Barockarchitektur ist Raumkunst, Gesamtkunstwerk, Theater. Die technischen VorausSetzungen der Inszenierung bleiben in aller Regel verborgen. Dieses Buch eröffnet erstmals einen Einblick in die "Bühnenmaschinerie" der barocken Sakralbaukunst und erklärt die Bautechniken im Dachraum der südbayerischen Barockkirchen.
Kunst am Dach
Wer heute ein Gebäude konzipiert, braucht mindestens ein Diplom als Ingenieur, und selbst dann ist nicht gesagt, dass das Bauwerk auch hält und nicht gleich beim ersten Sturm das Dach davonfliegt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war der Zimmerer der Baufachmann schlechthin, seine Verantwortung reichte bis hinunter ins Fundament. Voller Hochachtung legen Stefan Holzer und Bernd Köck in ihrem Band „Meisterwerke barocker Bautechnik” die Leistung der Bauhandwerker in der Frühen Neuzeit dar. Holzer ist Professor für Ingenieurmathematik und -informatik, Köck sein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Münchner Bundeswehr-Universität. Zusammen haben die Autoren nicht nur die Dachstühle bedeutender südbayerischer Barockkirchen in Augenschein genommen, die für die Allgemeinheit nicht zugänglich sind, sondern auch die wichtigsten Lehrbücher des Zimmererhandwerks aus dem 17. und dem 18. Jahrhundert studiert. Für Bauhistoriker dürfte es eine verdienstvolle Arbeit sein, die sich Köck und Holzer aufgebürdet haben. Dem Laien flößt der Band Respekt vor der Leistung der Bauhandwerker ein, die ihre Zugkräne noch selber bauten und dabei reichlich Geschick bewiesen. rn
Bernd Köck, Stefan Holzer: Meisterwerke barocker Bautechnik, Schnell & Steiner, ISBN 978-3-7954-2035-2, 216 Seiten, 39,90 Euro
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