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"Sie können hier nicht fahren, das ist eine Autobahn." Es ist der dritte Checkpoint auf dem South Expressway im Iran, und es bedarf vieler Lobpreisungen an den großen Imam Ayatollah Khomeini, bis Andreas Pröve durchgelassen wird. Über Monate durchquert er zwischen Kaspischem und Rotem Meer die Landschaften des Vorderen Orients. Mal geht es durch Orangenplantagen und Olivenhaine, dann wieder schnurgerade durch die Wüste. Der Fotojournalist verunglückte als 23jähriger mit seinem Motorrad und reist seitdem mit dem Rollstuhl. Und weil Pröve immer wieder auf Hilfe angewiesen ist, zeugen seine…mehr

Produktbeschreibung
"Sie können hier nicht fahren, das ist eine Autobahn." Es ist der dritte Checkpoint auf dem South Expressway im Iran, und es bedarf vieler Lobpreisungen an den großen Imam Ayatollah Khomeini, bis Andreas Pröve durchgelassen wird. Über Monate durchquert er zwischen Kaspischem und Rotem Meer die Landschaften des Vorderen Orients. Mal geht es durch Orangenplantagen und Olivenhaine, dann wieder schnurgerade durch die Wüste. Der Fotojournalist verunglückte als 23jähriger mit seinem Motorrad und reist seitdem mit dem Rollstuhl. Und weil Pröve immer wieder auf Hilfe angewiesen ist, zeugen seine Erlebnisse und Begegnungen von besonderer Intensität. Er wohnt bei Bauern, Beduinen und Nomaden, trinkt in Damaskus mit den Muezzins der Omayadenmoschee Tee, sieht den Tuchmachern, Seifenkochern und Schmieden in den alten Karawansereien bei der Arbeit zu und erklärt mindestens einmal am Tag, warum er nicht mit dem Bus reist: weil er nur so die faszinierende Gastfreundschaft und Lebensweise der Menschen auf der Arabischen Halbinsel erfährt.

Autorenporträt
Andreas Pröve, Fotojournalist und ehemaliger Tischler, geboren 1957, verunglückte als 23jähriger mit seinem Motorrad und ist seitdem querschnittsgelähmt. Schon drei Jahre nach dem Umfall brach er zu seiner ersten großen Indien-Reise auf und durchquerte später monatelang Asien, wo er unter anderem für »terres des hommes« über Kinderarbeit berichtete. Andreas Pröve erschloß sich mit dem Rollstuhl alle Erdteile zu bereisen. Aus neun ausgedehnten Reisen durch den indischen Subkontinent und sechs Touren durch den Vorderen Orient entstanden seine packenden Reportagen, Diavorträge und Reiseberichte. Er lebt in der Lüneburger Heide.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2005

Sieben Zeilen für den Sechs-Tage-Krieg

Syrien, Jordanien und Iran: das sind Länder, die nicht leicht zu "erfahren" sind. Jeder, der ein wenig in der Welt herumkommt, weiß, daß man sich hier die Erlebnisse oft mühsam erarbeiten muß, eine Reise in diese Region wenig gemein hat mit Strandferien in Spanien oder in der Türkei, daß Neugier und Entdeckersinn notwendig sind und viel Unbequemlichkeit in Kauf genommen werden muß. Wenn man dann noch - wie Andreas Pröve - querschnittsgelähmt ist, wird eine Erkundung des Nahen Ostens zu einem erstaunlichen, ja großartigen Unternehmen, an dem sich alle, die ähnliche physische Belastungen zu ertragen haben, aufrichten können und durch das deutlich wird, was trotz einer rücksichtslosen und oft sogar feindlichen Umwelt durch Lebensmut und Abenteuerlust möglich ist. Das ist die entscheidende Botschaft dieses Buches. Ein großer Schreiber allerdings ist der Autor nicht. Alles, was er erlebt, ist eher schlicht erzählt, belastet zudem durch die ständige Wiederholung von Begegnungen, die nach einem sehr ähnlichen Muster verlaufen, und überfrachtet mit Persönlichem wie einer zweiundzwanzig Seiten langen Rückblende auf den Unfall Pröves, den Zwiegesprächen mit seinem Bruder und (Fahrrad-)Partner Fritz oder mit seinem zweiten Reisegefährten, dem Inder Nagender, an dessen Knieschmerzen der Leser lange mitleiden muß. Dadurch verschieben sich die Gewichte. Im Vordergrund steht der Verlauf der Reise mit all ihren Erschwernissen und nicht die Erkenntnis aus der Reise, es werden Leute betrachtet, aber kaum das Land. Dementsprechend kurz wird Essentielles berücksichtigt: mit zwölf Zeilen das Thema Kreuzzüge und mit sieben Zeilen der Sechs-Tage-Krieg. Gelegentlich wirkt eine solche Raffung fast komisch, wenn über Krak des Chevaliers zu lesen ist: "Viele Bereiche der riesigen Burg sind mit groben Rampen sogar pferdegerecht gestaltet worden, deswegen wurde sie auch Ritterburg genannt." Peinlich ist die Formulierung, daß ein Barbier in Aleppo "durchaus einer Fahndungsliste islamischer Terroristen entsprungen sein könnte", und recht arrogant liest sich die Bemerkung: "Touristen sind ein merkwürdiges Volk. Seit drei Tagen machen wir uns über sie lustig, schließlich müssen wir uns von ihnen distanzieren." Hier zeigt sich, daß der Autor oft die Beherrschung über die Sprache verliert. Dann aber gelingt ihm doch eine große Passage. Beim Besuch der Menschen in der vom Erdbeben zerstörten iranischen Stadt Bam, wo Pröve den Obdachlosen, den Verwaisten und den an Körper und Seele Verwundeten begegnet, kann er ein Mitleid ausdrücken, zu dem wohl nur jemand fähig ist, der selbst ein schweres Schicksal hat.

tg

"Meine orientalische Reise - Auf den Spuren der Beduinen durch Syrien, Jordanien und Persien" von Andreas Pröve. Malik/Piper Verlag, München 2005. 319 Seiten, 40 Abbildungen. Gebunden, 19,90 Euro. ISBN 3-89029-294-1.

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