Die Kanadierin Alison reist mit ihrem Freund (getarnt als Hochzeitsreisende) auf eigene Faust durch den Iran. Kaum haben sie von der Türkei aus die Grenze überquert, befinden sie sich in einer anderen Welt. Am deutlichsten zeigt sich das an der obligatorischen Verschleierung der Frauen, die auch Alison anlegen muss und von Stund an nur noch im Hotelzimmer ablegen wird. Doch ihre Reise führt sie weit über die plakativen Elemente des religiösen Fanatismus hinaus: mitten ins Herz des Landes und der Menschen.
Von unwiderstehlicher Neugier getrieben, sucht Alison bei jeder Gelegenheit das Abenteuer. Und findet es, oft mit ungeahnten Folgen. Mit offenen Augen, Zähigkeit und Sinn für Humor läßt sie sich auf Fremdes und Skurriles ein, und natürlich wird sie auch mit der anderen Seite konfrontiert: Sie lernt Menschen kennen, die vom islamischen Regime verfolgt und unterdrückt werden.
Von unwiderstehlicher Neugier getrieben, sucht Alison bei jeder Gelegenheit das Abenteuer. Und findet es, oft mit ungeahnten Folgen. Mit offenen Augen, Zähigkeit und Sinn für Humor läßt sie sich auf Fremdes und Skurriles ein, und natürlich wird sie auch mit der anderen Seite konfrontiert: Sie lernt Menschen kennen, die vom islamischen Regime verfolgt und unterdrückt werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2004Der Scheich aus Ispahan
"In Zeiten vom Schah war unser Land äußerlich sehr schön und reich, aber innen wie eine faulige Frucht", erklärt eine junge Iranerin, die sich von der Revolution viel erhofft hatte. Sie weiß um die Unfreiheit in ihrem Land, aber sie glaubt, daß die Menschen ehrlicher, klarer und weniger künstlich geworden sind. Seit der Revolution vor fünfundzwanzig Jahren, als der Schah von seinem Pfauenthron verjagt wurde, regieren in Iran die strenggläubigen Mullahs. Daß sich ein kanadisches Hochzeitspaar ausgerechnet dieses Land für seine Flitterwochen ausgesucht hat, stößt auch bei den Einheimischen immer wieder auf ungläubige Verwunderung. Die kanadische Journalistin Alison Wearing ist im Jahr 1995 mit ihrem homosexuellen Freund - zusammen als Hochzeitspaar getarnt - quer durch Iran gereist, von der Stadt Tabriz, kurz hinter der türkischen Grenze, zum Kaspischen Meer, über religiöse Pilgerstätten in Qom und Isfahan zurück zur Hauptstadt Teheran, unterwegs in oft tagelangen, quälend heißen Fahrten in klapprigen Bussen, die immer wieder unterbrochen werden von Gebetspausen und Motorpannen. Alison Wearing will ganz eintauchen in dieses vom Westen abgeschottete und geheimnisvolle Land, sie will sich in seine Seele versenken - denn von ebendieser Seele sprechen auch die Iraner immer wieder selbst, die beglückt sind über die relativ vorurteilsfreie Neugierde der beiden Reisenden auf ihr Land. Sie will dieses Land ergründen, das von Amerika zum Inbegriff des Bösen erklärt wurde, "nach Heiligen Ausschau halten, wenn nur noch von Teufeln die Rede ist", wie sie schreibt. Sie findet keine Heiligen, keine Teufel, dafür aber Menschen aus Fleisch und Blut, mit Hoffnungen und Zweifeln, wie überall. In einem Basar, begleitet von ihren neuen persischen, beglückt kichernden Freundinnen, kauft die Autorin einen bodenlangen schwarzen Mantel, ein schwarzes Kopftuch und einen Tschador (das Wort bedeutet "Zelt"). Sie will wissen, wie sie sich darunter fühlt, begraben unter diesen stickigen, schweißtreibenden Polyester-Stoffmassen, von denen sie in ein entpersönlichtes, vogelähnliches Wesen verwandelt wird, die andererseits aber auch vor neugierigen Blicken schützen. Iran freilich läßt sich nicht auf den Schleier reduzieren. Überall, im Bus, im Hotel oder sogar in der Schlange auf der Post, lernt die Autorin warmherzige Menschen kennen, die das vermeintliche Hochzeitspaar mit spontanen Essenseinladungen und Quartierangeboten überschütten. Das Bemühen der Einheimischen, den beiden die Schönheit des Lands zu zeigen, führt bisweilen zu geradezu grotesk komischen Situationen, die die spannende Lektüre auch überaus amüsant machen. In Alison Wearings Reisebericht kommen viele verschiedene Menschen zu Wort: Kritiker, aber durchaus auch Anhänger des theokratischen Regimes. Die wenigsten sind allerdings völlig unkritisch. Die Wahrheit hat viele Facetten und ein Land viele Gesichter. Es ist ein Verdienst dieses klar und anschaulich geschriebenen Buches, dies immer wieder neu zu belegen.
evas.
