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Wie kann man eine fürsorgliche Mutter sein, ohne sich selbst zu verlieren? Nach der Geburt ihres Sohns verliert die Schriftstellerin Anna ihren Platz in der Welt. Noch im Schwebezustand nach der Entbindung zieht sie mit ihrem schwedischen Freund Aksel und ihrem kleinen Sohn ins verschneite Stockholm. Viel zu bald fällt das Paar gegen seinen erklärten Willen in überkommen geglaubte Geschlechterrollen. Anna ist völlig eingenommen von der Realität des neuen Lebens, das ihre komplette Aufmerksamkeit verlangt. Ihr bleibt nicht einmal Zeit für einen einzigen klaren Gedanken. Die Frustration zwischen…mehr

Produktbeschreibung
Wie kann man eine fürsorgliche Mutter sein, ohne sich selbst zu verlieren?
Nach der Geburt ihres Sohns verliert die Schriftstellerin Anna ihren Platz in der Welt. Noch im Schwebezustand nach der Entbindung zieht sie mit ihrem schwedischen Freund Aksel und ihrem kleinen Sohn ins verschneite Stockholm. Viel zu bald fällt das Paar gegen seinen erklärten Willen in überkommen geglaubte Geschlechterrollen. Anna ist völlig eingenommen von der Realität des neuen Lebens, das ihre komplette Aufmerksamkeit verlangt. Ihr bleibt nicht einmal Zeit für einen einzigen klaren Gedanken. Die Frustration zwischen ihr und Aksel wird so groß, dass ihre Beziehung daran zu zerbrechen droht.
Um ihre immer stärker werdende Angst zu bekämpfen, beginnt Anna unzählige Online-Artikel zu lesen und teure Kleidung zu kaufen, die sie sich überhaupt nicht leisten kann. Anna ist sich sicher, dass es nur einen Weg gibt, dem drohenden Wahnsinn zu entkommen: Sie muss lesen und schreiben. Nur so kann sie wieder ein Teil der Welt werden.
Meine Arbeit handelt von der einzigartigen und grundlegenden Erfahrung der Geburt eines Kindes. Prosa, Gedichte, Tagebuch, Briefe - jede literarische Form dient der Erforschung der Beziehung zwischen Mutterschaft und Schreiben. Meine Arbeit ist auch: Ein Buch über Wochenbettdepression, Haushalt und Einkaufen. Vor allem aber ist es ein großer Roman über die Frage nach der Vereinbarkeit von künstlerischem Schaffen, Alltag und Mutterschaft. Und darüber, wie man das beängstigende Leben mit einem Kind lieben lernen kann.
Autorenporträt
Olga Ravn, geboren 1986 in Kopenhagen, studierte Literarisches Schreiben an der dortigen Autorenschule. Neben der Veröffentlichung diverser und mit vielen Preisen ausgezeichneter Lyrikbände arbeitete sie als Literaturkritikerin, Lektorin und Übersetzerin. Auf Deutsch erschien zuletzt ihr Gedichtband Rose werden (Nord Verlag, 2020) sowie ihr weltweit gefeierter Roman ¿Die Angestellten¿, der im Januar 2024 am Wiener Volkstheater aufgeführt wurde. 2020 wurde sie mit dem Politikens-Literaturpreis ausgezeichnet.
Rezensionen
»Olga Ravn hat ihrem Gesamtwerk nicht nur einen äußerst persönlichen und literarischen Pageturner hinzugefügt, sondern leistet mit diesem Roman auch einen mutigen und wichtigen Beitrag zur Literaturgeschichte und gesellschaftlichen Debatte, die seit den 1970er-Jahren dringend eines Schreibens bedurfte, das gelebte Erfahrungen einbezieht.«
- Børsen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Ein großartiges Buch über Mutterschaft ist das, jubelt Rezensentin Cornelia Geißler. Olga Ravns Buch hat 13 Anfänge, im weiteren setzt es sich aus diversen Textsorten zusammen, darunter Lyrik und Tagebuchpassagen, aber auch innere Monologe, lernen wir. Ob Schreiben auch eine Form von Hausarbeit sein kann, ist eine der Fragen, die im Buch gestellt sind, und überhaupt geht es, erläutert Geißler, zentral ums Schreiben sowie um das Verhältnis zwischen Schreiben und Leben. Die Autorin beobachtet Geißler zufolge, was Mutterschaft mit dem Leben einer Frau macht, der Geburtsvorgang wird detailliert beschrieben, ebenso wie die oft ambivalenten Gefühle dem Kind gegenüber sowie Probleme in der Paarbeziehung. Toll, wie innere Zustände in Prosa übersetzt werden, wie etwa Wiederholung mal zur Qual, mal aber auch zur Entspannung führen kann, lobt die Rezensentin, die das Buch insgesamt als befreiend empfindet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2024

