Ein Buch wie eine Umarmung
Ob die Eiskugel auf den Boden gefallen ist, sich die Freundin auf dem Schulhof mies verhält oder die geliebte Oma gestorben ist: Wir alle brauchen Trost. In ganz verschiedenen Situationen, auf ganz verschiedene Art. Auch Kinder erleben in unserer Zeit unweigerlich mit, wie schmerzhaft und gefährlich das Leben sein kann; die Sehnsucht nach Tröstlichem ist groß.
Moni Port geht das Thema nicht nur oberflächlich besänftigend an. Ähnlich wie in "Das mutige Buch" ist das Durchblättern eine Augen- und Gedankenreise, die viel Raum für spielerische Zugänge lässt. Stimmungsvolle Bilder, Collagen und Fotos wechseln sich mit handfesten Tipps und anregenden Fragen ab - ein einzigartiges Künstlerkinderbuch, das alle im Haus zum Nachdenken und Erzählen anregt.
Ob die Eiskugel auf den Boden gefallen ist, sich die Freundin auf dem Schulhof mies verhält oder die geliebte Oma gestorben ist: Wir alle brauchen Trost. In ganz verschiedenen Situationen, auf ganz verschiedene Art. Auch Kinder erleben in unserer Zeit unweigerlich mit, wie schmerzhaft und gefährlich das Leben sein kann; die Sehnsucht nach Tröstlichem ist groß.
Moni Port geht das Thema nicht nur oberflächlich besänftigend an. Ähnlich wie in "Das mutige Buch" ist das Durchblättern eine Augen- und Gedankenreise, die viel Raum für spielerische Zugänge lässt. Stimmungsvolle Bilder, Collagen und Fotos wechseln sich mit handfesten Tipps und anregenden Fragen ab - ein einzigartiges Künstlerkinderbuch, das alle im Haus zum Nachdenken und Erzählen anregt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.05.2024Noch ein großes Gefühl für kleine Leser
Zwölf Jahre nach ihrem Sachbilderbuch über die Angst veröffentlicht Moni Port "Mein tröstliches Buch"
Einmal kommt Moni Port selbst in Reichweite eines Umgangs mit dem Traurigsein, wie sie ihn zwölf Seiten zuvor noch als erklärungsbedürftig vorgestellt hat: "Seltsame Sachen" sagen Leute, die nicht gut aushalten können, wenn man traurig ist. Sie "wollen, dass man schnell wieder so ist wie immer", erläutert die Bilderbuchkünstlerin in ihrem jüngsten Werk "Mein tröstliches Buch". Die dann vorgestellten vermeintlichen Aufmunterungen, Ermahnungen und Hilflosigkeiten - von "Reiß dich zusammen!" bis "Kopf hoch!" - sind altvertraut. Und später zeigt sie dann, wie "die schweren Gedanken und Gefühle" den Körper regelrecht formen, wenn jemand sprichwörtlich "die Schultern hängen lässt" - und sie verrät, dass die Sache auch umgekehrt funktioniert: "Macht man den Kopf hoch, atmet tief durch und hält den Rücken gerade, schafft man es meistens, sich etwas besser zu fühlen."
Der Unterschied ist bezeichnend: Hier steckt einmal nicht der Teufel im Detail, sondern ein Segen. Aus einer Anweisung ist eine Anregung geworden, nicht mehr als der unverbindliche Vorschlag zu einem Experiment. Wer mag, kann es ja mal ausprobieren. Wer nicht mag, einfach weiterblättern.
Dabei ist "Mein tröstliches Buch" eher als Sachbuch angelegt denn als Lebenshilfe: Erst nachdem Moni Port über viele Seiten mit milder Wärme und leisem Witz die unterschiedlichsten Gründe fürs Traurigsein und den Trost als großes Gegenmittel vorgestellt hat, wendet sich die Autorin - neben einem Schwarz-Weiß-Foto aus den Siebzigern, das ein mauliges Kind mit Wurst und Semmel beim Rastplatzpicknick auf einer Motorhaube zeigt - ein erstes Mal direkt an ihre Leser: Was war los am doofsten Tag in ihrem ganzen Leben, und was hat dabei geholfen, dass es wieder besser wurde?
Moni Port stellt die verschiedensten Ideen vor, sich selbst zu trösten, sei es, indem man auf andere Gedanken kommt, oder durch verschiedene Formen tröstlicher Erinnerung. Sie kommt auf ein berühmtes Pferd in Calais zu sprechen, das einen Instinkt für traurige Menschen hat, oder auf "Windtelefone", nicht angeschlossene Apparate, über die Menschen in ihrer Phantasie mit anderen in Kontakt kommen können, die sie verloren haben.
Sie beschreibt, dass Leute manchmal Trauernden gegenüber beklommen sind und sie sicherheitshalber gar nicht erst ansprechen, bevor sie etwas Falsches sagen. Dabei tut es doch oft beim Traurigsein so gut, jemanden zum Sprechen zu haben. Oder jemanden, der einfach nur da ist. Und sie zeigt in einem herzerwärmenden Bild mit vielen Gedankenblasen, was Menschen bei einer Beerdigung am offenen Grab so alles durch den Kopf gehen kann: alles.
