Ich habe einen riesigen Garten. Da gibt es Obstbäume, ein Gewächshaus, ein Hochbeet und Gemüsebeete auf der einen Seite. Auf der anderen Seite des Hauses ist der „Ziergarten“. Die Anführungszeichen haben schon ihre Berechtigung- für mich ist der eine Gartenteil genauso zierend wie der andere und
mein Bemühen, jedem unerwünschten Gräslein nachzujagen, ist eher überschaubar. Ich nenne das dann…mehrIch habe einen riesigen Garten. Da gibt es Obstbäume, ein Gewächshaus, ein Hochbeet und Gemüsebeete auf der einen Seite. Auf der anderen Seite des Hauses ist der „Ziergarten“. Die Anführungszeichen haben schon ihre Berechtigung- für mich ist der eine Gartenteil genauso zierend wie der andere und mein Bemühen, jedem unerwünschten Gräslein nachzujagen, ist eher überschaubar. Ich nenne das dann „naturnahes Gärtnern“. Andere nennen es Unkrautkultur.
Um meinem etwas verhalten vorgebrachten Argument, mich um den Naturschutz im eigenen Garten zu kümmern, unter die Arme zu greifen, lese ich Bücher wie „Mein summendes Paradies“ von Cynthia Nagel.
Cynthia Nagel ist Chemikerin, Fotografin und Gärtnerin. Vor allem die letzteren beiden Interessen vereint sie in diesem umfangreichen Buch.
Mein Pflanzprinzip ist denkbar einfach, aber auch höchst unprofessionell: Eingraben und gucken, was sich wohlfühlt. Ihres ist da freilich viel geplanter. Cynthia Nagel stellt in ihrem Buch vor, wie sie aus ihrem vormals sehr schlichten Garten ein Blühparadies mit verschiedenen Zonen gemacht hat. Nagel hat einen genauen Gartenplan: Da gibt es den Kiesgarten, den weißen Garten, den Gemüsegarten und sogar einen Gute-Laune-Garten.
Mein Strukturprinzip im Garten ist, dass sich Insekten, Vögel und Igel schon wohlfühlen werden, wenn es Platz zum Verstecken und jede Menge verschiedener Blüten zum Aussaugen gibt. Das ist natürlich ein hemdsärmeliges Vorgehen. Anders als Cynthia Nagel kann ich nicht von mir sagen die geborene Gärtnerin zu sein. Ein paar große Prinzipien des naturnahen Gärtnerns sind aber auch bei Nagel wie bei anderen Naturschützern: Unordnung zulassen, heimische Pflanzen bevorzugen, Vielfalt schaffen.
Viele Wildbienenarten im Porträt
Auch über die Tiere informiert die Autorin genau und porträtiert früh im Buch viele Insektengäste ihres Gartens, die auch Nahrungsgrundlage für die Vögel sind. Durch die schönen Nahaufnahmen bin ich neugierig auf die Gemeine Trauerbiene und die Garten-Wollbiene geworden. Welch Artenvielfalt vor der Haustür!
Mancher Leser dieses Buchs wird finden, dass es zu wenig Schritt-für-Schritt-Anleitungen liefert. Dass es zu viel will: Eigene Erfahrungen schildern und Anleitung bieten. Andere werden sich freuen, dass so viele farbige Einladungen und Pflanzenbeschreibungen zu finden sind. Den Kritikern sei gesagt: Ein Garten entwickelt sich sehr stark auch selbst. Standorte müssen beachtet werden, da kommt es auf den Boden, das Licht, das Wasser an. Hier kann man schlecht eine allgemeingültige Anleitung geben. Erzwingen lässt sich eben nur wenig. Daher finde ich diesen Erfahrungsbericht der Autorin mit ihrem eigenen Garten sehr gelungen. Mehr als Anregung kann man in diesem Bereich wohl kaum sein.
Viel gewollt, einiges eingelöst
Trotzdem: Cynthia Nagel hat hier natürlich einen gewissen Spagat gewagt. Einerseits ist es eben doch nicht nur ein Bildband, sondern auch ein How-To-Gartenbuch. Wie gestalte ich meinen Garten insektenfreundlich? Wie gestalte ich ihn ansehnlich fürs Menschenauge? Wem es nur um klare Anleitungen geht, der ist womöglich mit anderen Büchern besser bedient, die kurz und knapp ein paar Tipps bringen. Mit „Mein summendes Paradies“ habe ich zudem eine sinnliche Anregung für den eigenen Garten, ein Buch, das ich auch freudig in der Hängematte durchblättere.
Ich habe mich bestätigt gesehen in meinem grundlegenden Vorhaben und Vorgehen des naturnahen Gärtnerns. Ich freue mich vor allem über die Tierporträts- viel Garten habe ich, um Naturschutz zu betreiben. Da ist es schön, so genau gezeigt zu bekommen, für welche kleinen Wesen ich Arbeit und Naserümpfen der Nachbarn mit Golfrasen auf mich nehme.