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'Mein trauriges Buch bricht ein Tabu und benennt es gleich auf der ersten Seite. Unter der Zeichnung eines lachenden Mannes steht: 'Das bin ich: sehr traurig.' ... Und so wird das übergroße Thema auch für Kinder verständlich: dass traurige Menschen sich mal Trost wünschen, mal allein sein möchten, dass ihr Tun manchmal verrückt erscheint, manchmal sogar böse wirkt, aber immer nur der Trauer entspringt und viel Geduld braucht.'

Produktbeschreibung
'Mein trauriges Buch bricht ein Tabu und benennt es gleich auf der ersten Seite. Unter der Zeichnung eines lachenden Mannes steht: 'Das bin ich: sehr traurig.' ... Und so wird das übergroße Thema auch für Kinder verständlich: dass traurige Menschen sich mal Trost wünschen, mal allein sein möchten, dass ihr Tun manchmal verrückt erscheint, manchmal sogar böse wirkt, aber immer nur der Trauer entspringt und viel Geduld braucht.'
Autorenporträt
Michael Rosen, geboren 1946 in LondonSohn jüdischer SozialistenBBC-Redakteur und KinderbuchautorDas bekannteste seiner zahlreichen Kinderbücher ist das Bilderbuch Wir gehen auf Bärenjagd2007 wurde er zum Children's Laureate, zum königlichen Hof- und Landesdichter, ernannt.Er hat 5 Kinder

Quentin Blake Sir Quentin Saxby Blake, geboren 1932 in Sidcup, Londonist ein englischer Cartoonist, Illustrator und Kinderbuchautor. Er war der erste Preisträger der Auszeichnung Children's Laureate 1999-2001. Seine ersten Zeichnungen entwarf Blake im Alter von 16 Jahren für die Zeitschrift Punch.Von 1953 bis 1956 studierte er Englische Literatur am Downing College der University of Cambridge und anschließend an der University of London sowie an der Chelsea School of Art. Quentin Blake gilt als humorvoller Fantasy- und Kinderbuch-Illustrator und illustrierte über 300 Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2006

Plötzlich, um Viertel nach vier
Warum lacht der Tod? Zwei Bilderbücher kennen die Antwort

Für die These des Erfurter Kindheitsforschers Burkhard Fuhs, in Bilderbüchern ginge es stets auch um Fragen, auf die die Erwachsenen keine Antwort gefunden hätten, gibt es kaum einen besseren Beleg als die starke Präsenz des Todes in der gegenwärtigen Bilderbuchliteratur. So groß, wie das Angebot zu diesem Thema seit einigen Jahren ist, kann das Bedürfnis der Kinder, sich damit zu beschäftigen, gar nicht sein. Auch würden Kinder selbst wahrscheinlich lustigere Bücher auszeichnen, wenn es ans Preiseverteilen geht. Aber nein - mit schöner Zuverlässigkeit wandern Bücher auf die Auszeichnungslisten, in denen gestorben und getrauert wird. Besonders beliebt sind Geschichten, die auf die Botschaft hinauslaufen, Opa (oder wer auch immer) sei weiter bei uns, solange wir nur an ihn denken. Der Tod im Bilderbuch ist schon lange vom Tabu- zum Modethema geworden.

Und es gibt Saisonerscheinungen der Bilderbuchliteratur, die letztlich nur den Erwachsenen zuliebe auftauchen - Erziehungshelfer in Bilderbuchverkleidung, wie etwa die vielen Benimmbücher in letzter Zeit. Daß das Bedürfnis Erwachsener, ihre eigenen Fragen und Hilflosigkeiten im Bilderbuch abzuhandeln, auch den Tod mit einbezieht, ist aber für die Kinder erfreulich. Denn der Tod geht uns alle an, immer, und das Nachdenken über ihn hört niemals auf. Kinder tun es übrigens gerne - und meist auf deutlich nüchternere Weise als viele Erwachsene. Diesem Interesse sind die ersten Bücher, die es zum Thema gab, nicht immer adäquat begegnet - das berühmte "Abschied von Rune" von Marit Kaldhol und Wenche Oeyen, sozusagen das Pilot-Bilderbuch, erzählte 1987 auf hochemotionale und daher auch angsterregende Weise von einem Jungen, der beim Spielen ertrinkt.