Wer ist das
Monster?
Die Autorin Olga Ravn steigt in ihrem Roman
„Meine Arbeit“ in die Abgründe des
Mutterseins – und findet dort etwas Freiheit.
VON CHRISTIANE LUTZ
Als Mary Shelley 1818 ihren Roman „Frankenstein“ mit 20 Jahren veröffentlichte, hatte sie bereits drei Kinder geboren. Eins starb unmittelbar nach der Geburt, die beiden anderen später. 1815 schrieb sie in ihr Tagebuch: „Träumte, dass mein Baby wieder zum Leben erwacht ist – dass ihm nur kalt gewesen war & dass wir es am Kamin warm rieben & es lebte.“ In „Frankenstein“ lässt Mary Shelley ihren Doktor das Monster aus Teilen toter Menschen zusammensetzen und erweckt dieses zum Leben. Man kann das Buch durchaus als Geschichte über Mutterschaft lesen, so wie Olga Ravn in ihrem neuen Roman. Man könnte Müttern, findet sie, statt ihnen die Mär vom überbordenden Glück im Moment der Geburt zu erzählen, lieber mal „Frankenstein“ zu lesen geben.
Diesem Vorschlag liegen ja allerhand Fragen zugrunde. Um ein paar zu nennen: Warum klingt „Frankenstein“ spontan eher nicht nach einem Roman für Mütter? Ist Mary Shelley eine Autorin, die auch Kinder zur Welt gebracht hat, oder eine Mutter, die auch schreibt? Warum nimmt man sofort an, auch Olga Ravn sei Mutter? Was sagt das über die Erwartung an Mütter? Und an Autorinnen?
„Meine Arbeit“ heißt der neue Roman der dänischen Autorin, der in der Übersetzung von Alexander Sitzmann und Clara Sondermann beim März-Verlag erschienen ist. Olga Ravn ist nach München gekommen, um den Roman vorzustellen, den sie 2020 in Dänemark veröffentlicht hat. 2018 erschien „Die Angestellten“, damit war sie für den International Booker Prize nominiert. Nun sitzt sie für ein paar Antworten in einem italienischen Café in Schwabing. Sie ist 37, hat springende rote Locken und lacht schallend laut, oft.
Wer beim Begriff „Arbeit“ jetzt an Büros und Gehaltsabrechnungen denkt, liegt nicht ganz richtig. Denn „Arbeit“ ist in dem Roman nicht nur der Beruf, sondern auch die unsichtbare Arbeit des Sichkümmerns. Eine Ich-Erzählerin schreibt von einer Autorin namens Anna, die nach der Geburt des ersten Kindes in eine postnatale Depression fällt, weil die Arbeit als Mutter mit der Arbeit als Autorin unvereinbar zu sein scheint. Der Roman ist der Versuch einer sich verlierenden Frau, sich neu zusammenzufügen – als Mutter und als Schriftstellerin. Auch das ist Arbeit.
Olga Ravn steigt dafür zunächst tief hinab ins Dunkel der Depression. Für ihren namenlosen Sohn kann Anna nichts fühlen, obwohl sie immer zärtlich zu ihm spricht. „Trotzdem gibt es Tage, an denen ich die Tür zu seinem Zimmer schließen und mir die Ohren zuhalten will, und Tage, an denen ich mich an ihm rächen will, ihn schütteln und schlagen will, um ihn zum Schweigen zu bringen.“ Dann weiter: „Wir sprechen immer öfter über ein zweites Kind“ – eine verstörende Gleichzeitigkeit von Mutterliebe und Mutterhass.
