Ein Mädchen zieht mit ihren Eltern in ein anderes Land. Ihre Eltern schenken ihr einen kleinen Koffer, in dem sie ihre liebsten Dinge mitnehmen darf. So vieles möchte sie mitnehmen, auch das Aquarium, den Birnbaum und sogar den Busfahrer. Aber was ist, wenn man nicht alles einpacken kann? Oder kommen die Dinge, die einem zum Liebsten geworden sind, vielleicht doch irgendwie mit? Ein berührendes Bilderbuch über Abschied, Neuanfang und die Erinnerung, ausgezeichnet mit dem Bologna Ragazzi Award.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2022TASCHENBÜCHER
Gut gemeint ist nicht genug
Die achtjährige „Helsin“ heißt nach der Stadt Helsinki, wo Helsins Eltern sie zur Adoption abholten. Es geht ihr gut, und meistens ist sie bester Laune. Wenn nur dieser „Spinner“ nicht wäre! So nennen ihre Eltern ihre Wutanfälle, bei denen sie ausrastet und wie Rumpelstilzchen tobt.
In der Schule kennen sie das schon, und die Lehrerin geht sehr gelassen damit um.
Als Louis, ein neuer Schüler, in die Klasse kommt, stellt ihm die Lehrerin seine Klassenkameradinnen und -kameraden vor. Bei „Helsin“ murmelt er spöttisch „Helsin – Apelsin“, was sie so wütend macht, dass sie ihm die Nase blutig schlägt. Und damit beginnen die Probleme, denn Louis findet schnell Freunde, und Helsin fühlt sich ausgeschlossen. Als er dann seinen kleinen Leguan mit in die Schule bringt, klaut sie ihn in der Pause aus Louis’ Ranzen. Eine ganz schlechte Idee! Denn Louis weiß viel über Finnland, und Helsin wäre so gerne seine Freundin, schafft es aber nicht, ihm zu gestehen, was sie getan hat.
Wie sich Helsin immer mehr in Widersprüche und Lügen verstrickt und die Geschichte mit einem Beinahedrama endet, erzählt Stefanie Höfler temporeich und spannend, zugleich aber auch humorvoll und poetisch, wie man es selten in der deutschen Kinderliteratur findet. Ihre Kinderfiguren sind starke, eigenwillige Persönlichkeiten, wie Helsin – von Anke Kuhl treffend gezeichnet – die am Ende sogar ihren „Spinner“ besiegt. (ab 9 Jahre)
Stefanie Höfler: Helsin Apelsin und der Spinner. Mit Illustrationen von Anke Kuhl. Beltz & Gelberg (Gulliver), 2021. 206 Seiten, 8.00 Euro.
Die neue Taschenbuch-Ausgabe von „Dirk und ich“ basiert auf der Jubiläumsausgabe von 2016, die zum 25. Geburtstag des Buches erschien. Es wurde damals mit lustigen Illustrationen von Peter Schössow ausgestattet und enthält zwei neue Geschichten. Es war das erste Buch von Andreas Steinhöfel, der damals noch keineswegs vorhatte, Kinderbuchautor zu werden.
„Dirk und ich“ ist vielmehr im Zorn entstanden, wie er immer wieder in Interviews erzählt. Er hatte sich nämlich über ein Kinderbuchmanuskript geärgert, das „so gut gemeint“ war, und aus dem die Kinder vor allem „etwas lernen“ sollten. Und aus diesem Zorn heraus hatte er dann dem Carlsen Verlag mit „Dirk und ich“ eine Alternative angeboten. Es wurde ein großer Erfolg, was Andreas Steinhöfels Zukunftspläne dramatisch veränderte, wie er in einem ausführlichen Nachwort erzählt.
Es sind Geschichten zweier wilder Brüder, deren Alltag voller Katastrophen ist, die zum Glück aber immer gut ausgehen, und wunderbar zum Vorlesen und Miteinander-Lachen geeignet sind! (ab 8 Jahre)
Andreas Steinhöfel: Dirk und ich. Mit Illustrationen von Peter Schössow. Carlsen 2022. 174 Seiten, 6, 99 Euro.
