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Dem Tod nahe, nach einem schrecklichen Autounfall, glaubt Janine ihrer mit vier Jahren verstorbenen Schwester Lenore zu begegnen. Janine hat Glück: Sie wird wieder gesund. Aber ständig hat sie das Gefühl, nicht mehr allein zu sein - ständig wird sie von ihrer Schwester begleitet und zu Dingen getrieben, die sie selbst niemals tun würde. Natürlich eskaliert die Situation eines Tages... Ein unter die Haut gehender Roman über die Grenzbereiche der menschlichen Seele.

Produktbeschreibung
Dem Tod nahe, nach einem schrecklichen Autounfall, glaubt Janine ihrer mit vier Jahren verstorbenen Schwester Lenore zu begegnen. Janine hat Glück: Sie wird wieder gesund. Aber ständig hat sie das Gefühl, nicht mehr allein zu sein - ständig wird sie von ihrer Schwester begleitet und zu Dingen getrieben, die sie selbst niemals tun würde. Natürlich eskaliert die Situation eines Tages... Ein unter die Haut gehender Roman über die Grenzbereiche der menschlichen Seele.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.04.2000

Zurück aus dem Schattenreich
Leonore und Janine multiple Persönlichkeit
Da ist diese Stimme, die Stimme der Anderen in Janines Kopf. „Du hast keine Ahnung, in was du hineinschlitterst”, warnt die brave, vorsichtige Janine. „Das will ich mal genau wissen”, fordert Lenore, die Draufgängerin. Sie ist die Andere, die mit dem aufreizenden Blick, dem selbstbewussten Gang und den wilden Ideen. Sie ist es, die das Armband klaut und sich mit Rafe, dem Footballstar und Frauenhelden der Schule, trifft. Die brave Janine wollte das Armband zurücklegen und ihrem Freund Scott, der noch immer im Krankenhaus liegt, treu bleiben. Janine ist die Brave, Lenore die Böse – das war schon immer so, auch als die beiden Zwillingsmädchen noch klein waren. Als Lenore noch lebte, vor dem Unfall am Teich.
Eine Gespenstergeschichte also. Lenore ist mit Janine aus dem Schattenreich zurückgekehrt, als Janine klinisch tot war nach einem Autounfall. Und eine Krankheitsgeschichte. Die Stimme in Janines Kopf lässt sich medizinisch erklären. Multiple Persönlichkeit nach einer schweren Kopfverletzung heißt das Krankheitsbild. Mein zweites Ich, das erste Jugendbuch der amerikanischen Autorin Lael Littke, das ins Deutsche übersetzt wurde, ist vor allem aber eine Pubertätsgeschichte. Janines Hin- und Hergerissensein zwischen bravem Mädchen und wilder junger Frau ist die Art Persönlichkeitsspaltung, wie sie in der Pubertät üblich ist. Junge Leserinnen können Janine vermutlich gut verstehen.
Wie sie über ihren Tod und die langsam und schmerzliche Rückkehr ins Leben spricht, das hat Lael Littke so natürlich und – angesichts der Umstände – unspektakulär formuliert, dass man Janines Situation gut nachfühlen kann: ihre Halluzinationen nach dem schweren Unfall, die langsame Genesung, die Angst um Scott, der das Auto gefahren hat, und gleichzeitig ihre Ablehnung, weil er an ihrer Verletzung irgendwie schuld ist. Schuld ist in diesem Buch ein wichtiges Thema. Ein Pubertätsthema: Dass man andere verletzt, gehört zu diesem Alter ebenfalls dazu.
Die Horrorelemente der Geschichte wirken wie ein Sog: das Jekyll-und Hyde-Motiv, die Präsenz einer Toten – sind ein spannender Kontrast zur scheinbaren Normalität dieser Familie. Sie sind Ausdruck von Janines innerer Zerrissenheit, haben aber eine Wucht und Düsternis, die der Geschichte noch eine andere Dimension gibt.
Schuld und Schicksal brechen plötzlich auf in dieser amerikanischen Durchschnittsfamilie, die zunächst so heil wirkte und doch ein ungeheuerliches Geheimnis birgt, das das Leben der Heldin verdunkelt. So stark ist Lenores/Janines Gefesseltsein an den Tod, dass das leidlich glückliche Ende schließlich wie angeklebt wirkt. Das Gefühl der Beklemmung kann es nicht vertreiben: Immerhin hatte sich Janine quasi selbst begraben. (ab 14 Jahre)
MARTINA KNOBEN
LAEL LITTKE: Mein zweites Ich. Aus dem Amerikanischen von Fred Schmitz. Dressler Verlag 2000. 208 Seiten, 22 Mark.
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