E.T.A. Hoffmann gehört ohne Frage zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern der Romantik, und – noch zutreffender – zu den ersten (bekannten) deutschen Fantasy/Phantastik-Autoren. Dabei erschien es zunächst unwahrscheinlich, dass aus ihm einmal ein Schriftsteller werden würde. In jungen Jahren
folgte er den Ruf der Familie und studierte - durchaus erfolgreich - Rechtswissenschaften. Doch auch…mehrE.T.A. Hoffmann gehört ohne Frage zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern der Romantik, und – noch zutreffender – zu den ersten (bekannten) deutschen Fantasy/Phantastik-Autoren. Dabei erschien es zunächst unwahrscheinlich, dass aus ihm einmal ein Schriftsteller werden würde. In jungen Jahren folgte er den Ruf der Familie und studierte - durchaus erfolgreich - Rechtswissenschaften. Doch auch während dieser Ochsentour konnte er sich der aufkeimenden allgemeinen Begeisterung für die Romantik nicht verschließen und widmete sich schließlich – mit bescheidenem Erfolg - sogar selbst dem geschriebenen Wort.
Hoffmanns Arbeit – er sollte vermeintliche Feinde des Staates beurteilen – war führenden Kräften im Laufe der Zeit zunehmend ein Dorn im Auge. Das Problem: Hoffmann war zu weich und ließ oft genug vermeintliche Staatsfeinde davonkommen. In einer Zeit, in der der Tagebucheintrag „mordfaul“ eines jungen Studenten ein unwiderlegliches Zeichen für einen Mörder sein konnte, war das natürlich zu wenig.
Dieser Zeit widmete Hoffmann in seinem Meister Floh sogar zwei ganze Kapitel und verunglimpfte damit mehr oder weniger offen den Ministerialdirektor im Polizeiministerium, Karl Albert von Kamptz. Dieser ließ das Manuskript kurzerhand beschlagnahmen, die betreffenden Kapitel zensieren und dem Autor den Prozess machen. Dessen Ausgang erlebte Hoffmann jedoch nicht mehr, er verstarb einige Jahre später an den Folgen einer Atemlähmung. Die fehlenden Kapitel des Manuskripts sollten in diesem Jahrhundert nicht mehr erscheinen.
Diese auch als Knarrpanti-Szenen bekannten Episode sollten eine entscheidende Rolle für die spätere Bekanntheit dieses Romans spielen. Nicht nur, dass es sich um die mit Abstand stärksten Abschnitte der ganzen Erzählung handelt – besser kann man Machtgier und Bürokratieapparate nicht parodieren – eine bessere Publicity kann man sich für einen Roman nicht vorstellen.
(K)ein Fest für Freunde der deutschen Sprache
Handwerklich ist die Erzählung ein Kind seiner Zeit und geprägt durch schnörkelhafte und barocke Bandwurmsätze, die kein Ende zu finden scheinen. Für jeden Leser mit Freude an der deutschen Sprache ist dies sicherlich ein Fest, denn zweifellos kann man mit diesem Werk seinen Wortschatz gehörig erweitern.
Heutzutage wird so ein Stil ob seiner Seltenheit wohl ambivalente Gefühle hervorrufen: so selbstverständliche Dinge wie ein angepasstes Erzähltempo oder eine lebendige oder gar realistische Sprache wird man hier vergebens suchen, stattdessen steht die Sprache als Kunstform im Vordergrund. Das kann und darf man gut finden, muss man jedoch auch vorher berücksichtigen – darum empfehle ich jedem Leser eine kurze Stichprobe, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen.
Moderne Urban Fantasy
Im Grunde genommen handelt es sich bei dieser Erzählung um eine Urban Fantasy-Erzählung mit einem starken Märcheneinschlag und einem heute unüblichen Stil. Mehr als einmal verwischt Hoffmann die Grenzen zwischen Realität und Fantasie und lässt biederes Beamtentum auf Märchenfiguren treffen.
Seine besten Szenen hat dieser Roman dabei dann, wenn die Grenzen zwischen beiden Welten hauchdünn sind. So erhält Peregrinus von Meister Floh im Lauf der Handlung eine Apparatur, mit der er die Gedanken der Menschen hören kann. Dabei muss er feststellen, dass Gedanken und gesprochene Worte nicht zwangsläufig zusammenhängen – eine für ihn schwerwiegende, für uns Leser aber umso unterhaltsamere Erfahrung. Es ist auch kein Zufall, dass die besten Kapitel des Romans (die zensierten Abschnitte), damit zusammenfallen.
Das Problem: Besser als dort wird es nicht mehr. Hoffmann verliert sich in seiner Erzählung und fügt mit jedem neuen Kapitel Wendungen und Figuren hinzu, ohne das vorherige zu einem befriedigenden Ende zu führen. Wahllos eröffnet er Nebenschauplätze, die die Handlung überhaupt nicht voranbringen und so ist es kein Wunder, dass auch das Ende den Leser ein Stück weit unbefriedigt zurücklässt.
Hintergrund dessen ist, dass Hoffmann wohl beendete Kapitel direkt an seinen Verlag geschickt haben soll, ohne eine Kopie einzubehalten und damit die Handlung ohne Detailkenntnisse der vorherigen Abschnitte fortführen musste.
Fazit
Meister Floh von E.T.A. Hoffmann lässt mich als Leser zwiegespalten zurück. Während die Struktur- und Planlosigkeit des Autors im Laufe des Romans immer stärker ins Auge fällt und der Stil ohne Frage polarisiert, kann der Roman auch durch einige Aspekte begeistern.
So gibt es zahlreiche unterhaltsame wie auch geistreiche Abschnitte, die diese kleinen Fehler mehr als nur ausbügeln, man denke nur an die Kritik am Justiz-Apparat seiner Zeit oder die Gedanken-Maschine von Meister Floh. Wer also Klassikern und einem blumigen Schreibstil etwas abgewinnen kann, könnte mit diesem Werk hervorragend unterhalten werden.