"Das mutige Buch" von Moni Port wurde vor zwölf Jahren als "bunte und aufregende Reise durch eine wichtige Gegend der Seele" angeboten. Dass die Autorin jetzt in bewährtem Format der Angst die Trauer zur Seite stellt, ist ein Glück. Auch "Mein tröstliches Buch" macht mit einem Gefühl vertraut, mit dem man oft allein ist, indem es gerade in die richtige Distanz gerückt wird, um es in Ruhe betrachten zu können. Nur mit einer echten Umarmung darf man das Buch nicht verwechseln. FRIDTJOF KÜCHEMANN
Moni Port: "Mein tröstliches Buch".
Klett Kinderbuch,
Leipzig 2024. 112 S., geb., 16,- Euro. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwölf Jahre nach ihrem Sachbilderbuch über die Angst veröffentlicht Moni Port "Mein tröstliches Buch"
Einmal kommt Moni Port selbst in Reichweite eines Umgangs mit dem Traurigsein, wie sie ihn zwölf Seiten zuvor noch als erklärungsbedürftig vorgestellt hat: "Seltsame Sachen" sagen Leute, die nicht gut aushalten können, wenn man traurig ist. Sie "wollen, dass man schnell wieder so ist wie immer", erläutert die Bilderbuchkünstlerin in ihrem jüngsten Werk "Mein tröstliches Buch". Die dann vorgestellten vermeintlichen Aufmunterungen, Ermahnungen und Hilflosigkeiten - von "Reiß dich zusammen!" bis "Kopf hoch!" - sind altvertraut. Und später zeigt sie dann, wie "die schweren Gedanken und Gefühle" den Körper regelrecht formen, wenn jemand sprichwörtlich "die Schultern hängen lässt" - und sie verrät, dass die Sache auch umgekehrt funktioniert: "Macht man den Kopf hoch, atmet tief durch und hält den Rücken gerade, schafft man es meistens, sich etwas besser zu fühlen."
Der Unterschied ist bezeichnend: Hier steckt einmal nicht der Teufel im Detail, sondern ein Segen. Aus einer Anweisung ist eine Anregung geworden, nicht mehr als der unverbindliche Vorschlag zu einem Experiment. Wer mag, kann es ja mal ausprobieren. Wer nicht mag, einfach weiterblättern.
Dabei ist "Mein tröstliches Buch" eher als Sachbuch angelegt denn als Lebenshilfe: Erst nachdem Moni Port über viele Seiten mit milder Wärme und leisem Witz die unterschiedlichsten Gründe fürs Traurigsein und den Trost als großes Gegenmittel vorgestellt hat, wendet sich die Autorin - neben einem Schwarz-Weiß-Foto aus den Siebzigern, das ein mauliges Kind mit Wurst und Semmel beim Rastplatzpicknick auf einer Motorhaube zeigt - ein erstes Mal direkt an ihre Leser: Was war los am doofsten Tag in ihrem ganzen Leben, und was hat dabei geholfen, dass es wieder besser wurde?
Moni Port stellt die verschiedensten Ideen vor, sich selbst zu trösten, sei es, indem man auf andere Gedanken kommt, oder durch verschiedene Formen tröstlicher Erinnerung. Sie kommt auf ein berühmtes Pferd in Calais zu sprechen, das einen Instinkt für traurige Menschen hat, oder auf "Windtelefone", nicht angeschlossene Apparate, über die Menschen in ihrer Phantasie mit anderen in Kontakt kommen können, die sie verloren haben.
Sie beschreibt, dass Leute manchmal Trauernden gegenüber beklommen sind und sie sicherheitshalber gar nicht erst ansprechen, bevor sie etwas Falsches sagen. Dabei tut es doch oft beim Traurigsein so gut, jemanden zum Sprechen zu haben. Oder jemanden, der einfach nur da ist. Und sie zeigt in einem herzerwärmenden Bild mit vielen Gedankenblasen, was Menschen bei einer Beerdigung am offenen Grab so alles durch den Kopf gehen kann: alles.
"Das mutige Buch" von Moni Port wurde vor zwölf Jahren als "bunte und aufregende Reise durch eine wichtige Gegend der Seele" angeboten. Dass die Autorin jetzt in bewährtem Format der Angst die Trauer zur Seite stellt, ist ein Glück. Auch "Mein tröstliches Buch" macht mit einem Gefühl vertraut, mit dem man oft allein ist, indem es gerade in die richtige Distanz gerückt wird, um es in Ruhe betrachten zu können. Nur mit einer echten Umarmung darf man das Buch nicht verwechseln. FRIDTJOF KÜCHEMANN
Moni Port: "Mein tröstliches Buch".
Klett Kinderbuch,
Leipzig 2024. 112 S., geb., 16,- Euro. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Keine übergriffigen Anweisungen, sondern lediglich Anregungen zum Wiederglücklichwerden enthält dieses Buch, freut sich Rezensent Fridtjof Küchemann. Die Autorin Moni Port nähert sich dem Thema Traurigkeit auf behutsame Weise, erfahren wir, sie legt diverse Gründe dar, warum Menschen sich schlecht fühlen können, und macht dann ein paar Vorschläge, was dagegen helfen könnte - da geht es unter anderem um ein Pferd aus Calais, das Traurigkeit spüren kann und um ein "Windtelefon" - ein schönes Buch über ein Gefühl, mit dem man oft alleine ist, so Küchemanns Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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