„Wir fliegen in ein anderes Land und wohnen dort in einer neuen Wohnung“, hatte der Papa unserer kleinen Heldin gesagt, und dass sie nur ihre „liebsten Sachen“ in ein Köfferchen packen dürfe. Aber da passen weder ihr Aquarium, Opas Holzstuhl, geschweige denn ihr Birnbaum oder ihre liebste Freundin hinein! Und auch das Meer gehört zu ihren liebsten Sachen! „Doch das musste ich nicht mitnehmen. Das ist das Tolle am Meer, es ist überall!“ Und so packt sie einige ihrer liebsten Sachen in Flaschen, die sie ins Meer wirft. In ihrem neuen Zuhause wohnt sie nicht so nah am Meer, aber ihr Papa hat ihr ein Fahrrad geschenkt, mit dem sie dorthin fahren kann. Und auf die Flaschen mit ihren liebsten Dingen kann sie warten, denn sie hat einen neuen Freund gefunden.
Julie Völk begleitet diese liebevolle, kleine Geschichte mit ihren zarten, poetischen Bildern, auf denen es viel zu entdecken gibt. (Ab 4 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Sepideh Sarihi/ Julie Völk: Meine liebsten Dinge müssen mit. Beltz & Gelberg (Minimax), 2021. 32 Seiten, 6,50 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Gut gemeint ist nicht genug
Die achtjährige „Helsin“ heißt nach der Stadt Helsinki, wo Helsins Eltern sie zur Adoption abholten. Es geht ihr gut, und meistens ist sie bester Laune. Wenn nur dieser „Spinner“ nicht wäre! So nennen ihre Eltern ihre Wutanfälle, bei denen sie ausrastet und wie Rumpelstilzchen tobt.
In der Schule kennen sie das schon, und die Lehrerin geht sehr gelassen damit um.
Als Louis, ein neuer Schüler, in die Klasse kommt, stellt ihm die Lehrerin seine Klassenkameradinnen und -kameraden vor. Bei „Helsin“ murmelt er spöttisch „Helsin – Apelsin“, was sie so wütend macht, dass sie ihm die Nase blutig schlägt. Und damit beginnen die Probleme, denn Louis findet schnell Freunde, und Helsin fühlt sich ausgeschlossen. Als er dann seinen kleinen Leguan mit in die Schule bringt, klaut sie ihn in der Pause aus Louis’ Ranzen. Eine ganz schlechte Idee! Denn Louis weiß viel über Finnland, und Helsin wäre so gerne seine Freundin, schafft es aber nicht, ihm zu gestehen, was sie getan hat.
Wie sich Helsin immer mehr in Widersprüche und Lügen verstrickt und die Geschichte mit einem Beinahedrama endet, erzählt Stefanie Höfler temporeich und spannend, zugleich aber auch humorvoll und poetisch, wie man es selten in der deutschen Kinderliteratur findet. Ihre Kinderfiguren sind starke, eigenwillige Persönlichkeiten, wie Helsin – von Anke Kuhl treffend gezeichnet – die am Ende sogar ihren „Spinner“ besiegt. (ab 9 Jahre)
Stefanie Höfler: Helsin Apelsin und der Spinner. Mit Illustrationen von Anke Kuhl. Beltz & Gelberg (Gulliver), 2021. 206 Seiten, 8.00 Euro.
Die neue Taschenbuch-Ausgabe von „Dirk und ich“ basiert auf der Jubiläumsausgabe von 2016, die zum 25. Geburtstag des Buches erschien. Es wurde damals mit lustigen Illustrationen von Peter Schössow ausgestattet und enthält zwei neue Geschichten. Es war das erste Buch von Andreas Steinhöfel, der damals noch keineswegs vorhatte, Kinderbuchautor zu werden.
