Mit der Übersetzung des Bandes "Mein Lebenslauf" des Wacoal-Gründers Tsukamoto Koichi (1920-1998) aus der gleichnamigen Kolumne in Japans führender Wirtschaftszeitung erscheint ein Exemplar der nach wie vor wenig erforschten Gattung japanischer Unternehmer-Autobiographien in deutscher Sprache. Als einer der sogenannten "Macher des modernen Japans" hatte Tsukamoto maßgeblich Anteil an der Formung eines nationalen Selbstbildes sowie des internationalen Bildes von Japan nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach mehr als fünf Jahren Krieg und Internierung auf dem asiatischen Festland kehrt Tsukamoto im Juni 1946 zurück nach Japan und gründet in Kyoto den Einmannbetrieb Wako Shoji, das spätere Wacoal. Dank des zunehmenden Interesses an westlicher Mode gelang ihm mit einem ehrgeizigen Fünfzig-Jahres-Plan die Etablierung des Modezweigs der Damenunterwäsche in Japan. Sein 1950 gestecktes Ziel: es bis zum Jahr 2000 an die Weltspitze zu schaffen. Tsukamotos Aufzeichnungen sind nicht nur als Unternehmer-Selbstzeugnis zu lesen. Sie bergen auch aufschlussreiches Material für eine Fülle weitergehender wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtlicher Fragestellungen zum modernen Japan bis ins 21. Jahrhundert. Als einflussreiche Person des öffentlichen Lebens sowie Gründungsvorsitzender der Japan-Konferenz hat er zudem die nationalistisch-revisionistische Bewegung in der Politik bis ins 21. Jahrhundert mitgeprägt.