Die Komödie „Melancholicus“ des Leipziger Magisters Christian Bachmann aus dem Jahre 1611 liegt mit dieser zweisprachigen Ausgabe erstmals in vollständiger Übersetzung vor. Während das Stück formal im Wesentlichen dem Aufbau der römischen Komödie folgt und sich an den Vorgaben der zeitgenössischen Poetik in ihrer „docere-delectare-Dichotomie“ orientiert, erscheint es dennoch geradezu modern. Dies liegt zum einen an der geschickten Mischung der komischen Elemente, bei der sich burleske Szenen neben solchen mit feiner Ironie und raffiniertem Wortwitz befinden, so dass sie auch den heutigen Leser noch zum Schmunzeln bringen können, vor allem aber liegt es an der Feinzeichnung des melancholischen Charakters. Nach eigenen Angaben war es das Hauptziel des Verfassers mit seinem „Melancholicus“ einen Teilbereich der medizinischen Wissenschaft, nämlich die Temperamenten- und Viersäftelehre (Humoralpathologie) komödiantisch aufzubereiten. Hierbei ist es ihm gelungen, in der Darstellung des schrullig anmutenden Gelehrten einen typisierten Charakter zu gestalten, der unverbesserlich an seinen Marotten festhält und unweigerlich an die späteren Helden Molières, wie den eingebildeten Kranken, den Geizigen oder den Menschenfeind erinnert. Es ist kein anderer zeitgenössischer Autor bekannt, der eine derart psychologisch determinierte Hauptfigur zum Thema einer Komödie machte. Erscheidend ist hierbei außerdem, dass der Leipziger Magister seinen Protagonisten offenbar selbst ersonnen hat, ohne sich konkreter dramatischer Vorlagen zu bedienen. Darüber hinaus zeichnet sich Bachmanns Komödie durch eine weitere Besonderheit aus. Während vor allem der süddeutsche Raum durch das Jesuitendrama dominiert wird, deutet „Melancholicus“ auf eine interessante und bislang kaum beachtete Parallelentwicklung im mitteldeutsch-protestantischen Umfeld hin. Die Komödie entspricht zwar dem Belehrungsgebot der meisten Dramen dieser Zeit und bietet interessante Einblicke in die Medizintheorie, das Wissenschaftsverständnis und die Lebenswirklichkeit in der Zeit religiöser Wirren kurz vor Ausbruch des 30jährigen Krieges, entbehrt aber jeglicher religiös-dogmatischer Zielsetzung. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass dieses Stück auch heute noch zu unterhalten vermag. Es ist dem Autor somit in erstaunlicher Weise gelungen, sein Ziel, die Erkenntnis von Wahrheit in lustiger Form zu vermitteln, über die Zeitgrenzen hinweg zu erreichen.