Was tun, wenn man eine sehr emotionale, sehr russische Mutter hat, die mindestens einmal täglich anruft, um sich zu erkundigen, ob man auch genug gegessen habe? Wenn man eine wunderbare, aber schrecklich vergessliche Großmutter hat, die nur in ihrer Sankt Petersburger Vergangenheit lebt? Und einen reizenden Bruder, der gerade beschlossen hat, sich dem Buddhismus zuzuwenden?
Eigentlich wäre Anja schon damit ausgelastet, ihre Beziehung zu Jan auf die Reihe zu kriegen und sich vielleicht einen Job zu suchen. Aber Anjas Familie ist omnipräsent, auch wenn sie ein paar hundert Kilometer entfernt wohnt.
Als eines Tages ihr Ex-Freund auftaucht und ihr einen Job in einem russischen Reisebüro vermittelt, wird sie schon wieder mit ihrer Herkunft konfrontiert. Und die Erinnerungen an ihre russische Kindheit, wo Kartoffeln mit Hering zum Frühstück der Inbegriff von Glück bedeutete, und später an das deutsche Wohnheim, wo die Tiefkühlpizza in Ermangelung eines Ofens auf dem Herd aufgewärmt wurde, sind wieder da. Mit einer doppelten Identität zu leben, erschöpft sich ganz offensichtlich nicht darin, seinen deutschen Freunden zu erklären, dass Puschkin nicht nur ein Wodka, sondern auch ein Dichter war.
Eigentlich wäre Anja schon damit ausgelastet, ihre Beziehung zu Jan auf die Reihe zu kriegen und sich vielleicht einen Job zu suchen. Aber Anjas Familie ist omnipräsent, auch wenn sie ein paar hundert Kilometer entfernt wohnt.
Als eines Tages ihr Ex-Freund auftaucht und ihr einen Job in einem russischen Reisebüro vermittelt, wird sie schon wieder mit ihrer Herkunft konfrontiert. Und die Erinnerungen an ihre russische Kindheit, wo Kartoffeln mit Hering zum Frühstück der Inbegriff von Glück bedeutete, und später an das deutsche Wohnheim, wo die Tiefkühlpizza in Ermangelung eines Ofens auf dem Herd aufgewärmt wurde, sind wieder da. Mit einer doppelten Identität zu leben, erschöpft sich ganz offensichtlich nicht darin, seinen deutschen Freunden zu erklären, dass Puschkin nicht nur ein Wodka, sondern auch ein Dichter war.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sebastian Handke findet diesen Debütroman der seit 1992 in Deutschland lebenden russischen Autorin Lena Gorelik zumindest zum Teil recht gut gelungen. Insbesondere die "quasi-ethnologischen" Beobachtungen, die die offensichtlich autobiografisch gezeichnete Hauptfigur Anja in ihrer neuen Heimat in Schwaben macht, sind mitunter von geradezu "hinreißender" Komik, so der Rezensent begeistert. Sehr gut gefällt ihm auch der Teil, der sich mit den Erinnerungen Anjas an die Kindheit in Sankt Petersburg und mit den ersten Jahren in Ludwigsburg befasst, und er lobt ihn als "gut gelungen und ausgesprochen unterhaltsam". Weniger überzeugend scheinen Handke die Schilderungen aus der Gegenwart, in der sich die Protagonistin zwischen einem deutschen und einem russischen Mann hin und her gerissen fühlt. Hier sieht sich der Rezensent mit den "Luxusproblemen des russischen Emigranten" konfrontiert, die ihn nicht wirklich interessieren und zudem wird ihm oft "zu beflissen erklärt", was eigentlich für sich spricht. Gorelik verfügt über einiges "erzählerisches Talent" und sie hat durchaus "Gespür für die feine Balance aus Leichtigkeit und Melancholie", versichert der Rezensent. Er hätte sich nur "etwas mehr Herzblut" in diesem Buch gewünscht, dann, meint Handke mit ein bisschen Bedauern, "hätte dieser Roman richtig gut werden können".
© Perlentaucher Medien GmbH
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