Bereits als Kind war die Obere Adria sein Ferienparadies. Mit der Mutter und der Großmutter war er oft dort. Hier konnte der Junge in der Sommerfrische für ein paar Tage der Fuchtel des Vaters entfliehen.
Nun sechzig Jahre später ist die Mutter verstorben und der Sohn begibt sich auf die Spuren
seiner Kindheit, in seiner windischen Heimat und natürlich in dem Ferienort an der Adria. Überall…mehrBereits als Kind war die Obere Adria sein Ferienparadies. Mit der Mutter und der Großmutter war er oft dort. Hier konnte der Junge in der Sommerfrische für ein paar Tage der Fuchtel des Vaters entfliehen.
Nun sechzig Jahre später ist die Mutter verstorben und der Sohn begibt sich auf die Spuren seiner Kindheit, in seiner windischen Heimat und natürlich in dem Ferienort an der Adria. Überall begegnet ihm zu seinem Schrecken „das Gesicht der Mutter“, auf einem Wiesenfleck oder auf dem Lagunengrund. Das Gesicht, dessen Eindruck er aus der Totenkammer des Spitals mitgenommen hat. Zunächst konnte er den Tod der Mutter nicht in Worte fassen. Durch Naturerleben will er das Unfassbare endlich fassen.
Bei seinen Besuchen an den Kindheitsorten kommen die Erinnerungen zurück, an das Elternhaus z.B., das verkauft worden war. Nun hatten seine Erinnerungen keinen Ort mehr, selbst das Grab war verwahrlost. So bleiben nur jene fernen Orte und die Natur. Bernhard Hüttenegger erzählt in zahlreichen Rückblenden diese Spurensuche. Immer wieder kehrt sein Protagonist dabei gedanklich auch an das Todeslager der Mutter zurück, vor allem an deren Todestag. Was bleibt dem Sohn? Mit dem Schreiben, mit der Muttersprache errichtet er der Mutter quasi ein Denkmal. Das wird bleiben, selbst wenn nichts mehr übrig bleibt. Ein Denkmal für das Leben.
Der Autor versteht es wunderbar, Erinnerungen und Naturbeobachtungen kunstvoll miteinander zu verknüpfen und dies mit einer bildkräftigen Sprache. Die Kindheitsorte sind eine feste Konstante, die auch nach den zahlreichen Wirren des Lebens noch im Gedächtnis bleiben. Ein sehr einfühlsames Buch.