Durch seine nie erlahmende Konjunktur konnte sich das Thema seitdem gut entwickeln. Nach Jahren der Gefühligkeit befindet sich die Todesliteratur für Bilderbuchkinder derzeit auf der Höhe der Kunst. Es gibt zwar immer noch viele Opas (und andere Lebewesen), die bei uns bleiben, solange wir nur an sie denken. Aber sie ebneten den Weg beispielsweise für das großartige, packende Sachbilderbuch "Und was kommt dann? Das Bilderbuch vom Tod" von Pernilla Stalfelt. Und sie bereiteten auch das Feld für ganz neue Geschichten. In diesem Herbst sind es gleich zwei Bilderbücher, die sich dem Thema auf erstaunliche, völlig unterschiedliche Weise nähern, indem sie von den Extremen ausgehen, von Komik und von allertiefster Traurigkeit.

"Die besten Beerdigungen der Welt" von Ulf Nilsson und Eva Eriksson wird ab sofort als das fröhlichste Buch über Tod und Sterben gelten können. "O wie traurig, o wie furchtbar", sagt Ester erfreut, als sie eine leblose Hummel findet, "endlich passiert was." Denn darum geht es: die Langeweile eines friedlichen Sommertages zu vertreiben. Unter Esters resoluter Regie wird die "Beerdigungen AG" gegründet und danach soviel Kleingetier begraben, wie sich nur auftreiben läßt. Zur Not müssen eben auch drei Heringe aus dem Kühlschrank herhalten. Allmählich füllt sich die kleine geheime Lichtung mit selbstgebastelten Kreuzen und Grabhügelchen.

Ester kennt sich aus mit Trauerarbeit, auch wenn sie deren Prinzipien den Hinterbliebenen eines kopflosen alten Hahnes nicht ganz vermitteln kann. Eine wie Ester braucht man in Todesfällen: Mit ihrer profanen Entscheidungsfreude und ihrem rotzigen Mundwerk steht sie unverrückbar auf der Seite des Lebens. Wichtig ist auch der Beitrag des Ich-Erzählers, der ängstlich vor handfester Trauerarbeit zurückschreckt. "Ich könnte doch was schreiben", bietet er eilig an, als es darum geht, die Hummelleiche anzufassen, "ich schreibe ein Gedicht über den furchtbaren Tod." So ist das mit den Dichtern - sie machen wundervolle Verse über Dinge, denen sie nicht zu nahe kommen wollen, "saugute Gedichte", um mit Ester zu sprechen. Etwa: "Der Tod kommt plötzlich um Viertel nach vier. / Warum? Warum? Sag es mir."

Am wichtigsten aber ist der kleine Putte, dem Eva Eriksson eine rote Mütze aufgesetzt hat. Als kleiner Farbpunkt stapft er immer hinter den anderen her, ein Inbild dreijähriger Verständnislosigkeit. Gerade weil er vom Tod gar nichts begreift, muß er zwischendurch weinen (was die praktische Ester gut fürs Geschäft zu nutzen weiß). Kinder, die das Buch betrachten, freuen sich über ihn, weil er vermeintlich noch weniger versteht als sie. Dabei sind wir in Wahrheit alle ein bißchen Putte: Mit genau diesem Staunen, Erschrecken und Nicht-wahrhaben-Wollen steht letztlich jeder dem Tod gegenüber. Nun dürfen wir, indem wir Putte beobachten, endlich einmal darüber lachen.