"Meine iranische Reise" von Alison Wearing. Erschienen in der Reihe "Premium". Deutscher Taschenbuchverlag, München 2004. 337 Seiten. Broschiert, 15 Euro. ISBN 3-423-24383-X
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"In Zeiten vom Schah war unser Land äußerlich sehr schön und reich, aber innen wie eine faulige Frucht", erklärt eine junge Iranerin, die sich von der Revolution viel erhofft hatte. Sie weiß um die Unfreiheit in ihrem Land, aber sie glaubt, daß die Menschen ehrlicher, klarer und weniger künstlich geworden sind. Seit der Revolution vor fünfundzwanzig Jahren, als der Schah von seinem Pfauenthron verjagt wurde, regieren in Iran die strenggläubigen Mullahs. Daß sich ein kanadisches Hochzeitspaar ausgerechnet dieses Land für seine Flitterwochen ausgesucht hat, stößt auch bei den Einheimischen immer wieder auf ungläubige Verwunderung. Die kanadische Journalistin Alison Wearing ist im Jahr 1995 mit ihrem homosexuellen Freund - zusammen als Hochzeitspaar getarnt - quer durch Iran gereist, von der Stadt Tabriz, kurz hinter der türkischen Grenze, zum Kaspischen Meer, über religiöse Pilgerstätten in Qom und Isfahan zurück zur Hauptstadt Teheran, unterwegs in oft tagelangen, quälend heißen Fahrten in klapprigen Bussen, die immer wieder unterbrochen werden von Gebetspausen und Motorpannen. Alison Wearing will ganz eintauchen in dieses vom Westen abgeschottete und geheimnisvolle Land, sie will sich in seine Seele versenken - denn von ebendieser Seele sprechen auch die Iraner immer wieder selbst, die beglückt sind über die relativ vorurteilsfreie Neugierde der beiden Reisenden auf ihr Land. Sie will dieses Land ergründen, das von Amerika zum Inbegriff des Bösen erklärt wurde, "nach Heiligen Ausschau halten, wenn nur noch von Teufeln die Rede ist", wie sie schreibt. Sie findet keine Heiligen, keine Teufel, dafür aber Menschen aus Fleisch und Blut, mit Hoffnungen und Zweifeln, wie überall. In einem Basar, begleitet von ihren neuen persischen, beglückt kichernden Freundinnen, kauft die Autorin einen bodenlangen schwarzen Mantel, ein schwarzes Kopftuch und einen Tschador (das Wort bedeutet "Zelt"). Sie will wissen, wie sie sich darunter fühlt, begraben unter diesen stickigen, schweißtreibenden Polyester-Stoffmassen, von denen sie in ein entpersönlichtes, vogelähnliches Wesen verwandelt wird, die andererseits aber auch vor neugierigen Blicken schützen. Iran freilich läßt sich nicht auf den Schleier reduzieren. Überall, im Bus, im Hotel oder sogar in der Schlange auf der Post, lernt die Autorin warmherzige Menschen kennen, die das vermeintliche Hochzeitspaar mit spontanen Essenseinladungen und Quartierangeboten überschütten. Das Bemühen der Einheimischen, den beiden die Schönheit des Lands zu zeigen, führt bisweilen zu geradezu grotesk komischen Situationen, die die spannende Lektüre auch überaus amüsant machen. In Alison Wearings Reisebericht kommen viele verschiedene Menschen zu Wort: Kritiker, aber durchaus auch Anhänger des theokratischen Regimes. Die wenigsten sind allerdings völlig unkritisch. Die Wahrheit hat viele Facetten und ein Land viele Gesichter. Es ist ein Verdienst dieses klar und anschaulich geschriebenen Buches, dies immer wieder neu zu belegen.
evas.
"Meine iranische Reise" von Alison Wearing. Erschienen in der Reihe "Premium". Deutscher Taschenbuchverlag, München 2004. 337 Seiten. Broschiert, 15 Euro. ISBN 3-423-24383-X
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"Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, wird Ihre Vorstellung vom Iran nie wieder die gleiche sein." (The Ottawa Citizen)