Eine umfassende Anthologie der slowenischen Lyrik von der Jahrhundertwende bis in unsere Tage Slowenien ist ein kleines Land mit einer großen Poesie. Bei unserem Nachbarn auf der Wolke war Dichten seit jeher Überlebensstrategie: vom avantgardistischen Genie Srecko Kosovel, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die Krise Europas prophezeite, über den katholischen Partisanen Edvard Kocbek, bis hin zur Poesie der jungen Lyrikszene, die zwischen Techno und grenzüberschreitenden Revolutionen ihren Ausdruck findet. Zum ersten Mal stellt eine zweisprachige Anthologie den ganzen Reichtum der…mehr
Eine umfassende Anthologie der slowenischen Lyrik von der Jahrhundertwende bis in unsere Tage
Slowenien ist ein kleines Land mit einer großen Poesie. Bei unserem Nachbarn auf der Wolke war Dichten seit jeher Überlebensstrategie: vom avantgardistischen Genie Srecko Kosovel, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die Krise Europas prophezeite, über den katholischen Partisanen Edvard Kocbek, bis hin zur Poesie der jungen Lyrikszene, die zwischen Techno und grenzüberschreitenden Revolutionen ihren Ausdruck findet. Zum ersten Mal stellt eine zweisprachige Anthologie den ganzen Reichtum der slowenischen Poesie vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart vor. Sie zeichnet nicht nur die literarischen Strömungen nach, sondern würdigt auch die vielfältigen sprachlichen Minderheiten.
Matthias Göritz ist Dichter, Übersetzer und Romanautor. Er lehrt an der Washington University in St. Louis und übersetzte u. a. Werke von John Ashbery, Rae Armantrout, Mary Jo Bang, Max Porter, Boris Pahor, Tomaz Salamun und Ales Steger. Göritz wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Hamburger Literaturpreis, dem Mara-Cassens-Preis, dem Robert-Gernhardt-Preis, dem William Gass Award und zuletzt mit dem International Pretnar Award 2022. Seine Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Amalija Macek arbeitet als Dozentin an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana, wo sie Dolmetschen und Übersetzen aus dem Deutschen ins Slowenische unterrichtet. Sie ist EU-akkreditierte Konferenzdolmetscherin und Literaturübersetzerin (u.a. von Ilse Aichinger, Marlen Haushofer, Franz Kafka, Bertolt Brecht, Peter Handke, Josef Winkler, Ulrich Peltzer, Terézia Mora). 2021 wurde sie mit dem Fabjan-Hafner-Preis ausgezeichnet.
Ales Steger lebt in Ljubljana. Er veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände, Romane und Essays, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, u.a. mit dem Best Translated Book of the Year Award in den USA 2011, dem Internationalen Horst-Bienek-Preis 2016, dem Alfred-Kolleritsch-Preis 2021 und dem Spycher Literaturpreis Leuk 2022. Ins Slowenische übersetzte er u.a. Bücher von Ingeborg Bachmann, Peter Huchel, Walter Benjamin, Pablo Neruda und César Vallejo. Bei Hanser erschien der Gedichtband Über dem Himmel unter der Erde (2019).
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Nico Bleutge freut sich, dass ihm diese Anthologie den Einstieg in die Welt der slowenischen Lyrik ermöglicht - umso mehr, als in dem kleinen Land jährlich sage und schreibe 300 Gedichtbände erscheinen. Viele originelle Dichter hat das Land hervorgebracht, führt Bleutge aus, und die hier vorliegende Sammlung bildet diese Vielfalt gut ab. Geordnet ist die Vielfalt sowohl chronologisch als auch thematisch, was laut Rezensent im Großen und Ganzen gut funktioniert. Der Schwerpunkt der in der Zeit des Ersten Weltkriegs ansetzenden Sammlung liegt auf eher konventionellen Formen; umso mehr freut sich Bleutge über formal wagemutigere Beiträge, wie etwa Srečko Kosovels expressionistisch-zerschossene Kriegslyrik. Auch Svetlana Makarovičs Großstadt-Poesie sowie ein ironisches Hinterhof-Gedicht Edvard Kocbeks hebt der Rezensent als Highlights hervor. Die Übersetzungen sind teils neu erstellt, teils bereits älter und, findet Bleutge, zumeist gelungen.