„Dirk und ich“ ist vielmehr im Zorn entstanden, wie er immer wieder in Interviews erzählt. Er hatte sich nämlich über ein Kinderbuchmanuskript geärgert, das „so gut gemeint“ war, und aus dem die Kinder vor allem „etwas lernen“ sollten. Und aus diesem Zorn heraus hatte er dann dem Carlsen Verlag mit „Dirk und ich“ eine Alternative angeboten. Es wurde ein großer Erfolg, was Andreas Steinhöfels Zukunftspläne dramatisch veränderte, wie er in einem ausführlichen Nachwort erzählt.
Es sind Geschichten zweier wilder Brüder, deren Alltag voller Katastrophen ist, die zum Glück aber immer gut ausgehen, und wunderbar zum Vorlesen und Miteinander-Lachen geeignet sind! (ab 8 Jahre)
Andreas Steinhöfel: Dirk und ich. Mit Illustrationen von Peter Schössow. Carlsen 2022. 174 Seiten, 6, 99 Euro.
„Wir fliegen in ein anderes Land und wohnen dort in einer neuen Wohnung“, hatte der Papa unserer kleinen Heldin gesagt, und dass sie nur ihre „liebsten Sachen“ in ein Köfferchen packen dürfe. Aber da passen weder ihr Aquarium, Opas Holzstuhl, geschweige denn ihr Birnbaum oder ihre liebste Freundin hinein! Und auch das Meer gehört zu ihren liebsten Sachen! „Doch das musste ich nicht mitnehmen. Das ist das Tolle am Meer, es ist überall!“ Und so packt sie einige ihrer liebsten Sachen in Flaschen, die sie ins Meer wirft. In ihrem neuen Zuhause wohnt sie nicht so nah am Meer, aber ihr Papa hat ihr ein Fahrrad geschenkt, mit dem sie dorthin fahren kann. Und auf die Flaschen mit ihren liebsten Dingen kann sie warten, denn sie hat einen neuen Freund gefunden.
Julie Völk begleitet diese liebevolle, kleine Geschichte mit ihren zarten, poetischen Bildern, auf denen es viel zu entdecken gibt. (Ab 4 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Sepideh Sarihi/ Julie Völk: Meine liebsten Dinge müssen mit. Beltz & Gelberg (Minimax), 2021. 32 Seiten, 6,50 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Eine ermutigende Geschichte von Abschied und Neubeginn, die ganz auf die innere Kraft der Kinder vertraut und einen positiven Blick in die Zukunft ermöglicht.« Regina Riepe, Süddeutsche Zeitung, 9.11.2018 »Wie Sepideh Sarihi diese gewichtige Geschichte in nur wenige Sätze packt und wie sie die liebsten Dinge und Menschen leise charakterisiert, das ist ebenso nachvollziehbar wie berührend.« Sylvia Schwab, Deutschlandfunk Kultur, 26.6.2018 »Sepideh Sarihis Text erzählt aus einer bewusst harmlosen Perspektive vom Einpacken, vom Verabschieden, vom Warten auf die Erinnerungen, die übers Meer schwimmen sollen, und vom Ankommen. In Kombination mit Julie Völks feinen Schwarz-Weiß-Zeichungen samt pastellfarbenen Akzenten schafft es dieses Buch trotz der verklärten Sichtweisen des Mädchens eindrucksvoll, davon zu berichten, wofür wir Außenstehende keine Worte finden können. Ein zartes, unaufdringliches Bilderbuch, das umso stärker nachwirkt.« Irene Maria Gruber, Oh Kiddo!, 18.6.2018 »Der Sinn für Feinheiten und die Lieben zu den Details, die alle versteckt und mit einer gewichtigen Botschaft das Bilderbuch zu einem leicht zerbrechlichen Kunstwerk machen, ist beachtlich. Einzelne Farbtupfer werden an genau den richtigen Stellen gesetzt und runden den Inhalt so subtil und doch gekonnt ab, dass ich wirklich beeindruckt zurückbleibe.« Viktoria Gerber, Papillonis liest, 23.6.2018 »Julie Völk begleitet diese liebevolle, kleine Geschichte mit ihren zarten, poetischen Bildern, auf denen es viel zu entdecken gibt.« Hilde Elisabeth Menzel, Süddeutsche Zeitung, 28.1.2022