Der Roman ist ein eigenwilliger Genremix aus autofiktionaler Prosa, Lyrik, theatralen Dialogen, Gesprächen in einer psychiatrischen Klinik, Briefen, Tagebucheinträgen, Gebrauchsanleitungen zum Thema Geburt und Stillen und biografischen Passagen über Schriftstellerinnen wie Mary Shelley. 13 Kapitel sind mit „Anfang“, überschrieben, darauf folgen 28 „Fortsetzungen“ und eine Menge „Schlüsse“. An Linearität hat Ravn kein Interesse. „Am liebsten würde ich den Lesern alle Kapitel gleichzeitig entgegenwerfen“, sagt sie und macht eine Armbewegung, als schleudere sie einen Blätterstapel in die Luft. So liest sich „Meine Arbeit“ auch, als betrete man einen Raum, in dem verschiedene Exponate ausgestellt sind, man wandert vom einen zum anderen, Reihenfolge egal. Das erfordert Geduld, manche Texte sind nicht mehr als müde Tagebucheinträge, die solche hätten bleiben sollen. Doch man kann überspringen, zurückspringen, bis sich aus den Einzelteilen nach und nach ein zerbrechliches Kunstwerk zusammensetzt.
Olga Ravn „zerreiße“ den Roman als Reaktion auf eine Gesellschaft, die die Mütter zerreiße, schrieb der Guardian. Dabei stimmt das nicht, sie zerstört nichts. Vielmehr weitet sie die Idee des Erzählens aus, folgt einer stilistischen Erkundungslust. „Ich bin nicht daran interessiert, perfekt geschliffene Diamanten-Literatur zu produzieren“, sagt sie, „lieber eine Handvoll Erde, in der man wühlen kann, aus der etwas wachsen kann.“
Diesen Satz darf man nicht mit Anspruchslosigkeit verwechseln, er führt vielmehr wieder ins Thema Arbeit und zur Frage, was „gute Kunst“ ausmacht. „Früher schrieb ich bis tief in die Nacht hinein, gequält weintrinkend, um am nächsten Tag zu erzählen, dass ich nur zehn Zeilen geschafft hatte“, sagt sie. Nach der Geburt ihres ersten Kindes dann: Aufstehen, Betreuung und dann in drei Stunden zwischen Wäsche und Kochen irgendetwas schreiben. Es sei „undenkbar, Mutter zu werden, wenn man auch Künstler werden will“, überlegt Anna im Roman. Weil die romantische Vorstellung an der Kunst klebt, dass man alles für sie „opfern“ und sich der Welt entziehen müsse. Wer sich um ein Kind kümmern muss, kann man demnach nicht schreiben. „Aber ohne Suppe gibt es keine Revolution“, sagt Ravn lachend, und ohne Suppe auch keine Kunst.
Warum werten wir eine Arbeit höher, begreifen sie als edler als die andere? Blöd ist zudem, dass auch an Mutterschaft oft noch die romantische Vorstellung klebt, eine Frau müsse ihr alles unterordnen. „Schreiben bedeutet, die Familie zu verraten“, heißt es im Buch. Daher komme auch die Annahme beim Lesen, dass Olga Ravn selbst Mutter sei, meint sie. Eine doppelte Sackgasse also, in der sich die schreibende Mutter befindet.
