Eine mutige Reise in die Vergangenheit und eine poetische Liebeserklärung an das Meer
Bei einer Vernissage auf Usedom wird der Autor von einem Fremden angesprochen: Was hat es mit Vineta auf sich, der sagenhaften Stadt, die dem Autor als Bild des untergegangenen Landes erscheint, aus dem er stammt? Der Fremde ist hartnäckig und entpuppt sich bald als Wiedergänger Wernhers von Braun, der in Peenemünde die V2-Rakete entwickelte. Im Streit um ihr Leben, im Streit um die Entscheidung, fortzugehen, neu zu beginnen, zurückzukehren, erscheint dem Raketeningenieur wie dem Schriftsteller die Vergangenheit in neuem Licht ...
Bei einer Vernissage auf Usedom wird der Autor von einem Fremden angesprochen: Was hat es mit Vineta auf sich, der sagenhaften Stadt, die dem Autor als Bild des untergegangenen Landes erscheint, aus dem er stammt? Der Fremde ist hartnäckig und entpuppt sich bald als Wiedergänger Wernhers von Braun, der in Peenemünde die V2-Rakete entwickelte. Im Streit um ihr Leben, im Streit um die Entscheidung, fortzugehen, neu zu beginnen, zurückzukehren, erscheint dem Raketeningenieur wie dem Schriftsteller die Vergangenheit in neuem Licht ...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.06.2016NEUE TASCHENBÜCHER
Insel plötzlicher
Wendungen
Uwe Kolbes „Mein Usedom“ ist kein Buch über „die deutsche Insel mit den meisten Sonnenstunden“, auch wenn Kaiserbäder, endloser Strand, Dampfboote oder Badende vorkommen. Dieses Usedom ist vor allem eine „Insel des zweiten Gesichts“, um den berühmten Titel der Fünfzigerjahre zu zitieren, den Albert Vigoleis Thelen dem poetischen Bericht über seinen Mallorca-Aufenthalt 1931 bis ’36 gab. Usedom ist hier Geschichtserforschungsplatz genauso wie der Ort, um über sich selbst, die eigenen Verstrickungen und kleinen Fluchten nachzudenken. Vineta, die versunkene Stadt, wird zum magischen Zentrum, an dem nicht nur das eigene Leben und Tun gespiegelt wird, sondern auch all das, was sich mit Usedom verbindet: Der Maler Lyonel Feininger oder der Sprachwissenschaftler Victor Klemperer, der Gruppe-47-
Gründer Hans Werner Richter und jener unangenehme, hartnäckige Fremde mit seinen sich selbst rechtfertigenden Reden: Wernher von Braun, der als SS-Mann in Peenemünde Raketenforschung betrieb für Führer und Reich. Erzählt wird mit Sichtverstellung, sodass hinter jedem Busch und Hügel neue Wendungen und Überraschungen warten. HARALD EGGEBRECHT
Uwe Kolbe: Mein Usedom. Abschied von Vineta. Fischer Verlag, Frankfurt a. Main 2016. 128 Seiten, 9,99 Euro.
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Insel plötzlicher
Wendungen
Uwe Kolbes „Mein Usedom“ ist kein Buch über „die deutsche Insel mit den meisten Sonnenstunden“, auch wenn Kaiserbäder, endloser Strand, Dampfboote oder Badende vorkommen. Dieses Usedom ist vor allem eine „Insel des zweiten Gesichts“, um den berühmten Titel der Fünfzigerjahre zu zitieren, den Albert Vigoleis Thelen dem poetischen Bericht über seinen Mallorca-Aufenthalt 1931 bis ’36 gab. Usedom ist hier Geschichtserforschungsplatz genauso wie der Ort, um über sich selbst, die eigenen Verstrickungen und kleinen Fluchten nachzudenken. Vineta, die versunkene Stadt, wird zum magischen Zentrum, an dem nicht nur das eigene Leben und Tun gespiegelt wird, sondern auch all das, was sich mit Usedom verbindet: Der Maler Lyonel Feininger oder der Sprachwissenschaftler Victor Klemperer, der Gruppe-47-
Gründer Hans Werner Richter und jener unangenehme, hartnäckige Fremde mit seinen sich selbst rechtfertigenden Reden: Wernher von Braun, der als SS-Mann in Peenemünde Raketenforschung betrieb für Führer und Reich. Erzählt wird mit Sichtverstellung, sodass hinter jedem Busch und Hügel neue Wendungen und Überraschungen warten. HARALD EGGEBRECHT
Uwe Kolbe: Mein Usedom. Abschied von Vineta. Fischer Verlag, Frankfurt a. Main 2016. 128 Seiten, 9,99 Euro.
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