Jack London (1876-1916) war mit seinen Romanen, Erzählungen und Reiseberichten einer der vielseitigsten und bekanntesten amerikanischen Schriftsteller seiner Zeit. Seine Romane „Ruf der Wildnis“ und „Der Seewolf“ sowie einige seiner zahlreichen Erzählungen gehören heute zu den Klassikern der Jugend-
und Abenteuerliteratur.
Bereits in seinem ersten Kurzgeschichten-Band „Der Sohn des Wolfes“…mehrJack London (1876-1916) war mit seinen Romanen, Erzählungen und Reiseberichten einer der vielseitigsten und bekanntesten amerikanischen Schriftsteller seiner Zeit. Seine Romane „Ruf der Wildnis“ und „Der Seewolf“ sowie einige seiner zahlreichen Erzählungen gehören heute zu den Klassikern der Jugend- und Abenteuerliteratur.
Bereits in seinem ersten Kurzgeschichten-Band „Der Sohn des Wolfes“ (1900) verarbeitete London seine Erfahrungen als Goldgräber im Klondike-Gebiet in Alaska. Danach veröffentlichte er noch über fünfzig weitere Romane und Erzählbände. Sie schilderten das Leben in der Goldgräbergesellschaft des hohen Nordens oder in den Eisenbahntramps des wilden Westens. Daneben waren es Reise- und Abenteuererzählungen aus der Inselwelt des Pazifischen Ozeans.
Der Diogenes Verlag hatte bereits 1965 einige dieser Meistergeschichten des atemberaubenden Erzählers London aus all seinen Erlebnisbereichen und Themenkreisen unter dem Titel „Westwärts“ versammelt. Nachdem die Auswahl 1976 unter dem Titel „Seefahrer- und Goldgräber-Geschichten“ eine Wiederauflage erlebte, liegt sie nun nach einem Vierteljahrhundert endlich wieder in einer Taschenbuchausgabe vor.
Die Auswahl von 16 Erzählungen bietet ein thematisch wie qualitativ breites Spektrum abenteuerlicher Geschichten, die das harte Leben der Indianer und der Weißen in Nordamerika und auf den Südseeinseln um 1900 schildern. Da wird der Leser in der Auftakt-geschichte „Die Perle“ auf ein Tahiti-Atoll entführt, das durch einen gewaltigen Orkan zerstört wird. Die Erzählung „Das weiße Schweigen“ erzählt dagegen vom Überlebenskampf in der Eiswüste Alaskas.
Hier wie auch in anderen Geschichten (z. B. „Das Gesetz des Lebens“ oder „Die Liebe zum Leben“) behandelte London soziologisch-philosophische Fragen mit den Mitteln der Literatur. Häufig folgen seine Helden in den von Darwin und Nietzsche geprägten Werken ihren Instinkten und dem Recht des Stärkeren. Auch menschliche Fragen von Leben und Tod werden bei der Auseinandersetzung immer wieder erörtert: „Die Natur hat viele Möglichkeiten, den Menschen von seiner Sterblichkeit zu überzeugen - der unendliche Wechsel der Gezeiten, das Wüten des Sturmes, die Schrecken des Erdbebens, der rollende Donner des Himmels“.
Die vorliegende Auswahl wird mit einem Vorwort des österreichischen Schriftstellers Herbert Eisenreich eingeleitet, das diesen biologisch-materiellen Existenzkampf neben die menschlichen Tugenden in den Werken von Jack London stellt. Und so fesseln uns Zivilisationsverwöhnte des 21. Jahrhunderts diese abenteuerlichen Geschichten nicht nur durch ihre sprachlich und dramatisch überzeugende Gestaltungskraft, sie gewähren uns auch einen Blick in die menschlichen Tiefen.
Manfred Orlick