Unter Anstrengung erzwingt Anna irgendwann zwei Stunden Schreibzeit am Tag, ihr Freund Aksel hütet das brüllende Kind. Sie arbeitet in der Bibliothek eines nicht näher definierten „großen Mannes“, dessen erdrückende Präsenz im Raum Produktivität zusätzlich hemmt. Olga Ravn glaubt nicht an die Idee des einsamen Genies. Nicht mehr. „Ich hatte nach der Geburt keine Zeit mehr, eine gequälte Künstlerin zu sein. Ich musste einfach loslegen“. Dass sich viel aus „Meine Arbeit“ so oder so ähnlich tatsächlich zugetragen hat, daraus macht sie keinen Hehl.
Dem aktuellen Schwung der autofiktionalen Literatur über Elternschaft zwischen Burn-out und Depression ist „Meine Arbeit“ trotzdem nicht wirklich zuzuordnen. Denn anders als beispielsweise Mareike Fallwickl, die in „Die Wut, die bleibt“ ein moralisierendes „Das habt ihr jetzt davon“-Szenario entwickelt, in dem sich die frustrierte Mutter vom Balkon stürzt, und anders als die Systemkritik „Mama kann nicht mehr“ von Julia Knörnschild, kommt Olga Ravn ohne Bitterkeit aus, ohne Wut. Der Roman hat nichts Moralisierendes. „Ich wollte nicht wie eine wütende Feministin die Männer anklagen: Warum lässt du mich den Abwasch machen? Sondern stattdessen fragen: Warum ist es so verdammt schwer, den Abwasch zu machen?“ Darin liegt natürlich auch Systemkritik und die Entlarvung einer sehr billigen und cleveren Idee: „Carearbeit ist Arbeit. Aber den Frauen wird eingeredet, sie sollen das gern machen und umsonst. Aus Liebe. Und wenn sie es nicht gern machen, sollen sie ein schlechtes Gewissen haben.“
„Meine Arbeit“ erzählt von diesem schlechten Gewissen. Von Zweifel, Scham, Mordlust. „Geburten sollten ab heute verboten werden“, zitiert sie die Künstlerin Unica Zürn einmal. „Wenn ich etwas zu sagen hätte, dann gäbe es ab heute keine Menschen mehr. Nur noch Katzen und natürlich mich.“
Doch indem Anna sich in ihrem Schreiben buchstäblich in alle Richtungen reckt, erfasst sie mehr und mehr die Erkenntnis, dass Gefühle etwas sehr Flüchtiges sind. „Gerade noch willst du jemanden umbringen, im nächsten Moment willst du das nicht“, sagt Olga Ravn. In dieser Erkenntnis liegt eine Freiheit, die sie versöhnlich stimmt. „Tragische Frauen gibt es schon viel zu viele“, sagt sie. Der Roman endet passend ganz ohne Verklärung, aber auch ohne Tragödie. Anna ist wieder schwanger.
Olga Ravn:
Meine Arbeit. Aus dem Dänischen von
Alexander Sitzmann und Clara Sondermann.
März Verlag, Berlin 2024.
460 Seiten, 29 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2024

