler, was der nicht schon in seinem ersten Buch preisgegeben hätte. Da war der frühe Erfolg dank der "Sissi"-Filme in den Fünfzigern, in den Sechzigern ging's dann wieder bergab, bevor ihm in den Siebzigern dank Rainer Werner Fassbinder ein glanzvolles Comeback gelang. Neu ist vor allem die Aufmachung der Memoiren als Bildband - mit 300 Fotos auf 450 Seiten. Von fast jedem seiner Filme gibt es Bilder, dazu viele bislang unveröffentlichte Fotos aus seiner Kindheit, Jugend und seinen ersten drei Ehen. So ist das Buch ein Werk der leichten Unterhaltung, auch weil sich die Anekdoten, die meist chronologisch aneinandergereiht wurden, schon beim bloßen Durchblättern wie von selbst lesen. (Karlheinz Böhm: "Mein Leben". Suchen Werden Finden. Die Autobiografie. Aufgezeichnet von Beate Wedekind. Collection Rolf Heyne, München 2008. 450 S., Abb., geb., 75,- [Euro].) pps.
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