Ohne albern zu werden, ist "Die besten Beerdigungen der Welt" eines der erheiterndsten Bücher, die man sich denken kann. Nur gegen Ende setzen Ulf Nilsson und Eva Eriksson einen dunkleren Schlußpunkt, als die Kinder den Tod einer Amsel direkt miterleben und diesem Geschehen mit Ernst und Respekt begegnen.

Eine umgekehrte Gewichtung erleben wir mit Michael Rosen und Quentin Blake. "Mein trauriges Buch" ist seitenlang grau, gedankenverloren, untröstlich - und badet am Ende in Kerzenlicht. Michael Rosen, in England ein beliebter Radioentertainer und Lyriker für Kinder, erzählt hier die Geschichte einer Depression, ausgelöst durch den Tod seines Sohnes Eddie. Einmal beschreibt er Eddies Leben in vielen Einzelbildern, als blättere er die Seiten eines Familienalbums auf - und dann bleibt das letzte Viereck einfach weiß und leer. Stärker kann man Vermissen nicht darstellen. "Mein trauriges Buch" ist ein typisches Michael-Rosen-Werk (wie wir sie in Deutschland selten zu sehen bekommen): Es ist hemmungslos autobiographisch, es bietet keinerlei Erkenntnis, nur die pure Reflexion, noch dazu aus einer - in diesem Fall sehr schwachen - Erwachsenenperspektive. Dies alles aber so knapp und direkt, daß Kinder verstehen: Es gibt Menschen, die eine solche Tieftraurigkeit mit sich herumtragen und versuchen, auf diese oder jene Weise damit zu Rande zu kommen.

Was auch - dank Quentin Blakes Zeichnungen - nicht immer der Komik entbehrt. Bilder und Text gehen hier eine Verbindung ein, die es unmöglich macht zu entscheiden, was zuerst da war. Zusammengenommen wird aus ihnen ein Manifest reiner, unverwandter Trauer. Und die Kerzen am Schluß sind eine Aufforderung Michael Rosens an sich selbst, die Lichtmomente des Lebens trotzdem wahrzunehmen und sie mit Freundlichkeit zu begehen.

In beiden Bilderbüchern geht es also gar nicht direkt um den Tod. Er ist beiden ein schreckliches Rätsel; jeder Beschwichtigungsversuch unterbleibt. Diese zwei neuen Meisterwerke der Bilderbuchkunst könnten kaum unterschiedlicher sein, sie ergänzen einander aber wie Licht und Schatten. Von vollkommen gegensätzlichen Positionen aus feiern sie das Leben, indem sie den Tod berühren.

MONIKA OSBERGHAUS

Ulf Nilsson, Eva Eriksson: "Die besten Beerdigungen der Welt". Aus dem Schwedischen übersetzt von Ole Könneke. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2006. 34 S., geb., 12,80 [Euro]. Ab 4 J.

Michael Rosen, Quentin Blake: "Mein trauriges Buch". Aus dem Englischen übersetzt von Richard Rosenstein. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2006. 32 S., geb., 15,50 [Euro]. Ab 5 J.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was Monika Osberghaus über Michael Rosens "Trauriges Buch" zu sagen hat, klingt zunächst wie eine Warnung: Wahrhaftig ein trauriges Buch sei das, "seitenlang grau" und "untröstlich", weil ohne Erkenntnisgewinn. Doch nicht ganz. Osberghaus quält sich zwar ein bisschen mit dieser "hemmungslos" autobiografischen Geschichte einer Depression (mit der der Autor den Tod seines Sohnes verarbeitet) - wie die ungeschönt dargestellte Schwäche eines Erwachsenen angesichts des Todes auf ein Kind zu wirken vermag, kann sich die Rezensentin aber dennoch vorstellen: "Kinder verstehen". Auf die Sprünge, so lässt uns Osberghaus wissen, helfen dem kindlichen Verständnis von Trauerarbeit in diesem Buch die Unmittelbarkeit der Geschichte und die enge Komposition aus Bild und Text.

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