Lob der Milchpumpe
Olga Ravns Roman "Meine Arbeit"

Massiver und umfangreicher ist vermutlich das Thema Mutterschaft und Geburt noch nie in der europäischen Literatur traktiert worden als im jetzt auf Deutsch vorliegenden Roman "Meine Arbeit" der dänischen Autorin Olga Ravn. Das Buch der 1986 geborenen Schriftstellerin ist ebenso ein Rätsel wie ein Ärgernis, aber auch eine Überraschung. Man kann aus ihm wieder einmal folgern, dass ein Gegenstand, ein Sujet eine massive Aufwertung und vollkommen neue Gestalt erfährt, sobald sich jemand als Künstler darum kümmert.

"Meine Arbeit" bezieht sich auf die Geburt eines Sohnes der Protagonistin Anna und all die Umstände darum herum. Nachdem sie den Sohn geboren hat, zieht sie mit ihrem schwedischen Mann Aksel in das zur erzählten Zeit schneestöbrige Stockholm. Unmittelbar nach der Geburt hatte sie ihren Platz in der Welt vollständig verloren und war aller sozialen Orientierung bar. Einschließlich ihrer beruflichen als Journalistin. In Stockholm fällt das Paar absolut widerwillig in alte Geschlechterrollen zurück - sie erleben alle bekannten und unbekannten Abgründe in ihrer Partnerschaft in diesem Umfeld. Anna streunt zu viel im Netz herum und kauft zu viele Sachen, die sie nicht recht bezahlen kann. Sie ist mit dem Risiko einer umfassenden Verrücktheit konfrontiert und weiß, dass sie nur auf die Füße kommt, wenn sie wieder anfängt zu lesen und zu schreiben. Ob das klappt, erfahren die Leser nicht.

Denn das Buch ist alles andere als straight erzählt. Es ist ein gigantischer Essay. Es mischt Erzählprosa, Lyrik, Briefe, medizinische Berichtsprosa, kleinere Essays und noch vieles andere, um möglicherweise herauszufinden, wie das Verhältnis von Mutterschaft und Schreiben darstellbar wäre. Vermutlich ist im Buch von Ravn auch das einzige auf dieser Welt bekannte Gedicht auf - doch, doch - zwei Milchpumpen aufgehoben; allerdings ist es von der Qualität, welche die ganzen lyrischen Zwischenstücke des Romans kennzeichnet: Würde man die Versumbrüche weglassen, hätten wir es mit banalster Prosa zu tun: "ich wollte / betonen / dass ich zwei / milchpumpen habe // aber bevor / ich das schreiben konnte / fingst du an / dich mit mir zu streiten".

Das Werk hat nicht weniger als dreizehn Anfänge; es gibt noch mehr Fortsetzungen und insgesamt neun Mal einen Schluss. Vermutlich soll damit ein Zusammenhang zwischen Mutterschaft und Angst abgebildet werden. Denn es geht durchgängig auch um die ästhetisch-literarische Bewältigung umfassender Tabuisierungen. Massive Wahn- und Wunschvorstellungen von der Tötung eines Neugeborenen sind genauso dabei wie die problematische Pflicht, nach einer Geburt glücklich zu sein und die Welt um eine weitere liebevolle Mutter zu bereichern.

Olga Ravns literarische Großcollage haut auf alle im thematischen Umfeld herumstehenden soziokulturellen und feministischen Pauken ein. Das geht so weit, dass das Paar, angetrieben von der Frau, sich auf Berechnungen von Anna zustehender Arbeitszeit einlässt; die auf diese Weise zustande kommenden zwei Stunden (oder genauer: eine Stunde und 38 Minuten) werden als kostbarer Besitz außerhalb von Mutterschaftspflichten eisern verstanden, die vermeintlich natürlich in einer in nichtsnutzigen Geschlechterrollen verharrenden Gesellschaft verankert sind. Derlei Einzelheiten gehören eher zum Potential des oben schon genannten Ärgernisses. Allerdings darf man nicht übersehen, dass der Roman, den man, siehe auch schon oben, gut als Großessay verstehen darf, das Ängste provozierende und umfassend überwältigende Thema Mutterschaft entwickelt. Da mag es auf ein paar umgeknickte Gräser am Wegesrand nicht so sehr ankommen müssen. Schließlich kämpft diese Mutter Anna (der im Roman mittels Briefen noch ein anderes Ich zugeführt wird) genau damit, diese Mutter zu sein. Sie schreibt sich so weg vom individuellen Schicksal und ins Erlebnis hinein und wieder hinaus, so auch in das und aus dem Phänomen Mutterschaft. Das muss man erst einmal wollen. Und dann eine Form für dieses Anliegen finden. STEPHAN OPITZ

Olga Ravn: "Meine Arbeit". Roman.

Aus dem Dänischen von Alexander

Sitzmann und Clara Sondermann. März Verlag, Berlin 2024. 459 S., geb., 29,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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