Senecas philosophische Schriften vermitteln nicht in strenger Systematik ein bestimmtes Lehrgebäude, sondern führen bald lehrhaft, bald im Plauderton, bald pathetisch, bald ironisch an Probleme heran, die auch die Menschen des 20. Jahrhunderts noch bewegen. Dies ist ein Grund, diese Texte auch heute noch zu lesen; der andere aber ist, dass die Antworten auf existenzielle Fragen kein unfehlbarer, der Welt entrückter Heiliger gibt, sondern ein Mensch mit all seinen Widersprüchen.