Mein letzter Livestream ist ein Buch, über dessen Schwere man sich im Vorfeld unbedingt im Klaren sein sollte. Es geht nicht nur um Suizidgedanken, sondern auch um die Planung der konkreten Umsetzung, wie aus dem Klappentext schon hervorgeht. Bitte bedenkt das, bevor ihr zu der Geschichte greift und
passt währenddessen auf euch auf.
Butter und ich hatte eine interessante Reise zusammen. Ich…mehrMein letzter Livestream ist ein Buch, über dessen Schwere man sich im Vorfeld unbedingt im Klaren sein sollte. Es geht nicht nur um Suizidgedanken, sondern auch um die Planung der konkreten Umsetzung, wie aus dem Klappentext schon hervorgeht. Bitte bedenkt das, bevor ihr zu der Geschichte greift und passt währenddessen auf euch auf.
Butter und ich hatte eine interessante Reise zusammen. Ich muss gestehen, dass ich bis zum letzten Viertel oft nicht wirklich wusste, was ich von ihm, seinen Gedanken und seinem Handeln halten soll, da alles irgendwie wirkte, als würde es nicht so richtig zusammenpassen. Doch am Ende ergab es rückblickend Sinn und nahm mich dann umso intensiver für sich ein, dass ich beinahe vergaß, was mich im Vorfeld überhaupt gestört hatte.
Ich werde versuchen, das noch näher zu erläutern, möglichst ohne zu spoilern. Butter hat genug davon, er selbst in seinem übergewichtigen Körper zu sein, und möchte dem öffentlich ein Ende setzen. Dass auf dieses Vorhaben mit Begeisterung seitens seiner Mitschüler reagiert wird, kann und möchte ich mir ausschließlich damit erklären, dass keiner seinen Behauptungen Glauben schenkt und lediglich die Geste spannend findet, was ich aber fast genauso schlimm finde wie den Gedanken daran, dass sie ihm doch glauben könnten und es feiern, anstatt jemand Erwachsenen darüber zu benachrichtigen.
Butter hingegen wirkt oft so, als schwanke er in seiner Entschlossenheit, oder viel mehr, als wolle er gar nicht, dass ihm jemand glaubt. Auf den ersten Blick wirkte das sehr sprunghaft und nicht nachvollziehbar auf mich. Allerdings könnte man das damit erklären, dass wenn ihm jemand glaubte, eine Meldung an Lehrer, Eltern oder Polizei ihm einen Strich durch die Rechnung machen könnte und Butter das verhindern möchte.
Ihr merkt, es war ein Auf und Ab der Gefühle, ein stetiges „Macht er es? Oder macht er es nicht?“, was sich durch das Buch zieht und mir bis zuletzt wirklich ein Rätsel aufgab. Ich habe mitgefiebert, gegrübelt, gebangt und hätte Butter abwechselnd gern schützend in den Arm genommen und ihn geschüttelt für seine Pläne. Mir lag das Buch noch lange nach dem Beenden im Magen, ich habe viel darüber nachgedacht. Über Butter, wie er sich gefühlt hat, über mich selbst, über seine Mitschüler, über seine Eltern. Auch die Aufarbeitung der ganzen Thematik am Ende gefiel mir gut.
Dass Butter aus seiner Ich-Perspektive berichtet, verleiht dem Geschehen noch mal eine ganz andere Tiefe und sorgt oft für widerwillige Gänsehaut. Was er erleben musste, wie intensiv er seine Eindrücke schildert, das geht an die Nieren. Der lebendige, eindringliche Schreibstil hält einen konstanten Lesefluss aufrecht und ermöglicht den Lesenden wie ich finde ein müheloses Vorankommen.
Neben der Story um Butter und sein Gewicht zeichnet sich auch so etwas wie eine Liebesgeschichte ab. Eine, die mich lange nicht überzeugen konnte, zum Ende hin aber langsam die Kurze kriegt. Ich kann nicht näher darauf eingehen ohne zu spoilern, aber ihr werdet sehen, was ich meine.
Mein Fazit:
Auch wenn ich streckenweise etwas unsicher war, was ich von Butter und seiner Geschichte halten soll, so glaube ich insgesamt doch sehr gut in alles hineingefunden und es verstanden zu haben. Ich habe besonders das letzte Viertel verschlungen und intensiv mit Butter mitgefühlt. Rückblickend war das Leseerlebnis viel zu einnehmend für „nur“ 4 Sterne, aber aufgrund anfänglicher Skepsis und werden es keine vollen 5, sondern 4,5.